Nachfolger der Wise GuysSo klingt das neue Album der A-Capella-Gruppe „Alte Bekannte“

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11.08.2023, Köln: Record Release Konzert der Kölner A-Capella-Gruppe Alte Bekannte im Alten Pfandhaus in Köln. Foto: Thilo Schmülgen

Die A-Capella-Gruppe Alte Bekannte bei der Albumpräsentation im Alten Pfandhaus.

Die Wise-Guys-Nachfolger Alte Bekannte haben ihr viertes Album in Köln vorgestellt. Es ist geprägt von schwierigen Zeiten.

Drei Jahre mussten Fans auf das vierte Album der Wise-Guys-Nachfolger Alte Bekannte warten. Am Freitagabend hat die A-Capella-Gruppe vor kleinem Publikum im Alten Pfandhaus die Veröffentlichung gefeiert und einige der Stücke von „Stabil“ zum Besten gegeben – dabei singen die fünf Männer tatsächlich einen Großteil der neuen CD schon seit Februar live.

Aber die Albumproduktion hatte sich immer wieder verzögert: Einmal war da die Corona-Pandemie. „Im Kalender sieht das aus, als hätte man da ganz viel Zeit zum CD-Produzieren gehabt, aber so einfach war es nicht“, sagt Clemens Schmuck. Und dann hat Wise-Guys-Mitgründer Daniel „Dän“ Dickopf im Dezember 2021 einen Schlaganfall erlitten. „Die große Angst war, dass ich auch einen geistigen Schaden davontrage. Das war zum Glück nicht der Fall.“ Trotzdem haben Krankenhausaufenthalt und Reha erstmal die Musikproduktion gestoppt. Aber er kämpfte sich zurück, stand schon rund ein halbes Jahr später wieder auf der Bühne und schrieb während der Reha schon den ersten Song.

11.08.2023, Köln: Record Release Konzert der Kölner A-Capella-Gruppe Alte Bekannte im Alten Pfandhaus in Köln. Foto: Thilo Schmülgen

Vor kleiner Runde haben die Musiker ihr neues Album vorgestellt.

Alte Bekannte: Neues Album geprägt von schwierigen Zeiten

„Die Nachwirkungen sind noch da. Ich habe nicht mehr die gleiche Energie auf der Bühne, aber die anderen gleichen das aus“, sagt er am Freitagabend. Er habe immer noch große Stimmprobleme, weshalb er auch weniger Hauptstimmen singe und sich mehr im Hintergrund hält. „Es wird nie wieder sein wie vor dem Schlaganfall, aber es hätte ja auch viel schlimmer ausgehen können“, sagt der Kölner Musiker. In diesem Jahr singen Alte Bekannte noch eine reduzierte Anzahl von Konzerten, im kommenden Jahr hofft Dickopf aber wieder fit genug für mehr Auftritte zu sein.

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Die Höhen und besonders die Tiefen der vergangenen Jahre sind auch im neuen Album deutlich hörbar. Unter den siebzehn Titeln finden sich geballte Gesellschaftskritik, Balladen, Humor und Hoffnung. „Das Album ist bunter und abwechslungsreicher. Es ist geprägt von dieser schwierigen Zeit und dem Wunsch, dass alles wieder stabil läuft“, sagt Björn Sterzenbach. „Und es ist freier. Der Schatten der Wise Guys ist groß, aber wir lösen uns langsam davon“, fügt Sänger und Produzent Ingo Wolfgarten hinzu. Das heißt aber nicht, dass Alte Bekannte keine Wise-Guys-Songs mehr auf ihren Konzerten spielen würden.

Der Schatten der Wise Guys ist groß, aber wir lösen uns langsam davon
Ingo Wolfgarten, Alte Bekannte

Und auch auf „Stabil“ findet sich ein Wise-Guys-Hit wieder: „Deutsche Bahn“, den die Wise Guys 2012 veröffentlicht haben. Die neue Version ist statt rund drei Minuten aber mehr als acht Minuten lang. „Im Laufe der Jahre sind immer wieder neue Strophen entstanden. Wenn mal wieder was in der Presse stand oder ich Bahn gefahren bin“, erzählt Dickopf. Und so heißt es wieder: „Sänk ju for träweling wis Deutsche Bahn.“

Nicht nur die Deutsche Bahn nehmen die Musiker auf ihrem Album Hopps – auch die „armen alten weißen Männer“ bleiben nicht verschont. Wobei zum Ende des Liedes die Erkenntnis kommt: „Was an alledem das Schlimmste ist, das versteh’ ich schon. Die armen alten weißen Männer – ich bin bald selber einer davon.“ Die Rolle der Männer in unserer Gesellschaft scheint die A-Capella-Gruppe viel beschäftigt zu haben, denn auch ein zweiter Song ist ihrem Geschlecht gewidmet: „Echte Männer hassen A Capella“ sei von Männern aus seinem Heimatviertel Sülz/Klettenberg inspiriert, erzählt Dickopf. „Diese Männer wollen mit der Zeit gehen, das fällt ihnen aber nicht immer so leicht.“ Da gibt’s Veggieburger und Elternzeit, kein Böllern mehr an Silvester – aber bei der Musik ziehen sie den Schlussstrich und hören weiter Schweinerock.

Ein Song, der das emotionale Auf und Ab des Albums schon in sich vereint: „Jaja Stress“ von Friedemann Petter. Dabei geht es um die negativen Auswirkungen von Prokrastination, inklusive Tinnitus, Panikattacken und schlaflosen Nächten. „Ich wollte keinen Song über etwas Blödes schreiben, der dann auch noch blöd ist“, meint Petter. Und deshalb ist die Melodie im Kontrast zum Inhalt heiter und fröhlich. Neue Songs seien auch schon in Arbeit, damit die Pause bis zum nächsten Album hoffentlich kürzer ist.

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