Gäste abzugeben – nur in gute Hände

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Neuehrenfeld –  „Ich will jemanden finden, der sich gut um meine Gäste kümmert“ – Gastwirt David Black macht sich den Abschied aus dem Lokal „Moselstübchen“ nicht leicht. Doch eine Anzeige ist geschaltet, die Suche nach einem Nachfolger läuft. Interessenten werden aber genau unter die Lupe genommen. Es muss einiges passen, wenn ein neuer Wirt oder eine neue Wirtin die Gaststätte übernimmt, die eine Art Entree von Neuehrenfeld darstellt. Das ist auch gut so, wenn auch nicht selbstverständlich. Die kleine Kneipe in der Landmannstraße 3 ist schon seit mehr als 60 Jahren eine Institution im Viertel. Als Weinstube begründet von Josef Junglen, Weinhändler und echter „Moselaner“.

Als David Black die Kneipe vor zweieinhalb Jahren übernahm, floss längst vorwiegend Kölsch durch die Kehlen der Gäste. Trotzdem schien es, als würde sich in der Kneipengeschichte wieder ein Kreis schließen, denn Black stammt ebenfalls von der Mosel.

Gastronomie wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Er ist gelernter Koch und studierter Hotelfachwirt. An der Landmannstraße hatte er vis a vis schon mit dem Familiencafé „Herr Landmann“ das Viertel und seine Menschen kennenlernen können.„Der Start im Moselstübchen war dennoch hart“, erinnert er sich. Eine festgefügte Schar von Stammgästen kehrt mitunter täglich hier ein. Die Älteren, deren Name am Stuhl oder Barhocker eingefräst scheint. Die Stammtische aus Knoblern oder Skatspielern, die noch vor kurzem wieder für den Rest des Jahres einen bestimmten Wochentag für sich reservierten. Schließlich die wöchentlich einfallenden Fußballfreunde, die das Moselstübchen in eine Südkurve verwandeln.

David Blacks Vorgänger hatte als eingefleischter FC-Fan dem Geißbock-Anhang ein Wohnzimmer geschaffen. Sie alle reagierten zunächst skeptisch und zurückhaltend. „Aber ich weiß, wie man die Leute ansprechen muss“, sagt der 33-Jährige Gastronom selbstbewusst. Und wenn man ihn ein, zwei Geschichten aus dem Viertel erzählen hört, spürt man, wie gut er die Sprache der Menschen versteht. Auch wenn das Moselfränkische immer mal ein klein wenig anklingt.

Verändern musste er wenig, denn der Umsatz war stabil. Doch er hat verstanden, dass die Schar der Stammgäste zwar groß sein mag, aber dass sie eben auch mit der Zeit abnimmt, wenn man als Wirt die Hände in den Schoß legt. „Wenn hier Junge und Alte zusammensitzen, ist das doch das Beste, was passieren kann“, sagt er und denkt dabei nicht nur an sich. „Du hast als Gastwirt auch eine Verpflichtung deinen Gästen und dem Viertel gegenüber. Die Leute sollen hier ins Gespräch kommen“, sagt er.

Die Gaststätte hat er behutsam renoviert. Lose Kabel verschwanden. Die Bilderdekoration wurde dezent aufgehübscht und bei den Getränken führte er – neben gut gezapftem Kölsch – immer mal etwas Neues ein. Mit der Zeit entdeckte auch das jüngere Publikum die Kneipe und ließen sich weder vom altehrwürdigen Namen, noch vom immer noch sehr klassischen Mobiliar abschrecken. Da gibt es junge Mitarbeiter aus dem Krankenhaus gegenüber, die mal zum Feierabendbier kommen oder die „Vorglüher“ auf dem Weg in die Ehrenfelder Clubs.

„Es war schon eine tolle Zeit in einem tollen Laden“, resümiert David Black. Warum dann die Abwanderungsgedanken? Familie geht vor, lautet die knappe Antwort. Für April ist Nachwuchs angekündigt, dafür wolle er auf jeden Fall mehr Zeit haben. Das Wirtedasein lasse das nicht zu. Neben der Zeit hinter der Theke falle schließlich eine Menge Bürokratie an.

Auch dies gibt er potenziellen Nachfolgern mit auf den Weg. Vorgesehen ist, eine Übergangsphase mit zu begleiten. Wer sich interessiert, sollte laut Anzeigentext „im besten Falle gastronomieerfahren sein und wissen was es heißt ein Wirt in einer Veedels-Gaststätte zu sein“.

David Black, Gastwirt

David Black

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