Missbrauchsprozess von Köln-Ehrenfeld20-Jährige aus U-Haft entlassen – Kind geboren

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Drei der sieben Angeklagten sitzen vor Beginn des Prozessauftakts im Landgericht. Die Angeklagten sollen einen behinderten Mann eingesperrt und zu „sklavenähnlichen Arbeiten“ gezwungen haben.

Drei der sieben Angeklagten sitzen vor Beginn des Prozessauftakts im Landgericht. Die Angeklagten sollen einen behinderten Mann eingesperrt und zu „sklavenähnlichen Arbeiten“ gezwungen haben.

Köln – Im Landgerichtsprozess gegen sieben junge Männer und Frauen, denen vorgeworfen wird, einen 25-jährigen Mann in einer Wohnung in Ehrenfeld wie einen Sklaven gehalten, gedemütigt und gequält zu haben, ist eine der Angeklagten auf freien Fuß gekommen. Am Montag verkündete Jan F. Orth, Vorsitzender der 15. Großen Strafkammer, den Beschluss, die 20-Jährige „unter strengsten Auflagen“ aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Sie hatte in der vergangenen Woche im Gefängnis in Iserlohn ein Kind zur Welt gebracht.

Zu den Auflagen gehört, dass sie sich zweimal pro Woche einem Drogenscreening unterziehen, sich „aktiv“ in den Alltag ihrer Stiefschwester, bei der sie unterkommen kann, einbringen und ihr Zimmer in Ordnung halten muss. Außerdem hat sie tägliche Besuche des Jugendamts und der Jugendgerichtshilfe zuzulassen. Verstoße sie gegen eine der Auflagen, komme sie sofort wieder ins Gefängnis, so Orth.

Mittäter nennt Angst als Motiv

Am ersten Verhandlungstag vor zwei Wochen hatten die Angeklagten, die zwischen 16 und 34 Jahre alt sind, über ihre Verteidiger ein Geständnis abgelegt. Im Februar dieses Jahres hielten sie ihr Opfer, das Epileptiker und geistig leicht behindert ist, fünf Tage lang gefangen.

Sie gaben dem Mann nichts zu essen, fesselten ihn an einen Stuhl, knebelten ihn und schlossen die Zimmertür ab, wenn sie weggingen. Sie nahmen ihm unter anderem das Handy, die Uhr und die Kopfhörer ab, schlugen, traten und zwangen ihn, nackt die Wohnung zu putzen, Wäsche zu waschen und Müll zu sortieren. Nach fünf Tagen gelang ihm die Flucht, indem er sich an zusammengeknoteten Decken aus dem zweiten Stock abseilte.

Ein 34-Jähriger, der am Montag zu seinem Tatbeitrag gefragt wurde, sagte, er habe aus Angst, selber zum Opfer der anderen zu werden, dem 25-Jährigen nicht geholfen. Außerdem habe er dem Mann einmal eine Ohrfeige gegeben, da der sich negativ über die Eltern der Täter geäußert habe. Der Angeklagte sah seine Mutter, die im vorigen Jahr an Krebs gestorben ist, beleidigt. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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