Kindertagesstätte70 Kinder, drei Sprachen, eine Kita

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Ali Koban, Geschäftsführer des Trägers Interkultureller Sozialer Service, und Kita-Leiterin Shirley Koschel in der Spiellandschaft.

Ali Koban, Geschäftsführer des Trägers Interkultureller Sozialer Service, und Kita-Leiterin Shirley Koschel in der Spiellandschaft.

Kalk – Mit dem modernen Mobiliar, den verwinkelten Spiellandschaften und den hellen Räumen ist die Kindertagesstätte „Weltkinder“ ohnehin etwas Besonderes. Doch die neue Kita an der Kalker Corkstraße will noch mehr leisten als eine gute Betreuung in anregender Umgebung. Viele Kinder lernen hier seit August eine Fremdsprache – spielend sozusagen. Die Erzieherinnen der von einer Tochtergesellschaft des Interkulturellen Sozialen Service (ISS-Netzwerk) getragenen Einrichtung sprechen mit den Kleinen Deutsch und außerdem – je nach Gruppe – Englisch oder Türkisch.

„Alle Aktivitäten, die in dieser Kita stattfinden, werden auf Deutsch und der anderen Sprache kommuniziert“, sagte Kita-Leiterin Shirley Koschel jetzt auf der offiziellen Eröffnung der Kita. Insgesamt fünf Gruppen werden von Muttersprachlerinnen betreut – in zweien wird ausschließlich Deutsch gesprochen, in einer Türkisch und Deutsch und in zwei weiteren Englisch und Deutsch. Betreut werden im Neubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände der Chemischen Fabrik Kalk 70 Kinder zwischen wenigen Monaten und sechs Jahren. Für die Mädchen und Jungen mit türkischen Wurzeln sei es sinnvoll, dass sie ihre Muttersprache richtig beherrschten, so Koschel. Denn so lernten sie auch das Deutsche besser. Für Kalks Bürgeramtsleiter Michael Eppenich leistet die Kita deshalb einen Beitrag zur Integration: „Für den Stadtbezirk ist er sehr wertvoll, da es viele Kinder mit Migrationshintergrund gibt.“ Bezirksbürgermeister Markus Thiele sprach sogar von einem „Beitrag zur Weltverbesserung“.

Gut und günstig

Diejenigen, die das Deutsche schon beherrschen, können sich quasi nebenbei erste Englisch-Kenntnisse aneignen. „Kinder nehmen ja ganz viel auf“, so Inge Komke vom Paritätischen Wohlfahrtsverband: „Grundbegriffe lernen sie auf jeden Fall.“ Komke zufolge gibt es in Köln keinen weiteren Kindergarten, der drei Sprachen anbietet. Bislang gebe es nur zweisprachige Angebote. Auch der ISS – bisher vor allem im Bereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe aktiv – betritt Neuland. Sowohl Nachfrage als auch Notwendigkeit für solche Kindergärten seien groß, begründet ISS-Geschäftsführer Ali Koban das Engagement: „Sprachliche Kompetenz ist hierzulande der entscheidende Schlüssel im Bildungs- und Integrationsprozess.“ Deshalb ist das neue Angebot, für das Kinder aus ganz Köln nach Kalk kommen und das wissenschaftlich begleitet wird, schon jetzt nahezu ausgebucht. Nur noch vier Plätze für Vorschulkinder seien vorhanden, so Koschel. Ansonsten gebe es bereits eine Warteliste.

Im Vergleich zu rein privat finanzierten Kindergärten ist die neue Einrichtung günstig: Die Eltern zahlen den städtischen Gebührensatz und Essensgeld. Dazu kommt ein zusätzlicher Beitrag von maximal 60 Euro pro Monat. Denn als freier Träger bekommt der ISS nur 91 Prozent der Kosten vom Land erstattet. Außerdem, so Koban, entstehen durch die Mehrsprachigkeit höhere Ausgaben. 2013 will das ISS-Netzwerk in Marienburg die nächste Kita eröffnen. Dort soll Deutsch, Englisch und Italienisch gesprochen werden.

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