1800 Hundeangriffe im JahrDeutsche Post schult Kölner Zusteller

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Hundetrainig_DeutschePost

Hundetrainer Uwe Graute (l.) und Michael Pfaff (r.) zeigen den Zustellern den richtigen Umgang mit aggressiven Hunden.   

Bickendorf – Begegnungen mit Hunden sind für Brief- und Paketzusteller der Deutschen Post an der Tagesordnung, doch immer wieder kommt es vor, dass die Tiere aggressiv werden und zubeißen. Bei einem Praxistraining auf dem Gelände des Zustellstützpunktes in Bickendorf lernten deshalb Mitarbeitende der Deutschen Post den sicheren Umgang mit Hunden.

Rund 1800 Hundeangriffe gab es 2020 bundesweit, in mehr als 1000 Fällen war die Verletzung so schwer, dass der Zusteller ausfiel. „Das kommt regelmäßig vor“, erklärt Organisator Ralf Klippel von der Deutschen Post. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Situation noch verschlimmert, da die Menschen mehr Zeit gehabt und sich deshalb häufiger Hunde angeschafft hätten.

Zusteller von drei Hunden angegriffen

Zum Beginn des Kurses fragt Hundecoach Michael Pfaff die zwölf Kursteilnehmer nach ihren Erfahrungen mit Hunden bei der Arbeit. Die meisten wurden bei der Zustellung schon einmal gebissen oder haben andere negative Erfahrungen mit Hunden gesammelt. „Ich wurde einmal von drei Hunden angegriffen, zwei konnte ich abwehren, der dritte hat mich in den Arm gebissen“, berichtet ein Teilnehmer.

Trainer Pfaff erläutert anfangs die Ursachen für das Verhalten der Hunde: „Das größte Problem ist die Territorialaggression.“ Die Tiere seien so erzogen, dass sie ihr Zuhause verteidigen wollen. In solchen Situationen solle man sich möglichst normal verhalten, denn ein unsicheres Auftreten des Menschen erkenne der Hund sofort und mache ihm Angst. „Die Körpersprache spielt eine ganz wichtige Rolle“, so Pfaff. Sobald die Situation allerdings zu gefährlich erscheint, sollte die Zustellung abgebrochen werden. Man solle die Körpersprache der Hunde beobachten und auf Signale wie Knurren oder einen eingezogenen Schwanz achten, sich dann zurückziehen und somit deeskalierend verhalten.

Teilnehmer üben für den Ernstfall  

Um das theoretisch Erlernte auch gleich anzuwenden und den Ernstfall zu trainieren, wird ein belgischer Schäferhund in die Übung eingebunden. Zunächst wird ganz harmlos das richtige Vorbeigehen an dem Rüden demonstriert. Später wird dann eine Paketzustellung simuliert, in der Pfaff zeigt, wie man ein Paket zu halten hat, damit es von dem Schäferhund nicht in viele Einzelteile zerrissen wird. Am Ende können die Teilnehmer mit einem Beißkissen in der Hand die ganze Wucht des bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnellen Hundes spüren und erfahren wie es ist, wenn ein Schäferhund mit Schwung auf den Körper trifft.

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Oft seien die Besitzer Schuld an Zwischenfällen, denn „der Großteil hat den Hund nicht im Griff“, erklärt der Hundecoach, der selber schon einige Male gebissen wurde. Generell ist der Hundehalter dazu verpflichtet, dem Postzusteller einen gefahrlosen Zutritt zu seinem Grundstück zu verschaffen.

Etwa dreimal im Jahr wird das Hundetraining auf dem Zustellstützpunkt in Bickendorf durchgeführt. Die Teilnehmer der Schulung zeigen sich am Ende zufrieden. „Ich war nervös, aber ich fühle mich jetzt etwas sicherer im Umgang mit Hunden“, sagt ein junger Zusteller.  

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