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Final Four in KölnMagdeburg gelingt Coup gegen Barça – Wolff macht Traum-Finale perfekt

Lesezeit 6 Minuten
SC Magdeburg Jubel nach Spielende

Im 7-Meter-Krimi setzten sich die Magdeburg-Spieler gegen den Titelfavoriten Barça durch.

Der SC Magdeburg gewinnt den 7-Meter-Krimi gegen den zweifachen Titelverteidiger. Wolff setzt sich gegen den PSG-Keeper Palicka durch.

Der deutsche Vizemeister SC Magdeburg hat den elfmaligen Champions-League-Sieger FC Barcelona in einem packenden Halbfinale in der Kölner Lanxess-Arena besiegt. Die Grün-Roten setzten sich knapp mit 40:39 (38:38, 31:31, 16:18) gegen den Favoriten aus Spanien durch. Nach dem 7-Meter-Krimi ziehen die Magdeburger zum ersten Mal ins Endspiel der Final Four ein und hoffen auf den ersten CL-Titel seit mehr als 20 Jahren. Nationalspieler Lukas Mertens sagte nach dem Spiel: „Ich habe immer noch Gänsehaut. Ich dachte, ich hätte im Final Four schon alles gesehen. Unfassbar.“

Final Four: Barça in der ersten Hälfte effizienter gegen SCM

Die knapp 20.000 Zuschauer erlebten von Beginn einen Schlagabtausch auf höchstem Niveau. Keeper Mike Jensen hielt in der 5. Minute famos gegen Barça-Star Dika Mem und leitete dadurch einen erfolgreichen Konter ein. Davon ließ sich Mem aber nicht verunsichern. Mit einem schönen Reboundtor (8. Minute), einem technisch schwierigen Assist (10.) und einem kreativen Dribbel-Wurf (29.) zeigte er seine Klasse.

Mem, Aleix und Ludovic Fabregas setzten immer wieder Akzente und spielten ihre Schnelligkeit im Konter aus. Beim Gang in die Kabine sich mussten die Magdeburger mit einer schnell gesunkenen Wurfeffizienz beschäftigen: Obwohl vier Würfen Vorsprung lagen sie nach 30 Minuten mit 16:18 zurück.

Kristjansson kugelt sich Schulter aus und fällt im Finale aus

Barça konnte seinen 3-Tore-Puffer aber nicht lange halten. Ein schöner Spielzug und ein Steal von Mertens sowie ein Torwarttor durch Nikola Portner sorgten für den 21:21-Ausgleich in der 38. Minute. Danach gaben die deutschen Vizemeister den Takt an. Der überragende Magnus Saugtrop blockte mehrfach Barças Angriff ab. Das Tor in der 41. Minute brachte die Arena zum Beben, es war der erste Vorsprung für die Magdeburger seit dem 7:6.

Kurz danach nahmen zwei verletzungsbedingte Pausen etwas die Luft aus dem Spiel. Er humpelte Mem verletzt vom Feld. In den neun Minuten, in denen er behandelt wurde, konnte sein Team die 1-Tor-Führung verteidigen.

Vier Minuten vor Schluss blieb der Magdeburger Gisli Kristjansson nach einem Block von Thiagus Gonçalves auf dem Boden liegen. Mit einer ausgekugelten Schulter verließ er das Spiel. Ohne den besten Spieler der abgelaufenen Bundesliga-Saison zitterten sich die Grün-Roten in die Verlängerung. Sein Trainer Bennet Wiegert sagte nach dem Spiel: „Es tut verdammt weh, denn das wird eine lange Ausfallzeit. Aber wir werden für ihn da sein und versuchen, das Finale auch für ihn zu gewinnen.“

Lanxess-Arena explodiert nach 7-Meter-Parade

So gingen beide Teams ohne ihre Zehner in die Verlängerung. Die Magdeburger verloren sogar noch den wichtigen Verteidiger O'Sullivan wegen einer 2-Minuten-Strafe. Nichtsdestotrotz führten sie zwischenzeitlich mit zwei Toren. Magdeburg wirkte in der Verlängerung frischer, schaffte mehrfach den Vorsprung, konnte sich aber nicht entscheidend absetzen.

Auf beiden Seiten war es der schiere Wille, der die Spieler dazu verhalf, den Ball ins Netz zu drücken. Doch letztlich musste die Entscheidung vom Siebenmeterpunkt fallen. Drei der ersten vier Würfe gingen ins Netz, einer für Barça, zwei für den SCM, danach traf kein Spieler mehr. Den entscheidenden Wurf von Fabregas hielt Magdeburgs Nummer 1 Mike Jensen und brachte so die Kölner Lanxess-Arena zum Explodieren. „Ich bin verdammt stolz darauf, was die Jungs aus sich herausholen und für einen Charakter zeigen. Ich hoffe, sie belohnen sich am Sonntag dafür“, sagte Wiegert. Im Finale am Sonntag in Köln winkt nun der zweite Triumph in der Königsklasse nach 2002.

Final Four: Duell der Riesen zwischen PSG und Kielce

Dort wartet Vive Kielce auf sie, die sich im zweiten Halbfinale des Tages mit 25:24 (16:14) gegen Paris Saint-Germain durchsetzten. Nationaltorhüter Andreas Wolff lieferte sich einen Schlagabtausch mit PSG-Keeper Andreas Palicka. Beide parierten zwölf Würfe und somit mehr als jeden dritten Wurf. Das Team um den deutschen Keeper rang aber die aus Katar finanzierten Franzosen nieder und sorgte so für das perfekte Finale aus deutscher Sicht. Wolff zollte dem Finalgegner Respekt: „Meiner Meinung nach werden wir morgen auf die gefährlichste Mannschaft treffen. Wie sie heute gespielt haben, ist erstaunlich, und der Charakter, den sie in den letzten zwei Jahren gezeigt haben, ist unglaublich.“

Zu Beginn des Halbfinals dominierte ein Duell auf höchster Höhe. Der 2,15 Meter große PSG-Zehner Dainis Kristopans traf schnell zweimal über die polnische Abwehr. Kielce fand jedoch mit dem nur drei Zentimeter kleineren Tomasz Gebala ein Gegenmittel. Die Verteidigung um Gebala stellte sich immer öfter in den Weg der Pariser. Auf der anderen Seite brachten die Angreifer Alex und Daniel Dujshebaev die Arena mit einem kreativen Kempa ins Staunen.

Kielce baut gegen PSG 3-Tore-Puffer auf

Nur kurze Zeit später rückten die zwei Torhüter in den Fokus der Partie. Mit einer Glanzparade verstummte PSG-Keeper Palicka die gelbe Arena-Ecke der etwa 1.500 polnischen Fans. Kurze Zeit später riss Andreas Wolff den Fuß über seinen Kopf, um einen Gegenangriff von Kristopans zu stoppen. Der deutsche Nationaltorwart war der entscheidende Faktor für die 16:14-Halbzeitführung für Kielce.

Der Beginn der zweiten Halbzeit war von Fehlern auf beiden Seiten geprägt. Es dauerte 5:51 Minuten, bis Alex Dujshebaev das erste Tor erzielte. Kielce baute sich ein 3-Tore-Puffer auf. Der zehnfache französische Meister aus Paris benötigte gar knapp neun Minuten, um das erste Mal an Wolff vorbeizukommen.

Final Four: Andreas Wolff drückt seinen Stempel aufs Halbfinale

Paris suchte verzweifelt nach einem Weg an Wolff vorbei. Ein Torwarttor von Palicka schien zwischenzeitlich die einzige Lösung zu sein. Dann drehte Rückraumspieler Elohim Prandi auf. Er traf für die Pariser in den wichtigen Momenten das Netz und brachte sie zurück ins Spiel. Die 21:20-Führung in der 50. Minute war die ersten seit der ersten Hälfte.

Ab der 54. Minute schafften es die Pariser jedoch nicht mehr, in Führung zu gelangen. In der Schlussphase sahen die Zuschauer hochintensive Zweikämpfe und Glanzparaden auf beiden Seiten. Das entscheidende Tor fiel in der 59. Minute. PSG-Ersatzkeeper Jannick Green, der bereits zwei Siebenmeterwürfe gehalten hatte, stellte sich zum Strafwurf vor Arkadiusz Moryto auf. Der Pole traf aber und sorgte für den 25:24 Endstand.

In den letzten 30 Sekunden drückte Wolff dem Spiel nochmal seinen Stempel auf. Gleich zwei Pariser Angriffe blockte er ab, einen davon in der letzten Sekunde. Kurz nach Abpfiff sagte Wolff: „Ich habe gesehen, dass noch 20 Sekunden übrig waren, und ich hatte das Gefühl, dass ich konzentriert bleiben musste. Tomasz Gebala hat mir geholfen und den Ball ein wenig geblockt, aber gegen Prandi war er ein toller Schütze und das hat mir ein wenig geholfen.“

Damit sorgte Wolff für das perfekte Endspiel für die deutschen Heimfans. Am Sonntag trifft, nach dem Spiel um Platz drei (15.15 Uhr) zwischen FC Barcelona und PSG, der SC Magdeburg auf Wolffs Team aus Kielce.

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