Ausstellung in Kölner SportmuseumBox-Kunst-Sammler verrät, wie viel er für Bild von Muhammad Ali ausgab

Lesezeit 6 Minuten
Box-Kunst-Sammler Ingo Wegerich

Box-Kunst-Sammler Ingo Wegerich zeigt in Köln auch Porträts von Vitali und Wladimir Klitschko, die entstanden, als die Brüder in die Hall of Fame des Boxens aufgenommen wurden.

Künstler malen Boxer, Boxer schaffen Kunst – und die ist jetzt im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln zu sehen.

Vielleicht nur ein Zufall, dass das Kölner Sportmuseum das Opening zu seiner Sonderschau „Legenden im Ring“ auf den Abend des 8. März legte. An diesem Tag ist nicht nur Weltfrauentag; zu diesem Datum jährte sich auch zum 53. Mal der „Fights of the Century“ zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier im New Yorker Madison Square Garden. 

Die Ausstellung zeigt 43 Bilder aus der Sammlung von Ingo Wegerich. Der Wirtschaftsanwalt aus Frankfurt bezeichnet sich selbst als „Liebhaber“ des Boxens und der Kunst. Schlüssig ist daraus sein Hobby entstanden, der 54-Jährige sammelt Box-Bilder. Rund 100 Originale nennt er sein Eigen, die Motive waren auf Magazin-Titelseiten, Kampfplakaten, Programmheften oder Eintrittskarten zu sehen. „Der Größte“, Muhammad Ali, ist in Köln gleich doppelt dabei: als Künstler und als Motiv.


Herr Wegerich, der 8. März ist ein denkwürdiger Tag für das Boxen, nicht nur, weil da Ihre Kunst-Ausstellung „Legenden im Ring“ im Deutschen Sport- und Olympiamuseum eröffnet wurde.

Ingo Wegerich: Tatsächlich ist das der 53. Jahrestag des ersten Kampfes zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier. Am 8. März 1971 fand der so genannte „Fight oft he Century“ statt. Zum 50. Jahrestag dieses Kampfes hatte das Ring-Magazine…

… die älteste noch existierende Box-Zeitschrift in den USA, die sich selbst als die „Bibel des Boxens“ bezeichnet…

… richtig. Die hatten zum 50. Jahrestag ein Bild beim Künstler Richard Slone in Auftrag gegeben, das den Kampf zwischen Ali und Frazier nochmal darstellen sollte. Unter anderem dieses Bild im Original wird in Köln zu sehen sein – neben weiteren 31 Ring-Covern, viele sind aus den 1930er, 40er und 50er Jahren. Außerdem zeige ich elf andere Bilder, darunter Porträts von Vitali und Wladimir Klitschko anlässlich ihrer Aufnahme in die Hall of Fame des Boxens. Auch die sind von Richard Slone, er malt seit 26 Jahren die Bilder, die auf die Programm-Cover bei den Hall-of-Fame-Ehrungen kommen.

Und Muhammad Ali kommt in Ihrer Ausstellung nicht nur als Motiv, sondern auch selbst als Künstler vor.

Ja, das ist der besondere Höhepunkt: Ich habe ein von Ali selbst gemaltes Bild. Das nennt sich „Die zwei Religionen“. Muhammad Ali wurde 1967 vom Avantgarde-Magazine gebeten, zu bestimmten Themen Bilder zu malen. Eines war zum Thema Religion. Darauf vergleicht er das Christentum und den Islam. Er war ja zum Islam konvertiert, dieses Bild ist quasi sein religiöses Bekenntnis in Kunstform.

Wie ist dieses Bild in Ihren Besitz gelangt?

Das habe ich auf einer Auktion gekauft. Ich fand das Bild spannend, weil es das politischste von ihm war. Das Thema Religion nahm in seinem Leben einen sehr großen Stellenwert ein. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Bild kaufen kann. Ich habe auf gut Glück mitgeboten – und habe es tatsächlich ersteigert.

Verraten Sie, was es gekostet hat?

Da das schon bekannt ist, ja: ich habe es für 25.000 Dollar bekommen. Das ist ein Preis, der aus meiner Sicht viel zu gering ist für den eigentlichen Wert des Bildes.

Ingo Wegerich (M.) bei Bilder-Übergabe ans Museum in Köln: Drei Männer halten drei Bilder vor sich, auf denen bei zweien Box-Szenen zu sehen sind, ein weiteres ist eine grafische Darstellung, auf der man die Türkische Flagge sieht.

Sammlier Ingo Wegerich (M.) bei der Bilder-Übergabe an das Sport-Museum in Köln, wo die Sonderschau am 9. März startet.

Was verbinden Sie mit Muhammad Ali? Selbst zum Boxfan sind Sie ja lange nach dessen großer Zeit geworden.

Muhammad Ali ist eine Lichtgestalt. An ihm fasziniert, wie er seine Werte verteidigt hat. Er hat ja nicht nur im Ring gekämpft, sondern vor allem für seinen Glauben, seine politische Weltauffassung. Es gibt viele Boxer, die verehrt werden, zum Beispiel Floyd Mayweather, der hat nie verloren und viel Geld verdient. Aber so jemand ist nicht unbedingt ein Herzens-Boxer. Die Menschen wollen Boxer sehen, die auch mal fallen und wieder aufstehen, die etwas überwinden.

Die Geschichten und Persönlichkeiten von Preisboxern faszinieren seit jeher Menschen aller Couleur. Warum hat das Boxen Sie gepackt?

Ich habe früher selbst Kampfsport gemacht, Karate, ich war mal Hochschul-Vizemeister für die Uni Hamburg. In der Zeit, als ich studiert habe, in den 1990er Jahren, hat in Hamburg Dariusz Michalczewski geboxt, da haben die Klitschko-Brüder geboxt, da ist man eben auch mal zu den Kämpfen gegangen und hat sich das angesehen. Ich fand das beeindruckend.

Warum?

Mann gegen Mann, das ist so etwas archaisches. Man bewundert diese Kämpfer, auch wenn man sich selbst nie in so einen Ring stellen würde. Ich fand auch schon immer sehr spannend, dass die Kunstwelt sehr eng mit der Boxwelt verwoben ist. In Berlin sind damals die ganzen Künstler zu den Kämpfen von Max Schmeling gegangen, viele Schriftsteller, etwa Ernest Hemingway oder Bertold Brecht, haben über das Boxen geschrieben.

Ich bin irgendwann auch in die USA gefahren, um dort Kämpfe zu sehen. Da habe ich Richard Slone getroffen und war gepackt von seinen Bildern. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen. Gerade für die großen Kämpfe in Amerika ist es Tradition, dass auf die Plakate, Programmhefte oder Eintrittskarten ein gemaltes Bild kommt.

Welches Bild ist Ihnen das liebste?

Das ist schwer zu sagen. Aber das von Max Schmeling ist für mich als Deutschen natürlich besonders. Es war 1936 Cover des Ring-Magazines, kurz nach seinem großen Kampf gegen Joe Louis. Ich zeige in Köln auch das Original des Bildes, das auf den Eintrittskarten des lukrativsten Boxkampfes der Geschichte abgebildet war: Floyd Mayweather gegen Manny Pacquiao. Größer war dann noch der Kampf von Mayweather gegen den damals besten MMA-Kämpfer, gegen Conor McGregor. Da habe ich das Bild, das auf dem offiziellen Kampfprogramm zu sehen war.

Was bedeutet Ihnen die Ausstellung in Köln? Es ist ja offenbar nicht so einfach, Museumsdirektoren davon zu überzeugen, dass Ihre Bilder mehr sind als bunte Plakate, dass sie Kunst sind.

Das ist für mich ein großer Schritt. Vor anderthalb Jahren habe ich meine Bilder in einem privaten Klub am Frankfurter Flughafen gezeigt. Jetzt in einem Museum auszustellen, hat natürlich eine ganz andere Bedeutung. Was ist Kunst? Das ist ja sehr subjektiv. Aber ich glaube, wenn viele Leute sich für ein Thema interessieren, dann ist das zumindest in den Augen dieser vielen Leute Kunst. Und auf Social Media folgen mir über 70.000 Menschen, die sich für diese Bilder begeistern. Ich freue mich sehr über die Ausstellung in Köln. Ich bin Idealist und finde es schön, wenn die Leute kommen, um meine Bilder zu sehen.

Mein Traum ist es, irgendwann eine bleibende Ausstellung im MGM in Las Vegas oder im Madison Square Garden zu bekommen. Die Bilder sind wunderschön und sehr dynamisch gemalt. Ich glaube, jeder kann mit dem Thema Kampf etwas anfangen, weil jeder für irgendwas kämpft in seinem Leben.


Die Sonderausstellung im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln: „Legenden im Ring. Box-Kunst, die umhaut“, 9. März bis 21. April 2024. Der Besuch ist im Eintrittspreis für das Museum (9,50 Euro Erwachsene, 6,50 Euro ermäßigt) enthalten, geöffnet Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, Im Zollhafen 1, 50678 Köln.

KStA abonnieren