Schmeckt's, Frau Floß?„Flo Salento“ – Geheimtipp für süditalienische Küche auf der Schäl Sick

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Inhaberin Rebecca Chiriatti steht in ihrem Restaurant, mit einem Teller Pasta in der Hand.

Rebecca Chiriatti betreibt das Flo Salento in Köln-Poll zusammen mit ihrer Schwester.

In dem Lokal in Poll wird hervorragend vegetarisch gekocht. In der Südstadt wäre das Restaurant immer rappelvoll, meint unsere Kolumnistin.

Mehrere aufmerksame Leser machten mich auf eine Neueröffnung auf der Poller Hauptstraße aufmerksam. In jeder Nachricht schwang eine gewisse Sorge mit, ob Lage und Konzept so gut zusammen passen. In der Südstadt oder dem Agnesviertel wäre das Flo Salento jeden Abend voll besetzt und am Wochenende würde das Reservierungsbuch aus allen Nähten platzen. Hier wird hervorragend süditalienisch gekocht. Alles ist hausgemacht und jeder Teller ist ein kleines Lehrstück in Sachen Salento.

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Noch wichtiger, bevor wir auf Salento zu sprechen kommen: es wird ausschließlich vegetarisch und vegan gekocht, nicht weil man auf Ersatzprodukte zurückgreift, sondern weil die Landesküche es vorgibt. Salento ist quasi der Absatz am italienischen Stiefel. Es gehört zu Apulien. Die Schwestern Roberta und Rebecca kommen aus der Provinz Lecce. Hier ist auch die namensgebende Katze „Flo“ beheimatet. Ihr Konterfei ziert die ein oder andere Wanddekoration.

Die Terrasse des Flo Salento an der Poller Hauptstraße

Die Terrasse des Flo Salento an der Poller Hauptstraße

Die Region ist für Getreide und Hülsenfrüchte bekannt, ganz besonders für verschiedene Brotvarianten. Das Flo Salento ist nicht einfach nur ein süditalienisches Restaurant, es agiert eigentlich eher als Kultur-Institut mit wahnsinnig leckeren Vokabelhilfen. Pittule zum Beispiel sind frittierte Teigbällchen, die mit Kapern, Oliven und Zwiebeln gefüllt werden. Man reicht sie zum Aperitivo. Quasi, um sich schon mal so ein bisschen warm zu essen. Sgagliozze ist auch eine neue Vokabel: frittierte Polenta. Ich kannte bisher nur die sizilianische Version: Panelle. Frisella lautet die nächste Lektion: eingeweichtes Brot, das anschließend wie Bruschetta belegt wird. Ich empfehle unbedingt die Vorspeisenplatte zum Einstieg.

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Die typische Pastafrom aus Apulien ist schon etwas bekannter: Orecchiette, die kleinen Öhrchen. Roberta und Rebecca formen doch tatsächlich jedes einzelne Nudelöhrchen von Hand. Ich habe mir ein einziges Mal diese Arbeit für zwei Portionen gemacht und völlig entnervt auf der Hälfte des ersten Tellers aufgegeben. Es gab dann doch Bandnudeln. Nicht so im Flo Salento. Die Orecchiette-Portion ist riesig und die fruchtig-würzige Tomatensauce mit Ricotta wärmt Leib und Seele.

Rot-weiß-karierte Tischdecken auf den eingedeckten Tischen im Innenraum des Flo Salento.

Rot-weiß-karierte Tischdecken im Innenraum des Flo Salento

Die letzte Vokabel für heute lautet Pignata. Damit ist kein mit Süßigkeiten gefülltes Pappmaché-Tier gemeint, sondern ein typischer Tontopf, in dem Gemüse und Hülsenfrüchte gegart werden. Zur Auswahl stehen Kichererbsen, Fava- und weiße Bohnen. Die Qual der Wahl. Reissalat mit schwarzen Oliven, Kartoffelsalat mit Roter Bete und Minze, hausgemachte Gnocchi, Focaccia – auf der Speisekarte im Flo Salento gibt es wirklich viel zu entdecken. Der Service berät total herzlich und man fühlt sich einfach nur willkommen. Das süße Highlight zum Schluss: die frisch gebackenen Mürbeteig-Törtchen mit lauwarmer Zitronencreme beamen einen direkt an die süditalienische Küste.

Fazit: Ein perfekter Ausflug nach Salento: herzlich, köstlich, liebenswert. Eine große Bereicherung für Poll. Bewertung: Fünf von sechs Punkte

Restaurant Flo Salento, Poller Hauptstraße 55, 51105 Köln, Öffnungszeiten: Di-So 16-22 Uhr, Tel: 0221/8305421

Meine Auswahl:

Ein Teller Orechiette-Nudeln mit Tomate und Ricotta.

Selbstgemachte Orechiette mit Tomate und Ricotta.

  • Antipasto salentino // Caponata, Bohnen in Essig, Frisseline mit Tomate, gebackene Zwiebeln, gebratene Kartoffeln, gegrillte Paprika, Pittule, Scattarisciato, Sceblasti und Sgagliozze // 20 Euro
  • Ricchiteddhe cu la recotta scanta // Orrichette mit Ricotta und Tomatensauce // 15,50 Euro
  • Ciceri e tria // Kichererbsen mit normaler und frittierter Pasta // 14 Euro
  • Tris di pasticciotti // Drei kleine Küchlein aus Mürbeteig mit Zitronen-, Cappuccino- und Schokoladencreme // 6,50 Euro
  • Briosè IGP Salento, Vecchia Torre // 0,2 l // 5,90 Euro
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