„Ich habe mich schuldig gefühlt“Kölnerin designt Kissen zum Masturbieren – und bekommt Sonderpreis

Lesezeit 2 Minuten
Sanja Zündorf steht mit einem bunten Kissen im Arm vor dem Bild von mehreren Frauen, die inmitten von Kissen liegen.

Sanja Zündorf hat Kissen designt, mit denen Frauen masturbieren können.

Für ihr Projekt „entzück dich selbst“ hat Sanja Zündorf einen Sonderpreis beim Kölner Designpreis gewonnen.

Sanja Zündorf hat eine Mission: Sie will die weibliche Masturbation enttabuisieren – insbesondere die, die scheinbar nicht der Norm entspricht. Mit ihrem Projekt „entzück dich selbst“ hat die 30-Jährige auch die Jury des Kölner Designpreises überzeugt und einen Sonderpreis gewonnen. Der Kölner Designpreis zeichnet die innovativsten und besten Abschlussarbeiten der Kölner Nachwuchsdesignerinnen und -designer eines Jahrgangs aus.

Zündorf hat für ihre Masterarbeit an der Köln International School of Design (KISD, Institut der Technischen Hochschule Köln) Kissen designt, mit denen Frauen masturbieren können. Wie kommt man auf solch eine Idee? Die Kölnerin habe sich 2019 das erste Mal im Rahmen ihres Studiums mit weiblicher Masturbation auseinandergesetzt. Ihr Antrieb bei der Themenwahl ist ein persönlicher: „Als ich angefangen habe zu masturbieren, habe ich mich schuldig gefühlt.“ Es habe lange gedauert, die Blockaden und Scham abzubauen.

Köln: Masturbation ist bei vielen Frauen mit Scham verbunden

Sie wollte sich weiter mit dem Thema auseinandersetzen, hat später eine Umfrage mit rund 500 Frauen und Personen mit Vulva gemacht. Vor der Umfrage habe sie noch nie davon gehört, dass Frauen zur Masturbation auf einem Kissen reiten. „Aber das wurde am häufigsten genannt und war gleichzeitig am stärksten mit Scham verbunden.“

Um die Masturbation mit Kissen aus der Tabuzone zu holen, hat sie ihre Kissen entworfen. In Grün, Orange oder Blau: Ihre Kreationen kommen bunt und spielerisch daher. „Es sollte nicht erotisch aussehen. Denn du musst beim Masturbieren nicht sexy sein. Das machst du nur für dich.“

Vor rund einer Woche stellte Zündorf ihr Projekt erstmals beim Designpreis vor. Bis Sonntag wurde es im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) ausgestellt. Die Reaktionen im Museum, aber auch auf der Social-Media-Plattform Instagram hätten sie überwältigt: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell so abgeht.“ Verkauft habe Zündorf, die sonst als Brand Managerin für den Kölner Designer Jonas Stickann arbeitet, seitdem zwölf ihrer Kissen. Noch näht sie alles per Hand, sie sei aber in Gesprächen mit möglichen Partnern für die Produktion.

Zündorf wolle es aber langsam angehen. „Ich bin Designerin, keine Businessfrau.“ Und viel wichtiger als der Verkauf sei ihr ohnehin, dass ihre Kissen Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und die vielen möglichen Arten der weiblichen Masturbation enttabuisieren.

KStA abonnieren