„Alle sind offen und sympathisch“So lief das zweite „Neue Wellen“-Festival im Odonien

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Vor der Bühne stehen Dutzende Besucher.

Bei dem Festival standen Musik und eine Lesung auf dem Programm. Hier der Auftritt von Brenda Blitz.

Rund 600 Menschen feierten am Wochenende in Köln-Ehrenfeld zu Indie-Pop, Hip-Hop und Schlager. Wer wollte, konnte sich auch tä­to­wie­ren lassen.

Am Eingang des Odoniens rankt in roten und weißen Buchstaben die Aufschrift „Neue Wellen“. Rechts daneben ein rotes Herz. Das gleichnamige Festival findet zum zweiten Mal in Ehrenfeld statt. Rund 600 Menschen feiern am Samstag bei Indie-Pop, Hip-Hop und Schlager. Nachdem im April die erste Ausgabe in der Rufffactory bereits erfolgreich verlaufen war, sind nun auch im größeren Odonien fast alle Karten ausverkauft. Auf dem Außengelände spielen über neun Stunden lang sieben Acts. 

Trotz Regen feiern Besucher auf dem Kölner Festival

„Es ist eine coole Stimmung“, so Patrik Thies, der zusammen mit Joshua von Söhnen die Veranstaltung organisiert. Das wechselhafte Wetter hält die Menschen nicht vom Feiern ab. Trotz des Schauers tanzen sie vor der Bühne. „Wir haben kurzfristig Pavillons, große Zelte und Regenponchos organisiert“, sagt von Söhnen. Um die 200 Regenponchos verteilen sie an Besucherinnen und Besucher. 

Die beiden Organisatoren stehen vor einem Bauzaun.

Patrik Thies (l.) und Joshua von Söhnen haben das Event organisiert.

Das musikalische Angebot ist bunt. Es reicht von Indie-Pop über Elektro bis hin zu Schlager. Den Auftakt macht die Band Jean Baker aus Köln mit einer Mischung aus Indie-Pop und Folk. „Es war richtig schön, sie auf einer großen Bühne zu sehen, mit einer großen Anlage“, sagt Thies. Die beiden Veranstalter freuen sich besonders über ihren Auftritt. Die Bandmitglieder sind Freunde von ihnen. Mit dem Newcomer „Ein Rosenkavalier“ gibt es auch das erste Mal einen Schlager-Act auf dem Festival. „Rosenkavalier war der Wahnsinn“, erzählt von Söhnen begeistert. Musiker Luis Ake ist für ihn ein persönliches Highlight. Sein Stil habe etwas Sarkastisches und sei eine Mischung aus verschiedenen Genres. 

Futurebae als krönender Abschluss bei „Neue Wellen“

Der Sänger Donkey Kid aus Berlin überzeugt mit seinen nostalgischen Sounds, die an alte Zeiten erinnern. Die Wave-Pop-Künstlerin Brenda Blitz animiert mit einer kleinen Choreografie zum Tanzen und reißt das Publikum dabei mit einigen unveröffentlichten Songs mit. Zum Schluss performt die Sängerin Futurebae. Sie spielt einen Remix aus einem der bekanntesten Songs „Immer Sommer“, bei dem das Publikum ausgelassen feiert. „Futurebae war die richtige Headlinerin und hat am Ende noch so richtig gut gepasst, als die Sonne wieder rauskam“, so Thies.

Wie im April können sich die Festivalgäste bei der Tätowiererin Helena Huber eine besondere Erinnerung an den Tag stechen lassen. Auch die Künstlergruppe „Rave Aerobic“ ist wieder mit dabei. Sie tanzen gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern im Stil der 80er zu Aerobic-Beats auf der Bühne. Statt einer Kunstausstellung wie beim letzten Mal organisierten von Söhnen und Thies dieses Mal eine Lesung. „Wir dachten, das Gelände ist schon eine Ausstellung an sich“, sagt von Söhnen. „Es ist das erste Mal, dass wir eine Lesung haben.“

Lesung von Nadine Primo über Grenzen und Selbstfindung

Nadine Primo ist freie Autorin, Kolumnistin und Model. Aus Berlin angereist liest sie aus ihrem kürzlich erschienen Buch „Konsens ist sexy – Von persönlichen Grenzen und weiblicher Lust“. Darin schreibt sie über alternative Beziehungskonzepte, Selbstfindung, Grenzen und Kritik an gesellschaftlichen Strukturen. „Grenzen setzen will gelernt sein“, so Primo, die an Verständnis und Menschlichkeit in der Gesellschaft appelliert und Mut macht, eigene Grenzen zu setzen.

Zwei Frauen unterhalten sich auf der Bühne.

Moderatorin Anne Pfundt (l.) und Autorin Nadine Primo bei der Lesung.

Sie berichtet davon, wie sie als bisexuelle Frau eine Seite von sich entdeckt habe, die sie lange unterdrückt hatte, und was sie in einem Jahr in der Achtsamkeitsbewegung gelernt habe. „Mega interessantes Thema und es war sehr offen, wie sie davon erzählt hat“, sagt Hannah Zukunft, Besucherin auf dem Festival. Die Lesung war für sie ein Höhepunkt der Veranstaltung. Von der Atmosphäre ist sie ebenfalls begeistert: „Ich finde es total schön, alle sind offen und sympathisch.“ 

Für das nächste „Neue Wellen“-Festival haben von Söhnen und Thies schon einen Termin festgelegt. Von Ehrenfeld geht es nach Kalk. Am 2. März findet die Veranstaltung in der Indoor-Location Brauwelt Köln statt. Es werde wahrscheinlich elektronischer mit einem Abendprogramm, Live-Acts und anschließender Party, so Thies. Ab den kommenden Wochen kann man bereits Karten für das Event über die Webseite www.neuewellen.de kaufen.

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