Pläne für den Kölner WestenStadtbahn soll bis Widdersdorf verlängert werden

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Die Stadtbahn soll von Weiden-West bis Widdersdorf verlängert werden.

Die Stadtbahn soll von Weiden-West bis Widdersdorf verlängert werden.

Lövenich/Widdersdorf/Weiden – Anstatt sich auf dem Weg zur Arbeit schon direkt vor der Haustür in den Stau zu stellen, steigen die Widdersdorfer entspannt in die Stadtbahn Linie 1. Ihre Kinder und die aus Lövenich gehen oder fahren mit dem Rad in das nahe gelegene Gymnasium. Endlich finden auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel eine Wohnung im begehrten Kölner Westen. Ginge es nach der Bezirksvertretung Lindenthal, könnten diese Träume in den kommenden Jahren Realität werden.

Schon vor einem Jahr hatte das Stadtteilparlament einstimmig ein entsprechendes Gesamtkonzept für eine zukunftsfähige Entwicklung der westlichen Stadtteile beschlossen. „Aber in Rat und Verwaltung wurde unser Antrag bisher nicht weiter verhandelt“, sagte der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler bei einem Diskussionsabend über die weitere Entwicklung der Stadtteile Weiden, Lövenich und Widdersdorf, zu der die Politiker die Bürger eingeladen hatten. Aufgeben wollen die Bezirksvertreter dennoch nicht. „Mit Ihrem Votum wollen wir in den kommenden Wochen Druck bei der Stadt machen“, versprach Schüler den Menschen, die in die Johanniter-Grundschule gekommen waren, um das Konzept mit den Politikern aller Lindenthaler Fraktionen zu diskutieren. Pläne gibt es für die Bereiche Wohnen, Verkehr, Schule und Grünflächen.

Das Entwicklungskonzept der Bezirksvertretung sieht den Bau von rund 1200 Wohnungen vor. Mindestens 30 Prozent davon sollten öffentlich gefördert sein. „Neue Häuser könnten am westlichen Rand Lövenichs entlang des Randkanals sowie im Osten Widdersdorfs gebaut werden. Genossenschaftsmodelle und Baugruppen seien wünschenswert, weil sie das Bauen preiswerter machten. „In Lövenich gibt es heute nicht eine öffentlich geförderte Wohnung. Die brauchen wir in ausreichender Zahl“, stellte Martina Kanis vom Verein Lövenich im Brennpunkt fest. Bei der Gebäudehöhe zieht Kanis aber eine Grenze: „Maximal drei Geschosse. Wir sind hier nicht in der Innenstadt.“ Elisabeth Spiegel von der Bürgerinteressengemeinschaft Weiden wies darauf hin: „Achten Sie darauf, dass die Ackerfläche südlich der Potsdamer Straße nicht als Baugebiet ausgewiesen wird. Sie ist wesentlicher Teil des Grünzugs West und soll das auch bleiben.“

Der Individualverkehr im Kölner Westen stößt schon heute an seine Grenzen. Egal ob Bonnstraße, Aachener Straße oder Lise-Meitner-Ring – im Berufsverkehr geht dort nichts mehr. Die Anwohner haben schon Schwierigkeiten, auf die Hauptstraßen zu gelangen. „Widdersdorf-Süd ist eine Insel, von der man im Berufsverkehr gar nicht mehr wegkommt“, meinte ein Bürger. Das Konzept der Bezirksvertretung plädiert daher für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, und zwar für die Weiterführung der Stadtbahnlinie 1 vom S-Bahnhof Weiden-West über Lövenich bis Widdersdorf, wahlweise sogar bis nach Brauweiler. „Bei dem Bau von Widdersdorf-Süd wurde dafür eigens die Trasse Unter Linden freigehalten“, so Schüler. Die Bahn würden die Bürger im Kölner Westen begrüßen. Im Gegensatz zu weiteren Buslinien. „Ich möchte nicht, dass noch mehr Busse durch die engen Straßen unserer Stadtteile fahren. Ich bin für die Bahn. Das ist echte E-Mobilität“, sagte ein Bürger.

Widdersdorf wächst weiter.

Widdersdorf wächst weiter.

„Am dringendsten brauchen wir hier eine weiterführende Schule“, meinte ein Besucher der Veranstaltung – und erntete dafür breite Zustimmung. Derzeit plant die Stadt den Bau eines Gymnasiums an der Zusestraße. „Mitten im Gewerbegebiet. Viel besser wäre es, die Schule würde in Widdersdorf-Süd, gegenüber dem Edeka an die Straße Unter Linden gebaut“, sagte Kanis. „Das wollte die Bezirksvertretung ja auch“, antwortete Schüler. Aber die Stadt entschied anders. Das Grundstück Unter Linden hat sie zwar gekauft. Aber nur, um dort ein Interims-Gymnasium zu errichten, weil das Gebäude an der Zusestraße nicht so schnell zur Verfügung steht, wie Schulplätze gebraucht werden. Die Forderung der Bürger: „Baut das Gymnasium an die Straße Unter Linden. Dort ist genügend Platz für Neubau und Interims-Container. Und wenn die Linie 1 nach Widdersdorf verlängert würde, hätten die Schüler sogar eine Stadtbahnanbindung.“ Die CDU-Bezirksvertreterin Marliese Berthmann regte an: „Und solange die Gesamtschule am Girlitzweg in Vogelsang noch nicht gebaut ist, sollte die Stadt die Räume der Martin-Luther-King-Hauptschule nutzen, die am Ende des Schuljahres schließt.“

Ein weiteres Thema im Zukunftskonzept der Bezirksvertretung. Es sei darauf zu achten, dass ein breiter Grün-Korridor zwischen Lövenich und Widdersdorf erhalten und entwickelt werde. „Als Landschaftspark »Lövenicher Feld« könnte er den Grünzug West mit den Glessener Höhen verbinden“, so Schüler.

Die Bürger und die Politiker trennten sich einvernehmlich. Der Abend endete mit einem klaren Bekenntnis zur Stärkung der Bezirksvertretung durch eine seit langem angestrebte Änderung der Zuständigkeitsordnung. Ein Besucher meinte: „Wenn die Lindenthaler Politiker die Befugnisse hätten, die ihnen laut der Gemeindeordnung zustehen, dann könnten wir hier mehr bewegen.“

„Wir haben das Konzept der Bezirksvertretung zur Kenntnis genommen und begrüßen das konstruktive Engagement aus Lindenthal. Für uns ist es hilfreich, dass Politiker und Bürger die wichtigen Themen der Infrastruktur zusammengefasst betrachten“, sagt auf Nachfrage die kommissarische Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung, Christiane Jäger. Der Bau neuer Schulen sei auf dem Weg, das Thema Öffentlicher Personennahverkehr Gegenstand des Nahverkehrsplans, der gerade erarbeitet wird. „Wir haben 13 Projekte angemeldet, darunter auch die Weiterführung der Stadtbahnlinie 1“, so Jäger. Nach der Sommerpause werde der Nahverkehrsplan der Bezirksvertretung Lindenthal vorgestellt. Noch vor der Sommerpause – in der Mai-Sitzung – legt die Verwaltung den Bezirksvertretern das Thema „Flächen mit Wohnbaupotenzialen“ zur Diskussion vor. Um das Thema Grünflächen, so Jäger, werde sich das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen kümmern.

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