Beliebter Treffpunkt in Köln-BickendorfDas „Herzhäuschen” feiert ersten Geburtstag

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Carmen-Marie Zens und Christoph Wehr vom Herzhäuschen mit Mitarbeiterin Mia Lamperts (v.l.) 

Köln-Bickendorf – Seit das Café Herzhäuschen im Mathilde-Herz-Weg im letzten Jahr eröffnete, hat sich viel getan: Das kleine Lokal ist inzwischen zu einem beliebten Treffpunkt im Veedel geworden, neben Kaffee und selbstgemachtem Kuchen stehen auch herzhafte Speisen und verschiedene Biere auf der Karte. Eines aber, so sagt es Mitbetreiber Christoph Wehr, hat sich nicht verändert: „Wir wollen immer, dass es unseren Gästen schmeckt”, erklärt der 58-Jährige, „es freut mich jedes Mal, wenn unser Kaffee und unsere Kuchen gut ankommen.”

Genossenschaftlich geführtes Café in Köln-Bickendorf

Wehr betreibt das Café Herzhäuschen zusammen mit fünf weiteren Mitstreitern, die das Lokal in Form einer genossenschaftlich organisierten Gemeinschaft leiten. Zusammen legen sie zum Beispiel fest, welche Kölsch-Sorte angeboten werden soll, wie die Einrichtung aussieht und welche kulturellen Veranstaltungen im Café stattfinden sollen. Die Kultur nämlich hat im Herzhäuschen einen großen Stellenwert, auch im letzten Jahr fanden bereits Lesungen, Kunstausstellungen und Konzerte statt: „Wir sind aber immer auf der Suche nach Kunst- und Kulturschaffenden, die ihre Arbeit bei uns präsentieren wollen”, sagt Wehr.

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Im letzten Jahr eröffnete das Café Herzhäuschen. 

Er und die anderen Betreiber des Cafés kümmern sich nebenberuflich um das Lokal, betreiben es also in ihrer Freizeit. Christoph Wehr selbst ist als Schauspieler tätig, spielt Theater. Das lasse sich gut mit der Arbeit im Café in Einklang bringen, natürlich aber ist der Aufwand nicht zu unterschätzen. Deswegen freuen sich die Genossinnen und Genossen, dass ihre Arbeit im Veedel auf großen Zuspruch stößt: „Wir haben treue Stammkunden und kriegen sehr viel positives Feedback”, erzählt Wehr, „von Anfang an war klar, dass es hier in Bickendorf einen großen Bedarf nach einem solchen Café gibt.”

Um sich bei den Menschen aus dem Viertel zu bedanken und um den einjährigen Geburtstag des Herzhäuschens zu feiern, laden die Betreiber am Freitag, 19. August, zu einer kleinen Feier ein: „Es gibt Bier, Sekt und Musik, damit wir zusammen auf den Geburtstag anstoßen können”, so Wehr.

Auch wenn nun also das einjährige Jubiläum des Cafés gefeiert wird, reicht die Historie des kleinen Häuschens selbst viel weiter zurück: Es erinnert an die Familie Herz, die hier lebte und 1941 wegen ihres jüdischen Glaubens deportiert wurde - Mathilde und Albert Herz, sowie fünf weitere Mitglieder der Familie. Mathilde Herz, nach der ebenfalls die Straße benannt ist, wurde im Mai 1942 von den Nationalsozialisten ermordet, auch die restliche Familie überlebte nicht.

Das ursprüngliche Wohnhaus der Familie, das aus dem 19. Jahrhundert stammte, wurde 2018 abgerissen, dann wurde das historische Gebäude rekonstruiert. Das Café Herzhäuschen soll so auch ein Ort sein, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können, an dem jeder willkommen ist. Angesichts des nach wie vor vorhandenen Antisemitismus und Rassismus wollen die Betreiber auch ein Zeichen setzen - an den Wänden des Schankraums stehen in großen Lettern die Menschenrechte geschrieben, Infotafeln erläutern die Geschichte des Häuschen und das Schicksal der Familie Herz. Kaffee- und Erinnerungskultur gehen im Herzhäuschen also Hand in Hand.

Café Herzhäuschen, Mathilde-Herz-Weg 32, geöffnet mittwochs, donnerstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie freitags und samstags von 10 bis 20 Uhr. Montag und Dienstag sind Ruhetage. https://www.herzhaeuschen.de

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