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Appell in LongerichBürger fordern ihre Parkplätze zurück

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Ein junger Mann steht neben einer älteren Frau, die einen Ordner in der Hand hält. Daneben sind weitere Personen zu sehen. Alle stehen auf einem Bürgersteig vor einer Apotheke.

Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert hat soeben die Unterschriftenliste entgegengenommen.

Der Beschluss, die Parkplätze an der Grethenstraße zu streichen, brachte Anwohner und Geschäftsleute auf die Barrikaden. Die Nippeser Bezirksbürgermeisterin kam jetzt zu einem Ortstermin. 

Für sehr viel Aufregung im Veedel hat der Beschluss der Bezirksvertretung gesorgt, die Grethenstraße umzugestalten und dabei sämtliche Parkplätze am Straßenrand zu beseitigen. Die Händler und sonstigen Dienstleister machten in den vergangenen Wochen gegen die Pläne mobil und sammelten gemeinsam mit dem Bürgerverein Longerich Unterschriften gegen das Vorhaben.

Nun gab es die erste Bilanz der Aktion: Knapp 3500 Unterschriften übergaben Yannik Bayerle, der erste Vorsitzende des Bürgervereins, sowie seine Stellvertreterin Helga Wagner bei einem Ortstermin vor der Charlotten-Apotheke an die Nippeser Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert. 20 Personen, darunter viele Ladenbesitzer sowie Mitglieder des Bürgervereins, waren zum Termin gekommen. Bereits einige Tage vorher hatte sich der Vorstand des Bürgervereins zu einem Gespräch mit der Bezirkschefin getroffen.

Die Sache ist nicht gut gelaufen
Diana Siebert, Bezirksbürgermeisterin Nippes

„Wir alle haben ein gemeinsames Interesse daran, dass unser Stadtteil lebenswert bleibt und sich weiterentwickelt“, betonte Bayerle. „Aber die entlang der Grethenstraße ansässigen Wirtschaftsbetriebe erwarten starke Umsatzeinbußen, da sie mangels Parkplätzen für die Kundschaft schlechter, oder gar nicht mehr erreichbar wären.“ In Longerich lebten nun einmal sehr viele ältere Mitmenschen, die nicht ohne weiteres aufs Fahrrad umsteigen könnten. Siebert sicherte zu, sich für eine Aufhebung des Beschlusses einzusetzen, was die Komplett-Beseitigung der Parkplätze betrifft. „Die Sache ist nicht gut gelaufen“, räumte sie ein.

„Dennoch ist es wichtig, dass der Radverkehr hier sicher fahren kann. Immerhin ist die Grethenstraße ein Teil des städtischen Radverkehrsnetzes.“ Und zuerst wäre ohnehin die Longericher Hauptstraße mit der Umgestaltung dran. Dort werden ebenfalls Bürgersteige verbreitert, eine Bushaltestelle von der Mitte der Einkaufsmeile zum Kriegerplatz versetzt und einige Parkplätze gestrichen. „Wir sollten zunächst abwarten, wie sich die Situation mit der dortigen Umgestaltung entwickelt“, schlug sie vor.

50 bis 60 Stellplätze in Köln-Longerich fallen weg

Im Februar hatte die Bezirksvertretung mehrheitlich beschlossen, die Grethenstraße grundlegend umzugestalten: Die stellenweise schmalen Bürgersteige sollten verbreitert werden, Bänke und Bäume entlang der Straße entstehen. Im Gegenzug sollten sämtliche Parkplätze verschwinden – rund 50 bis 60 Stellplätze zwischen Longericher Hauptstraße und S-Bahnhof Longerich wären hiervon betroffen. Der Ursprung des Beschlusses war ein Bürgerantrag für mehr Fahrrad-Sicherheit: Die Grethenstraße ist eine zweiseitig für den Radverkehr geöffnete Einbahnstraße.

Weil die Ausfahrspur auf die Longericher Hauptstraße ständig zugeparkt ist, war vom Antragsteller eine Ausweitung des Halteverbots an der Einmündung, sowie eine Abpollerung der Gegenseite gefordert. Mit der Komplett-Umgestaltung ging die Bezirksvertretung weit über die Forderung des Bürgerantrags hinaus. Auf dem Termin kristallisierte sich heraus, dass die Händler und Dienstleister den Beschluss am liebsten komplett aufgehoben sähen: Jeder einzelne Parkplatz sei kostbar, und das Zuparken der Einmündung von der Grethenstraße auf die Longericher Hauptstraße – trotz des dort bestehenden Halteverbots – ein Kontrollproblem.

„Schon jetzt ist die Parkplatzsituation prekär, und mit einer parkplatzfreien Grethenstraße retten wir nicht das Weltklima“, hieß es übereinstimmend. Bürgerverein und Bezirksbürgermeisterin kamen überein, im weiteren Verfahren den Kontakt aufrechtzuerhalten und gemeinsam nach einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung zu suchen. „Es ist zu begrüßen, dass sich die Bezirksbürgermeisterin mit uns getroffen hat, heute ebenfalls hier ist und mit uns an einer konstruktiven Lösung arbeitet“, lobte Vereins-Vize Wagner in Sieberts Richtung.

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