Für hochwertige Abend- und Karnevalsmode war die Kölsch-Spanierin Maria Lucas in Köln und darüber hinaus bekannt.
„Sie war alles für mich“Kölner Designerin Maria Lucas gestorben – ihr Lebenswerk bleibt

Die Schneiderin Maria Lucas (r.) ist am Freitag, 14. November im Alter von 70 Jahren gestorben. Adoptivsohn Sohn André Lucas führt ihr Geschäft und Lebenswerk in Braunsfeld fort. (Archivfoto)
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Die Kölner Schneiderin und Designerin Maria Lucas ist vergangenen Freitag (14. November) nach langer Krankheit gestorben. Das bestätigte ihr Adoptivsohn André Lucas auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie soll im kleinen, stillen Kreis beigesetzt werden. Ihr Atelier und Geschäft an der Scheidtweiler Straße in Braunsfeld führt nun André Lucas fort. Das sei von langer Hand so geplant gewesen, das Lebenswerk der Kölsch-Spanierin soll in ihrem Sinne weitergeführt werden, so der Sohn.
Maria Lucas war 70 Jahre alt. Sie wurde in Madrid geboren und kam mit ihrer Familie nach Köln. 1977 meldete sie ihr Gewerbe bei der Handwerkskammer an und dann ging es los: Sie schneiderte Abendmode für Galen und besondere Anlässe – zuletzt das Kleid von Schauspielerin Jana Schölermann beim Bambi-Event – und vor allem hochwertige Karnevalskostüme.
Zu Beginn jeder Session stellte sie ihre neue, in Handarbeit gefertigte Kollektion vor. Den Entwürfen ging stets eine Recherche vergangener Epochen voraus: Maria Lucas tauchte in das England des 19. Jahrhundert im Charles-Dickens-Flair ein, machte eine Kollektion in Hommage an Frida Kahlo oder ließ sich von den senegalesischen Signaren aus dem 17. Jahrhundert inspirieren: mit leuchtenden Stoffen und afrikanischen Printmustern.
Maria Lucas entwarf erste Kostüme für Roncalli-Zirkus
FC-Vorstand, Kölner Bands, Karnevalsgesellschaften – die Stadt-Prominenz ging ein und aus. Auch Roncalli-Chef Bernhard Paul trauert um seine langjährige Freundin: „Sie war Wegbegleiterin der ersten Stunde. Wir haben uns im Stollwerck kennengelernt, wo wir die ersten Kostüme für unsere Premiere in Köln 1980 besprochen haben. Diese Kostümorgie war eine Sensation. Das hat sie gemacht. Daraus wurde eine Freundschaft bis zum Tod“, so Paul.

London im 19. Jahrhundert: Satte und dunkle Farben, Schwarz mit Silber, mit Grüntonen oder mit einem Bordeaux-Rot kombiniert: So sahen die Kostüme von Maria Lucas der Session 2024 aus. Guido und Kerstin Cantz präsentierten sich im Atelier Lucas mit den aufwendigen Arbeiten.
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Ihre Kostüme sollen langlebig sein, der Träger im besten Fall einen Charakter für die Session oder gleich mehrere verkörpern. „Das Individuelle der Trägerin oder des Trägers soll unterstrichen werden; von langjährigen Kunden hören wir immer noch, dass sie sich von allen möglichen Kleidungsstücken trennen können: aber nicht von einem Kostüm von Maria Lucas.“
Kostüme fürs Leben: Maria Lucas liebte es, Charaktere zu erschaffen
Sie habe bis zuletzt das Geschäft mitgestaltet, so André Lucas. Dass es einen nahtlosen Übergang geben würde, habe sie zufrieden gemacht und beruhigt. André Lucas arbeitet seit 16 Jahren im Geschäft. Angefangen hat alles mit einem Praktikum nach dem Abitur, aus drei Monaten wurde eine Geschäftspartnerschaft und: Familie. Als Maria Lucas Schwester und Mutter vor einigen Jahren verstorben sind, habe sie sich allein gefühlt, so André Lucas.
Man habe sich gegenseitigen Trost gespendet. „Sie war alles für mich und ich für sie. Wir sind Wahlverwandtschaft und ich zuletzt ihre einzige Familie“, so der 35-Jährige. Für ihren Sohn wird Maria Lucas in ihrer herausragenden Arbeit weiterbestehen: „Mich hat ihre Persönlichkeit fasziniert, dass sie es als ganz junge Frau allein geschafft hat, so etwas aufzubauen, durch das, was sie konnte.“

