„Wissen, dass wir anecken“Kölner übernehmen mit „Amabile“ nächstes Traditionslokal

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Marius Koch, Felix Reese und Nicolas Gottschalk (l.-r.) sind die neuen Betreiber des „Amabile“.

Köln – Erst im April eröffneten Marius Koch und Nicolas Gottschalk unter ihrer Dachmarke „Maniacs“ die Brüsseler Bar im Belgischen Viertel neu. Nur einige Monate später wagen sich die jungen Kölner an das nächste Traditionslokal: Auch das bekannte Restaurant „Amabile“ in der Nähe des Rathenauplatzes steht nun unter dem „Maniacs“-Schirm. Wie bereits beim Brüsseler wollen Koch und Gottschalk im Amabile den Charakter des Ladens erhalten, ihn aber gleichzeitig modernisieren. „Das ist die einzige Chance, das Veedel am Leben zu halten“, sagt Gottschalk. 

„Wir wissen, dass wir damit anecken, in bekannte Läden zu gehen“, erklärt der 31-Jährige. „Die Leute denken, jetzt kommen hier die jungen Hüpfer und drehen alles auf links. Dabei stecken wir wirklich unser Herz rein. Wenn niemand nachrückt, gibt es irgendwann nur noch Systemgastronomie.“

Ehemaliger Sous-Chef kocht wieder im Amabile

Für das neue-alte Amabile haben Koch und Gottschalk sich als Geschäftspartner den 27-jährigen Felix Reese dazu geholt. „Ich komme aus einer Gastro-Familie, habe im Studium immer in der Gastro gejobbt. Ich bin damit aufgewachsen“, sagt Reese. Nach dreieinhalb Jahren in der Schweiz wollte der gebürtige Kölner zurück in die Heimat, mit dem Amabile kam der perfekte Laden als Anreiz. 

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Der Außenbereich des Amabile in der Nähe des Rathenauplatzes.

Dass das Maniacs-Team auf das Restaurant gestoßen ist, war Zufall. „Ich war mit meiner Familie hier spazieren. Als der Laden auch nach den Lockdowns immer noch geschlossen war, habe ich mal durchs Fenster geguckt – und mich direkt in dieses Gründerzeithaus verliebt“, erzählt Nicolas Gottschalk. Das Amabile wurde zuvor von Vladimir Blanusa betrieben, Chefkoch war Sylvain Boudry. „Das war ein tolles Team hier, wir wissen, dass wir in große Fußstapfen treten. Vladi und Sylvain sind hier nicht raus, weil ihnen die Leute weggelaufen sind“, so Gottschalk. 

Französische Küche auf hohem Niveau

Dementsprechend behutsam soll das Konzept des Amabile aufgegriffen und aufgefrischt werden. Chefkoch ist der 35-jährige Marc Renner, der bereits über mehrere Jahre als Sous-Chef unter Sylvain Boudry kochte. Mit Jürgen Hocke konnte außerdem ein 26-jähriges Nachwuchstalent aus Stuttgart gewonnen werden. „Grundsätzlich ist unsere Küche französisch geprägt, es gibt aber auch immer mal wieder Cross-Over-Gerichte, beispielsweise mit asiatischem Touch“, so Felix Reese. 

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Auf der aktuellen Speisekarte: Gegrillter Pulpo auf geschmortem Chicorée, mit Orange, lila Kartoffelmousseline und Chips der Erde.

Auf der Speisekarte, die alle sechs bis acht Wochen wechselt, stehen aktuell gegrillter Pulpo mit geschmortem Chicorée, Orange und lila Kartoffelmousseline (23 Euro), Duroc-Schweinebauch mit knuspriger Haut, Malzjus, sautierten Pilzen, Meerrettich, Nussbutterpüree und Trüffel (34 Euro) oder Tagliarini mit italienischem Trüffel, Kräutersaitlingen und Zucchinistreifen (28 Euro). 

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Tagliarini mit italienischem Trüffel, Kräutersaitlingen und Zucchinistreifen.

Trotz steigender Energie- und Rohstoffpreise hat sich das Maniacs-Team bemüht, die Preise nicht zu stark anzuheben. Das Drei-Gang-Menü liegt bei 59 Euro pro Person. Zudem ist das Amabile kein großes Restaurant, in großen und damit günstigeren Mengen kann also nicht eingekauft werden. „Das ist kein Restaurant mit dem man reich wird, das macht man aus Leidenschaft. Die Gäste schätzen es aber wert, dass der Laden klein ist. Der kulinarische Anspruch der Stammgäste ist gleichzeitig hoch, sie sind viel gewohnt“, sagt Gottschalk. 

Weinbegleitung in ungewöhnlichen Kategorien

Daher wird gemeinsam mit Sommelière Claudia Stern die Weinkarte an die wechselnde Speisekarte angepasst. Stern war bereits zuvor Teil des Amabile. Neu an der Weinbegleitung ist allerdings, dass die Gäste die Weine nun nicht mehr nach Jahrgängen oder Anbaugebieten sortiert finden, sondern in Typen, in die sich die Gäste einordnen können, von „Pure Life“ (puristisch und analytisch) bis „Poshy Like Beckham“ (anspruchsvoll und ambitioniert). 

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Behutsam renoviert: Der Innenbereich des Lokals.

Dazu soll es demnächst verstärkt Themenabende mit Claudia Stern geben, um den Gästen Abwechslung zu bieten. Ambitionierte Pläne, hinter denen das Maniacs-Team aber steht. „Wir erarbeiten uns das alles jeden Tag“, sagt Nicolas Gottschalk. „Wenn man am Ende des Abends aber sieht, dass die Gäste zufrieden sind, lohnt sich alles“, ergänzt Felix Reese. 

Amabile, Görresstraße 2, 50674 Köln. Di-Sa 17.30 bis 00.30 Uhr, Küche bis 22.30 Uhr. Zahlung ausschließlich mit Karte. Reservierungen werden online entgegen genommen, unter restaurant-amabile.com/reservierung oder mit Bitte um Rückruf per E-Mail an amabile@manicas.de

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