Müdes Konzert in KölnCro geht in der Live Music Hall die Puste aus

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Mehrmals verlor Rapper Cro den Takt, verpasst einmal sogar ganz seinen Einsatz.

Köln – Er gilt als bekanntester unbekannter Musiker Deutschlands: Versteckt hinter einer Pandamaske wurde Cro mit seiner Neuschöpfung „Raop“ berühmt,  einem Mix aus Rap und Pop. Doch jetzt legt er seine Maske ab - zumindest musikalisch: Denn mit seinem aktuellen Album „tru“ schlägt der Partyrapper in der Kölner Live Music Hall am Dienstagabend ungewohnt melancholische Töne an - und lässt dabei Potential liegen.

Rapper wirkt nachdenklich und entschleunigt 

Dunkelheit umrahmt die Bühne in der ausverkauften Halle, in der die Fans frenetisch den Auftritt von Cro fordern. Einzig sein quietschgelber Pullover leuchtet aus dem Ozean aus wallenden Händen der Zuschauer, die den Maskenmann zu umklammern versuchen. Durch das Publikum bahnt er sich seinen Weg auf die Bühne. „Sag, ob ich leb’, oder bin ich längst tot“, rappt er dann einen Text seiner aktuellen Platte.

Die Jubelrufe der Fans lassen zwar keinen Zweifel an der funktionierenden Vitalaktivität des  28-Jährigen - doch Cro selbst scheint  sich unsicher zu sein: „Irgendwann kommt der Punkt, an dem man den Pausen-Knopf drücken und die Außenwelt auf stumm stellen muss“, heißt es in der Pressemitteilung zur aktuellen Tour. 

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Bei der geht es aus den großen Konzerthallen zurück in die kleinen Clubs - ins Intime und Überschaubare, wo der Rapper seine Karriere begonnen hat.  Auf der Bühne wirkt Carlo Waibel - wie der Rapper bürgerlich heißt - nach Jahren des exzessiven Feierns nun nachdenklich und entschleunigt. Das aktuelle Album handelt von den Lastern seiner Berühmtheit, von der Frage nach der eigenen Authentizität. Seine Selbstzweifel sind gebettet in  dumpfe Bässe und choralen Backgroundgesang.

Taktlos und den Einsatz verpasst

Doch dann wird es hell. Dutzende Strobolichter flirren, die Augen einer mannshohen Pandamaske auf der Bühne beginnen zu leuchten. Cro streift seinen Pullover ab, jubelt im bunten Shirt seinen Fans entgegen, setzt an zu seinen älteren Erfolgstiteln „Melodie“ und „Einmal um die Welt“, Da ist er wieder: Der Cro, der das Leben feiert.

Doch dabei scheint ihm deutlich schneller als früher die Puste auszugehen: Immer wieder lässt er seinen Backgroundsängern den Vortritt, während er selbst am rechten Bühenrand steht und zum Statisten seiner eigenen Show verkommt. Mehrmals verliert der Rapper den Takt, verpasst einmal sogar ganz seinen Einsatz: „Ich habe den Schuss nicht gehört und den Anschluss verpasst“, entschuldigt er sich müde lächelnd bei seinen Fans und verabschiedet sich  dann nach 90 Minuten Show mit dem Megahit „Easy“  und seiner neuen Hymne „Unendlichkeit“ in die Nacht. Cro ist noch immer Cro. Cro trägt noch immer Pandamaske - doch seine Pandaaugen trübt der Schleier der Müdigkeit.

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