Kiosk am Pariser PlatzBahnhofs-Büdchen in Gefahr

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Büdchenbetreiber Osman Akpinar hält in seinem Kiosk bis in den späten Abend die Stellung.

Büdchenbetreiber Osman Akpinar hält in seinem Kiosk bis in den späten Abend die Stellung.

Chorweiler – „Wie immer?“, das ist eine der am häufigsten gestellten Fragen von Osman Akpinar. Der Betreiber des Kiosks am Aufgang der S- und U-Bahn-Station auf dem Pariser Platz hat eine Menge Stammkunden, die oft täglich das gleiche kaufen: Kaugummi, Zigaretten, die Tageszeitung. Eine Sache ist jedoch zurzeit nicht „wie immer“. Es herrscht Uneinigkeit zwischen dem Mieter Akpinar und der DB Netz AG, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG, dem das kleine Ladenlokal gehört.

Der Kiosk-Besitzer will, dass das Büdchen eine Heizung und dickere Scheiben bekommt, „denn im Winter ist es hier eiskalt“, sagt er. Dabei möchte er von der Bahn finanzielle Unterstützung. Die Bahn sieht sich aber nicht in der Pflicht und hat den Mietvertrag mit Akpinar – der sich zwischenzeitlich in der Sache juristischen Beistand geholt hat – zum 30. September 2012 gekündigt. „Er (Akpinar, d.Red.) hätte auf eigene Kosten sanieren können. Das wollte er nicht, deswegen wurde der Mietvertrag gekündigt“, erläutert ein Bahnsprecher. Da der Betreiber das Büdchen vor vier Jahren ohne Heizung angemietet habe, „besteht für uns auch keine Nachrüstpflicht“, sagt der Sprecher weiter. Die Bahn hat Akpinar dennoch ein neues Mietangebot für den Kiosk mit verbesserten Konditionen unterbreitet, das er jedoch bislang noch nicht unterschrieben hat.

10000 Euro investiert

Die fehlende Unterschrift bestätigt der Kioskbesitzer, möchte aber die genauen Gründe und Details des neuen Mietangebots nicht preisgeben, da er derzeit mit seinem Anwalt berate, ob er den Vertrag unterzeichne oder nicht. Nur soviel: „Es wäre schön, wenn die Bahn renoviert oder die Miete senkt.“ Nach eigenen Angaben zahlt Akpinar monatlich 2000 Euro für den Kiosk, zu dem auch ein Lagerraum gegenüber gehört. Seit er das Büdchen vor vier Jahren übernahm, habe er rund 10000 Euro in die Renovierung investiert, unter anderem den Innenraum gestrichen und Fliesenboden verlegt. „Der Kiosk ist meine Existenz. Ich habe zwei Mitarbeiter, für die ich Verantwortung trage, ich möchte das nicht aufgeben“, betont Akpinar. „Ich verkaufe nicht nur einfach Süßigkeiten, Zeitschriften und Zigaretten, bin auch Auskunft, Wechselstube und Kummerkasten“, sagt der Betreiber, der seit 40 Jahren in Seeberg lebt und dort zur Schule gegangen ist. „Und ich achte darauf, dass sich die Leute um den Kiosk herum benehmen.“

Täglich von 6 bis 23 Uhr

Täglich von 6 bis 23 Uhr hat Akpinar geöffnet. In der Zeit habe er ein wachsames Auge auf seine direkte Umgebung. „Besonders die Damen haben oft Angst, wenn sie abends aus der U-Bahn-Station auf den dann dunklen und menschenleeren Pariser Platz kommen. Sie freuen sich, wenn sie sehen, dass im Kiosk noch Licht brennt“, berichtet der Händler. „Der Kiosk ist ganz wichtig für die soziale Kontrolle an diesem Ort“, findet Chorweilers Bezirksjugendpflegerin Martina Zuber-Goljuie. „Spätabends ist hier nichts los. Aber er hält die Stellung und vermittelt durch seine Präsenz Sicherheit“, sagt sie. Unterstützung erhält Akpinar auch von der Bezirksvertretung Chorweiler. „Der Kiosk ist ein wichtiger Kommunikationspunkt“, betonte Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen, bei der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums. Nach Meinung von Wilfried Neumann (CDU) müsse das Büdchen wegen seiner „sozialen Funktion“ dringend erhalten bleiben sowie eine Einigung im Streit zwischen Akpinar und Bahn erzielt werden, fordert er.

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