Kreishaus-GalerieKleider für Menschen, Möbel und Wand

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Die Kreishaus-Galerie beheimatet nun mehr inhabergeführte Läden

Die Kreishaus-Galerie beheimatet nun mehr inhabergeführte Läden

Köln – Sollte je über ein Remake des Filmklassikers „Frühstück bei Tiffany“ nachgedacht werden, gäbe es wohl kaum eine geeignetere Kulisse als das Geschäft des Kölner Juweliers Peter Pütz. Gewiss haben sich in den vergangenen 30 Jahren unzählige Frauen ähnlich wie Holly Golightly alias Audrey Hepburn vor den hochkarätigen Auslagen in den Fenstern die Nasen plattgedrückt. In den vergangenen Jahren mussten sie aber gleich danach feststellen, dass die Kreishaus-Galerie ansonsten kaum noch einen zweiten Blick lohnte. Abgesehen von der Kunst fiel in der Passage nämlich vor allem der Leerstand auf. Das ist nun anders.

Im Laufe der vergangenen Monate haben sich hinter der alten Fassade des ehemaligen Verwaltungsgebäudes gleich mehrere inhabergeführte Geschäfte angesiedelt, deren Betreiber vor allem eines wollen: Der Passage neues Leben einhauchen.

Den Anfang machte lange vor den anderen die freischaffende Künstlerin Pia Heider, die das ehemalige Bettenstudio von Frederik Türnich bereits vor Jahren in eine Atelier-Werkstatt verwandelte und sich dort neben der Malerei zunehmend auf Kunstdrucke fokussierte. In jüngster Zeit fertigt die Kölnerin Shirts, Kleider und Mäntel mit eigener Bemalung an oder verleiht Hosen sowie Jacken eine ganz individuelle Prägung, indem sie sie beispielsweise nach Vorstellung von Kunden mit karnevalistischen Motiven schmückt.

Seit ein paar Monaten hat sich mit Türnichs „Atelier für außergewöhnliches Wohnen“, das ebenfalls auf der St.-Apern-Straße liegt, eine Kooperation ergeben: Heider fertigt nun aus den Resten von hochwertigem Vorhangstoff, der in der Inneneinrichtung keine Verwendung mehr findet, individuelle Schals und Taschen.

Runderneuerung für Möbel

Türnich selber war 1983 bei der Eröffnung der Kreishaus-Galerie einer der ersten Mieter und hofft ebenfalls auf ein Revival für die Passage. Ein erster Schritt sei bereits gemacht. „Früher war das ja mal eine ganz bekannte Antiquitätenstraße“, erklärt der gelernte Raumausstatter. „Deswegen bin ich damals hierhergekommen..“

Raumausstattungen – wenn auch in einem ganz anderen Stil – ist auch die Spezialität von Ingo Stein. Der 35-Jährige zog im Januar mit seinem auf Interieur und Fashion ausgerichteten Geschäft in die Kreishaus-Galerie – frei nach dem Motto: Wir sind bunt, wir sind laut, wir sind poppig. Die Gladbacher Straße, sein bisheriger Standort, „war mir verkehrstechnisch zu stressig“. Hier fühle er sich wohl.

„Wir haben eigentlich mit einer längeren Anlaufzeit gerechnet, aber es läuft gut“, sagt Stein, der zunächst mit Kleider-Entwürfen begonnen hat, dann immer mehr den Einrichtungsstoff als Material erkannte. Neben seiner Kleiderkollektion bietet er – teils in Zusammenarbeit mit seiner Mutter Marlies Stein – die Runderneuerung einzelner Möbelstücke und komplette Inneneinrichtungen an. Davon wiederum profitiert sein Nachbar, das Geschäft „5 QM“.

Die beiden Inhaber Stephan Herczeg und Bernd Saßmannshausen sind auf Wandgestaltungen spezialisiert und hatten ebenfalls zuvor ihr Geschäft auf der Gladbacher Straße. Im neuen Ladenlokal zeigen sie unter anderem Vintage-Tapeten aus den 1950er bis 80er Jahren. Ihr gesamtes Spektrum umfasst 400 Kollektionen mit den unterschiedlichsten Mustern und Farbvariationen. „Für uns ist das hier ein idealer Standort“, denn die Tapetenwahl sei nichts, was man im Vorübergehen entscheidet. „Hier kann man sich abseits des Getümmels diesem nicht ganz einfachen Thema widmen.“

Lampen aus Treibholz

Keine selbstentworfenen oder selbstbezogene Möbel, sondern Ausstellungsstücke hochwertiger Designer-Möbel dominieren das Geschäft „22Birds“. Keiner habe „länger als 22 Minuten auf diesen Möbeln gesessen, gegessen oder geschlafen", erklärt Sara Krüger die Verbindung zum Namen und präsentiert eine Auswahl an Sitzmöbeln, Tischen, abgewandelten Board-Containern aus Flugzeugen sowie Lampen.

Ihrem Geschäft gegenüber hat sich mit „Look“ ein Concept Store angesiedelt, in dem es nach Worten von Inhaberin Mila Musil „ein bisschen Fashion, ein bisschen Geschenkartikel“ gibt – Jungdesigner aus Berlin und Traditionsfirmen wie Farina im Duftbereich. Dazu die Arbeiten der Kölnerin Simone Gotschol, die unter anderem Lampen aus Treibholz vom Rheinufer herstellt. „Bei uns gibt es viele schöne Kleinigkeiten, Hauptsache, kein Mainstream!“

Den wird man auch bei Jörg Bingener und Jens Hofmann nicht finden. Nachdem sie „jahrelang Feldforschung betrieben und Schnitt-Techniken ausprobiert“ hätten, haben die beiden Kölner Designer damit begonnen, Damenmode ab Größe 42 zu entwerfen. „Moda Piu“ heißt das Geschäft, das sich an die etwas fülligeren Frauen wendet, die keine Massenware tragen möchten.

Die Geschäftspartner, die im Februar dazugestoßen sind, sehen die Kreishaus-Galerie bereits im Aufwind. Im Gegensatz zu anderen Kölner Einkaufsstraßen, die von Filialisten dominiert würden, finde sich hier eine Nische für individuelle, kleine Anbieter.

Dafür, dass die Kreishaus-Galerie ihren Ruf als Kunst-Passage weiterhin behält, sorgt zum einen seit Jahren Galerist Stefan Roepke. Zum anderen hat das britische Auktionshaus Bonhams dort Mitte September eine Zweigstelle eröffnet. Außerdem wird am 26. Oktober der Galerist van der Grinten seine neuen Räumlichkeiten in der Kreishaus-Galerie beziehen und Fotokunst zeigen.

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