„So wird Angst geschürt“Kritik an Kölner Kripo-Chef wegen Aussagen zu Flüchtlingen

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In der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen warten Flüchtlinge in einer Schlange vor der Essensausgabe.

In einer Aufnahmestelle warten Flüchtlinge in einer Schlange vor der Essensausgabe.

Der neue Kölner Kripo-Chef hat im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die steigenden Einbruchszahlen unter anderem damit begründet, dass mit den Flüchtlingen über die Balkanroute auch Einbrecherbanden nach Köln kämen. Diese Aussage sorgt nun für Kritik. 

Zwei Flüchtlingsverbände kritisieren Aussagen des neuen Kölner Kripo-Chefs Michael Esser scharf. Dieser hatte im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zuletzt gesagt, über die sogenannte Balkanroute „strömen wieder vermehrt Flüchtlinge nach Deutschland, und mit ihnen kommen auch Einbrecherbanden hierher“. Der Kölner Flüchtlingsrat sei „entsetzt über Inhalt und Form der Aussagen“, teilte der Verein mit. Essers Aussagen seien „geeignet, Geflüchtete zu kriminalisieren, diskriminierende Vorurteile zu schüren und in der Bevölkerung Angst zu verbreiten“.

Der Geschäftsführer des Flüchtlingsrats, Claus-Ulrich Prölß, fragte: „Ist Herr Esser ernsthaft der Ansicht, dass organisierte Kriminelle die langwierigen, riskanten und oft tödlichen Fluchtwege etwa über die Türkei und das Mittelmeer nutzen, um über die Balkanroute in die EU zu kommen und dann in Köln Einbrüche zu begehen?“ Menschen, die etwa wegen Krieg, Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen oder größter Not fliehen müssten, würden „hier in einen Topf mit Einbrecherbanden geworfen. Das sind und das bedient diskriminierende Stereotypen.“

Die Aussage widerspricht jeder Logik und ist purer Populismus.
Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Sprecher des Kölner Runden Tisches für Integration

Auch der Sprecher des Kölner Runden Tisches für Integration, Wolfgang Uellenberg-van Dawen, kritisiert Esser für seine Aussagen. „Woher stammen die Erkenntnisse der Kölner Polizei, dass Menschen, die aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran vermehrt nach Deutschland kommen und hier einen Asylantrag stellen, Einbrüche begehen?“, fragt Uellenberg-van Dawen. „Oder meint er, dass Einbrecherbanden unter ihrem Schutz den beschwerlichen und lebensgefährlichen Weg auf sich nehmen, um hier kriminell tätig zu werden? Die Aussage widerspricht jeder Logik und ist purer Populismus.“

Nach deutlich sinkenden Einbruchszahlen in den ersten beiden Corona-Jahren registriert die Polizei nun wieder einen Anstieg bei Einbruchsdelikten. In den Jahren 2020 und 2021 gab es stadtweit mitunter nur einen einzigen registrierten Einbruch am Tag, inzwischen sind es wieder mehr als fünf, Tendenz steigend. Die Menschen sind wieder häufiger unterwegs, Einbrecher finden wieder vermehrt leere Wohnungen vor.

Esser betonte, dass sich unter die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge auch solche Verbrecher mischten, die die Flüchtlingsbewegung für ihre Zwecke ausnutzten. Das bedeute nicht, dass Flüchtlinge grundsätzlich zu Einbrechern würden.

Auch bei den Körperverletzungsdelikten und Taschendiebstählen gebe es derzeit „enorme Steigerungsraten“, sagte Esser im Interview. „Wir müssen als Polizei Köln insgesamt wieder einen Schwerpunkt auf die Massenkriminalität legen, auch personell. Und wir müssen das Thema Prävention weiter stärken, gerade im Bereich Einbruch, Vermögensdelikte und Gewaltdelikte.“ 

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