„Ich glaubte, ich hätte Borderline“Kölnerin rappt über ADHS – erste Headliner-Tour und neues Album

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Eine junge Frau mit blond-blauen Haaren, Brille und einem schwarzen T-Shirt mit Aufdruck.

Die Kölner Rapperin Liser hat ihr neues Album „Fühle!!!“ veröffentlicht und geht auf Tour.

Die Kölner Rapperin Liser veröffentlicht mit „Fühle!!!“ ihr erstes professionell produziertes Album und geht im März auf Tour. 

Raus aus dem eigenen Provisorium, rein ins Studio: Für die Kölner Rapperin Liser mit den auffälligen blau-blonden Haaren erfüllt sich ein Traum. Nicht nur mit ihrem neuen Album „Fühle!!!“ (mit drei Ausrufezeichen), sondern auch mit ihrer ersten, kleinen Deutschlandtour als Headliner. „Es ist komplett wild – das ergibt einfach gar keinen Sinn“, sagt sie euphorisch. „Ich freue mich extrem. Das letzte Jahr war ein absoluter Fiebertraum. Ich lebe alles aus, wovon ich in meiner Teenie-Zeit geträumt habe.“

Und diese Teenie-Träume professionalisieren sich: „Das Album ist das erste, das richtig durchproduziert ist“, sagt Liser. „Am Anfang saß ich immer in meinem Kämmerchen, jetzt habe ich mit einer sehr talentierten Produzentin, Jennifer Gerdts, und mit dem Producerteam Black Lemon zusammengearbeitet. Die Songs sind viel mehr so, wie ich sie haben will, und viel ausgeklügelter als zuvor“, sagt die 26-Jährige, die ihren echten Namen nicht preisgeben möchte. Musikalisch bewegt sich das Album, das an diesem Freitag erschienen ist, zwischen Rap, Pop und elektronischen Beats.

Kölner Rapperin Liser rappt über Leistungsdruck, Überforderung und ADHS

„Textlich beschäftigt sich das Album viel mehr mit mir selber als mit meinem Außen.“ Ging es in früheren Releases noch mehr um romantische Beziehungen, handelt „Fühle!!!“ dem Titel entsprechend von Gefühlen jenseits der Liebe, etwa: „Kapitalistischer Leistungsdruck, Überforderung, ADHS.“ Liser hat ADHS, erzählt sie. „Ich bin damals zur Therapie gegangen und habe gesagt: Ich glaube, ich habe Borderline. Die Therapeutin hatte eine andere Vermutung: Vielleicht ist es ADHS.“

Für Liser zunächst abwegig. Das seien doch kleine Jungs, die viel herumrennen, habe sie gedacht. Je mehr sie darüber gelernt habe, desto mehr konnte sie sich mit der Krankheit identifizieren. „Es sind in großen Teilen diese extremen Gefühlslagen. Mich schränkt ein, dass mein Hirn von anderen Dingen motiviert wird als ein normales Hirn.“ Mögliche Konsequenzen bewegten sie kaum, so die Wahl-Kölnerin. Nur mit Interesse stürzt sie sich ins Handeln.

„Ich habe knapp 20 Hobbys, die ich durchrotiere. Dann kann ich auch acht Stunden konzentriert Strass-Steine auf irgendetwas kleben, aber ein Dokument zu meiner Finanzierung ausfüllen, kann ich gut acht Monate aufschieben.“ Mit ihrem neuen Album geht Liser im März auf Kurztour und spielt neben Hamburg, Berlin und Frankfurt auch in ihrer Wahlheimat Köln am 23. März 2024 im Artheater. Tickets gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen für 16,95 Euro.

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