Faire Mode statt Fast FashionKleiderei in Köln verleiht Klamotten im Abonnement

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Die Kleiderei in Köln-Ehrenfeld

Köln-Ehrenfeld – Eigentlich ist die Geschichte mit Sankt Martin und dem geteilten Mantel noch längst nicht auserzählt. In der „Kleiderei“ in Ehrenfeld werden auch 2020 noch Mäntel geteilt. Sogar ganzjährig. Und längst nicht nur Mäntel: Fashion-Sharing heißt das Konzept, das Geschäftsführerin Lena Schröder dort zum Erfolgsmodell gemacht hat: In Anlehnung an das Pendant der Bücherei können die Kunden der Kleiderei gegen einen Monatsbeitrag von 29 Euro immer jeweils vier Kleidungsstücke gleichzeitig ausleihen. So lange sie möchten und so oft sie möchten. Das Abo ist monatlich kündbar.

„Stil hast Du, Kleider leihst du“, heißt das selbst gewählte Motto der „Kleiderei“, Wer mitmacht, nutzt einen gemeinschaftlichen Kleiderschrank. Darunter sind Schülerinnen und Studentinnen genauso wie über 60-Jährige, die sich mal ein wenig ausprobieren möchten. 

Kölner Kleiderei bietet Fair Fashion für alle

Das Sortiment reicht von Alltagskleidung bis zu Kleidung für einen bestimmten Anlass. Vom Businesskostüm bis zu Vintage-Style oder schlichten Jeans - Skinny oder mit Schlag. Oder jetzt gerade gefragt: Winterjacken und Parkas. Auch der passende Schmuck dazu kann geliehen werden. Der Schwerpunkt liegt aber auf Alltagskleidung. Die studierte Modedesignerin hat ein Auge für Trends und legt ein besonderes Augenmerk auf Fair Fashion und auf Qualität. „Die Kunst ist, Stücke auszusuchen, die bei den vorwiegend weiblichen Kunden ankommen“, erzählt sie. Und wer sich dann tatsächlich dauerhaft in ein Leihstück verliebt, der hat auch die Option, es mit Rabatt zu kaufen. 

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Lena Schröder (links) in der Kleiderei in Ehrenfeld.

300 Kölner haben Abos abgeschlossen

Das Konzept kommt super an: 300 Kölnerinnen und Kölner haben ein Abo und kleiden sich hier regelmäßig ein. Tendenz konstant steigend. Weil sich die  Idee wachsender Nachfrage erfreut, hat Schröder mit ihren inzwischen vier fest angestellten   Kolleginnen jetzt ein Franchise-Konzept entwickelt. Ab dem nächsten Jahr sollen außer in Freiburg noch in weiteren  Städten Kleidereien nach dem Kölner Konzept entstehen - im Gespräch sind etwa Berlin und Wien. „Hinter dem so einfach wirkenden Konzept steht ganz viel Logistik und Software“, sagt Schröder. 

Die Kleidung muss beschafft, das Verleihsystem organisiert und die Retouren müssen gewaschen werden. Aus 20.000 Kleidungsstücken können die Abonnenten wählen. Ein Teil davon sind Retouren von Kollektionen fairer Modemarken  wie etwa Lanius, die mit der „Kleiderei“ eine Partnerschaft eingegangen sind. Auf diese Art will Schröder den Abonnenten die Möglichkeit bieten, faire Modelabels kennen zu lernen, die sie sich sonst erst mal vielleicht nicht leisten würden. 

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In der Kleiderei kann man aus 20.000 verschiedenen Artikeln auswählen.

Kleiderspenden landen auch im Sortiment

Die andere Säulen sind Kleiderspenden: „Fehlkäufe, die jeder immer mal wieder tätigt, finden bei uns ein neues Zuhause“, so Schröder. Hochwertig sollten sie sein und intakt. Dabei hat sich die Kooperation mit der Deutschen Kleiderstiftung bewährt: Aus den Kleiderspenden sucht sich Schröder das heraus, was in ihr Konzept passt, der Rest geht an die Stiftung, wo mit dem Erlös aus der Verwertung Kleiderkammern und soziale Projekt unterstütz werden.

„Fast-Fashion-Wahnsinn“

Den Machern der Kleiderei geht es nicht nur  ums Geldverdienen, sondern vor allem auch um politische Arbeit: Sie wollen Bewusstsein für nachhaltigen Modekonsum  schaffen. „Unser Ziel ist es, den Überschuss an Textilien sinnvoll im Kreislauf zu halten.“ Und außerdem  Alternativen zum ständigen Neukauf und zum „Fast Fashion-Wahnsinn“ zu bieten.   Billigtextilien und Massenkäufe haben  Auswirkungen  auf die Umwelt und auf die Lebensbedingungen von unterbezahlten Textilarbeiterinnen in Produktionsländern wie  Bangladesch. Auch für solche Themen sollen die Kunden sensibilisiert werden.

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Kleiderei veranstaltet Kleidertauschparty

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www.kleiderei.com

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