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Kölner Infektiologe zur Krankheitswelle„Wir haben gesehen, wie effektiv Masken sein können“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Fieberthermometer und Medikamente liegen auf einem Nachttisch (gestellte Szene).

Momentan grassieren gleich mehrere Infektionswellen.

Philipp Schommers, Infektiologe an der Kölner Uniklinik, erklärt im Interview, was die Maskenpflicht mit der jetztigen Krankheitswelle zu tun hat und wie man sich am besten schützt, um das Weihnachtsfest doch mit der Familie verbringen zu können.

Herr Dr. Schommers, welche Krankheiten gehen derzeit am meisten herum?

Das hängt von der Altersgruppe ab: Bei den Kindern grassiert vor allem das RS-Virus, bei den Eltern und dem Rest der Bevölkerung ebenfalls das RS-Virus, Influenza, Erkältungsviren und SARS-COV-2. Es sind tatsächlich gerade sehr viele Menschen krank. Ob das mehr oder weniger als in den Vorjahren ist oder ob gerade eher der mediale Fokus drauf schlägt, ist schwer zu beurteilen. Es wird sicherlich aktuell noch mehr als in den vor-Corona Jahren getestet. Ausserdem haben wir nur eine Meldepflicht für die Grippe und Corona.

Welche Faktoren wirken bei der Krankheitswelle derzeit verschärfend?

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Es ist Winter, die Menschen halten sich mehr drinnen auf. In Innenräumen ist die Ansteckungsgefahr größer und die trockene Luft macht die Schleimhäute anfälliger für einen Befall mit Viren. Was dieses Jahr dazu kommt: Wir hatten in den letzten Jahren diese Wellen nicht, es gab auch kaum Influenza-Fälle in Deutschland.

Inwiefern spielt die Maskenpflicht bei den vielen Krankheitsfällen eine Rolle?

Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie effektiv Masken sein können – gerade gegen Erreger, die nicht so ansteckend sind wie Corona. Erreger wie zum Beispiel die Influenza wurden fast komplett in Schach gehalten, sie waren kaum vorhanden. Das deutet daraufhin, wie ansteckend SARS-COV-2 ist und wie wichtig die Maskenpflicht war. Wenn eine Bevölkerung aber ein Jahr zu Influenza fast gar keinen Kontakt hatte, dann sinkt die Gesamtimmunität gegenüber diesem Virus. Die Maskenpflicht hat vermutlich schon dafür gesorgt, dass wir jetzt mehr Fälle sehen. Letzten Endes sind das aber Fälle, die verschoben wurden – Vereinfacht gesagt: hätten wir die Maskenpflicht nicht gehabt, wären diese Fälle vermutlich schon in Vorjahren aufgetreten.

Bald ist ja Weihnachten, eine Zeit, vor der man sich wirklich nicht anstecken möchte. Wie kann man sich schützen, damit man das Fest nicht im Bett verbringen muss?

Vor Atemwegsinfektionen wie einer Erkältung schützen dieselben Maßnahmen, die wir wegen Corona ergriffen haben: Kontakte vermeiden und in Innenräumen mit vielen Menschen eine Maske tragen. Wenn es darum geht, Infektionen zu verhindern, sind FFP2-Masken ein extrem großer Faktor. Wenn man zu Risikogruppen gehört, über 60 ist oder bestimmte Berufe hat, sollte man sich außerdem gegen Influenza impfen lassen. Der Impfstoff schützt sehr gut, vor allem gegen die Variante, die gerade zirkuliert. Die Grippewelle kommt dieses Jahr sehr, sehr viel früher als sonst, aber es ist nie zu spät, sich impfen zu lassen.

Würden Sie die Impfung auch für Menschen empfehlen, die nicht zur diesen Risikogruppen gehören?

Ja, auch dann kann eine Impfung erwogen werden. Für jüngere Menschen hat die Stiko die Impfung zwar nicht empfohlen, aber eine Grippe kann auch einen jungen Menschen eine Woche umhauen – die muss man nicht haben. Allerdings reichen die Kapazitäten bei vielen Ärzten grade nicht aus um auch noch viele Menschen zu impfen, sodass die Priorisierung auf Risikopersonen weiterhin sinnvoll ist.

Helfen Vitamin C und Zink, um eine Ansteckung zu vermeiden oder sich wenigstens schneller zu erholen?

Es ist meist gesünder, einen Ingwer-Tee oder Zitronentee zu trinken anstatt zum Beispiel einer Cola. Eine vitaminreiche Ernährung hilft gegen alle Erkrankungen. Aber gerade zu dem Effekt der Nahrungsergänzungsmittel gibt es kaum belastbaren Daten. Und selbst wenn, dann würden er vermutlich verblassen gegenüber dem Effekt, den Abstand halten und Maske tragen haben.

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