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DJ Bobo auf Tour„Köln ist eine eigene Welt, mit einem eigenen Schlag an Leuten“

Lesezeit 5 Minuten
DJ Bobo in einer Sweatjacke lehnt an einem roten Sessel.

DJ Bobo beim Interview im Savoy-Hotel.

DJ Bobo startet mit dem neuen Jahr in seine Jubiläumstour. Im Interview verrät er, wieso er immer wieder in die Lanxess Arena zurückkommt.

Die Eurodance-Welle hatte ihren Höhepunkt in den 90er-Jahren, doch DJ Bobo surft noch immer auf ihr. Der 64-Jährige, bürgerlich René Peter Baumann, lebt mit Frau und Kindern in der Schweiz, nimmt aber einen Großteil seiner Musik in Köln auf. Mit dem neuen Jahr startet DJ Bobo auch seine Jubiläumstour „Evolut30n“ – und stoppt im Mai auch in der Lanxess Arena, zu der der „King of Eurodance“ eine besondere Verbindung hat. Im Interview verrät DJ Bobo, was sein Erfolgsgeheimnis ist.

Sie starten mit Beginn des Jahres 2023 Ihre große Jubiläumstour. 30 Jahre stehen Sie schon auf der Bühne, wie fühlt sich das an?

DJ Bobo: Ich habe mal eine DVD gehabt: „Peter Maffay, 30 Jahre“. Beim Anschauen habe ich damals schon gedacht: Mensch, ist das lang. Und das war vor 20 Jahren. Aber das Beruhigende ist, Peter Maffay ist immer noch unterwegs. Und jetzt steht bei mir die 30. Da geht mir schon das Alter durch den Kopf, ich fühle mich viel jünger. Die Musik hält mich fit.

Was ist eine Lektion, die Sie in der Zeit gelernt haben?

DJ Bobo: Immer ein bisschen demütig bleiben. Denn nichts ist für immer, alles ist extrem vergänglich. Gerade in unserer Branche ist Sein und nicht Sein sehr nah beisammen. Es kann innerhalb von wenigen Monaten von ganz oben nach ganz unten gehen, auch wenn du nichts falsch machst. Diese Dankbarkeit, dass man das machen darf, was man gerne tut, die habe ich erlernt.

Wann haben Sie denn zum ersten Mal realisiert, es als Künstler geschafft zu haben?

DJ Bobo: Eigentlich noch gar nicht. Ich messe mich bei jeder Tour mit mir selbst. Ich denke jedes Mal, das hätte man besser machen können. Ich bin Perfektionist. Und das macht es schwierig zu denken, angekommen zu sein. Es geht immer noch mehr, qualitativ.

Damit schrauben Sie die Erwartung der Fans an die Jubiläumstour hoch. Was können Sie denn schon über die Show in der Lanxess Arena verraten?

DJ Bobo: Nach 30 Jahren ist eine permanente Steigerung schwierig, aber wir verändern die Touren immer. Wir werden dieses Mal drei Bühnen haben. Die Idee ist, dass egal wieviel jemand für sein Ticket zahlt, alle irgendwann am Abend nah an der Show dran sein können. Neben der Kopfbühne und einer kleinen in der Mitte, wird es eine dritte an der Seite geben. Und ich kann schon verraten: Die dritte Bühne wird ab und zu sehr warm sein!

Sie sind häufig in Köln, was verbinden Sie mit der Stadt?

DJ Bobo: Köln ist sehr gechillt, Kölner nehmen sich nicht so ernst. Man spürt hier auch als Auswärtiger diesen Karnevals-Groove, selbst wenn man ihn nicht versteht. Ich habe Kollegen, die hier leben, die kenne ich in der Karnevalszeit nicht mehr. Die melden sich echt ab und sagen mir, zwei Wochen musst du mir geben, ich bin jetzt raus. Köln ist eine eigene Welt, mit einem eigenen Schlag an Leuten, die es genießen, so eigen zu sein. Das Musikstudio ist in Köln, wo ich die meisten Sachen aufnehme. Und wir haben ja auch das erste Konzert in der Arena '98 gespielt, als die Halle eröffnet wurde. Ich kenne mich dort also gut aus und fühle mich auch wohl.

Wie war das damals in der Arena?

DJ Bobo: Die war noch eine halbe Baustelle, der Strom hat auch noch nicht richtig funktioniert. Aber es war die größte Halle Europas und wir durften sie eröffnen, da waren wir schon mächtig stolz. Wir kommen mit fast jeder Tour nach Köln. Nur einmal nicht, '99, das gab auch gleich Stress. (lacht) Da waren wir nämlich in Düsseldorf. Hochverrat war das.

Wenn Sie jetzt zurückblicken, wie denken Sie über Ihre Anfangszeit als Musiker?

DJ Bobo: Ich war völlig unbeschwert, habe einfach gemacht und nicht überlegt, was die Konsequenz sein wird. Und wenn ich selbst die alten Videos sehe, frage ich mich: Was war das? (lacht) Mein Sohn hat mich letztens gefragt: „Papa, warum hattest du denn die Haare so komisch?“ Ich habe auch keine Ahnung! Ich kann es nicht mal beantworten, es gibt keinen Grund. Ich fand das total super damals.

Aber es hat ja funktioniert.

DJ Bobo: Ich hatte anscheinend ein Alleinstellungsmerkmal, es war auf jeden Fall unverwechselbar. (lacht)

Was machen Sie jetzt anders?

DJ Bobo: Ich überlege mir immer noch nicht viel. Wie man sieht, gehe ich ungeschminkt zu Fototerminen, mir ist das egal. Ich bin froh, weil wir Männer es da echt leichter haben als die Damen.

Inwiefern erleben sie eine unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern in der Showbranche?

DJ Bobo: Die Damen werden sehr oft aufs Äußerliche reduziert. Wenn eine Frau im Fernsehen performt, dann sagt meine Frau: „Was hat die denn an?“ Ich denke mir, dass es doch egal ist und auf den Song draufankommt. Nene, meiner Frau fällt auf, wenn etwas nicht gut passt, was eine Künstlerin anhat. Die ganze Künstlerin kann in Frage gestellt werden wegen eines Kleides. Wenn ich im Fernsehen bin, dann bewerten die Leute nicht, was ich anhabe oder ob ich gut geschminkt bin, sondern es geht immer um mein Gesamtwerk. Und das ist auch bei den Konzerten so. Wir Männer werden viel fairer juriert, deshalb ist es ein bisschen leichter als Mann in der Branche. Ich werde auf das reduziert, was ich tue und nicht auf mein Äußeres.

Sie sind neben zum Beispiel Scooter einer der wenigen Künstler aus dem Eurodance, der noch erfolgreich Alben veröffentlicht. Was macht Sie so erfolgreich?

DJ Bobo: Ich glaube, es sind in erster Linie die Tourneen. Die haben uns damals in den 90ern, als es mit der Eurodance-Welle bergab ging, davor gerettet, mitgespült zu werden. Wir haben schon zu der Zeit, '98, die großen Hallen spielen können, weil wir so viel in die Live-Shows investiert haben. Die Menschen haben gemerkt: Der macht nicht nur für die Diskotheken Musik, sondern der überlegt sich auch was. Das war der Schlüssel für den Long-Term-Run.

DJ Bobo kommt im Rahmen seiner Jubiläumstour „Evolut30n“ am Freitag, 26. Mai, nach Köln in die Lanxess Arena. Tickets sind ab 32,50 auf Köln-Ticket erhältlich.