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Neuer OB für Köln„Et jitt kei Wood“ – Torsten Burmester singt mit SPD

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28.09.2025, Köln: Torsten Burmester ( SPD) ist zukünftiger Oberbürgermeister von Köln.Wahlparty der SPD zur Oberbürgermeisterwahl Köln 2025 im Saal Anno 1858 in der Malzmühle. Foto:Dirk Borm

Torsten Burmester (SPD) auf der Wahlparty in der Malzmühle.

Nach zehn Jahren stellt die SPD in Köln wieder den Oberbürgermeister. 44,7 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab.

Als neuer Oberbürgermeister der Stadt Köln hat Torsten Burmester am Sonntagabend um kurz vor acht erst einmal lauthals gesungen. „Et jitt kei Wood, dat sage künnt, wat ich föhl, wenn ich an Kölle denk, who oh oh“, schmetterte er zusammen mit seinen SPD-Genossinnen und -Genossen im Brauhaus „Malzmühle“ am Heumarkt. Er hatte die Oberbürgermeister-Stichwahl gegen die Grünen-Kandidatin Berivan Aymaz gewonnen, 53,5 Prozent der Kölnerinnen und Kölner stimmten für ihn.

Nach zehn Jahren wieder SPD-OB in Köln

Mit lautem Jubel und „Torsten-Torsten“-Rufen war er von seiner Partei empfangen worden. Dann sagte er: „Es ist so weit.“ Und meinte wohl: Nach zehn Jahren stellt die SPD in Köln wieder den Oberbürgermeister. Den ersten Applaus hatte es in der „Malzmühle“ bereits um 18.10 Uhr gegeben. Da erschien das Ergebnis aus dem ersten fertig ausgezählten Stimmbezirk auf dem riesigen Bildschirm, Burmester lag bei gut 70 Prozent der Stimmen.

Das taugte natürlich in keiner Weise als Indiz für den Wahlausgang, wohl aber als gutes Omen und Stimmungsaufheller. Genauso wie die Wahlbeteiligung von 44,7 Prozent, die zwar unter den 57,7 Prozent bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen lag, aber über jener bei der Oberbürgermeister-Stichwahl 2020 (36,2 Prozent).

Es waren auffällig viele junge SPDler zur Wahlparty ihrer Partei gekommen. „Als junge Sozialdemokraten hatten wir ja noch nie so richtig was zu feiern, aber heute ist es greifbar“, sagte Mattis Dieterich, 26 Jahre alt und angehender Jurist, der bei den Ratswahlen vor zwei Wochen einen rauschenden Sieg für die SPD im Wahlkreis Chorweiler 3 gefeiert hatte.

Burmester verfolgte erst noch den 1. FC Köln

Während bei seinen Genossinnen und Genossen die Stimmung kletterte, harrte Burmester selbst der Dinge zunächst noch in den Räumlichkeiten der SPD im Spanischen Bau des Rathauses. Der 1. FC Köln sorgte mit seinem Spiel gegen Stuttgart für Ablenkung beim ehemaligen Vorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Grund zum Jubeln gab es dann allerdings nur bei Burmester und der SPD. Schon bei den Kommunalwahlen vor zwei Wochen wollte die SPD raus aus dem Abwärtsstrudel, in dem sie sich bundesweit und auch in Köln befindet. Gelungen ist das nicht: unter 20 Prozent der Wählerstimmen, 18 Sitze im Rat – das ist ein Negativrekord. Jetzt kommt noch Burmester mit seiner OB-Stimme hinzu.

28.09.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: Stichwahlen nach der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen. Der Oberbürgermeister-Kandidat der SPD für  Köln, Torsten Burmester, bedankt sich bei der Wahlparty der SPD. Burmester führt  gegen Landtags-Vizepräsidentin Aymaz von den Grünen. Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Oberbürgermeister-Kandidat der SPD für Köln, Torsten Burmester, bedankt sich bei der Wahlparty der SPD.

Die Grünen haben weiterhin die meisten Sitze, 22 sind es. Die CDU hat 18 Sitze. Insgesamt sind künftig elf Parteien oder Wählerbündnisse im Stadtrat vertreten, sich auf Dinge zu einigen, wird nicht einfacher werden. Dass es Burmester in die OB-Stichwahl geschafft hat, war immerhin ein Lichtblick für die zuletzt recht machtlose Kölner SPD. Man hatte sich schließlich deutlich als gute Alternative nach zehn Jahren grün-schwarzer Führung präsentieren wollen.

„Torsten Burmester will zusammenführen“

Ist das nicht gut genug gelungen? „Vielleicht waren wir nicht aggressiv genug“, sagt Jochen Ott, 2015 selbst OB-Kandidat in Köln und inzwischen Fraktionschef der SPD-Landtagsfraktion. „Wir haben lieber einen konstruktiven Wahlkampf geführt, Torsten Burmester will nicht polarisieren, er will zusammenführen.“ Sein Rat für den neuen Oberbürgermeister: „Es muss Schluss damit sein, dass man in Köln den Landtag oder den Bundestag nachspielt.“ Soll heißen? „Der OB ist OB für alle Kölner und muss für die Dinge, die ihm wichtig sind, versuchen, Mehrheiten zu finden.“ Also besser kein Bündnis eingehen, das auf so wackeligen Beinen steht wie zuletzt das zwischen Grünen und CDU, sondern lieber je nach Thema Verbindungen schmieden.

Der bislang letzte OB der Kölner SPD war von 2009 bis 2015 Jürgen Roters, seine Kandidatur wurde damals auch von den Grünen unterstützt. 2015 stellten sich die Grünen dann gemeinsam mit der CDU und der FDP hinter die parteilose Kandidatin Henriette Reker – SPD-Mann Jochen Ott unterlag einen Tag nach dem brutalen Messer-Attentat auf Reker bereits im ersten Wahlgang. Fünf Jahre später schaffte es Andreas Kossiski von der SPD gegen Reker, diesmal unterstützt von Grünen und CDU, in die Stichwahl – dort unterlag er klar.

Am Sonntag gehörte Reker zu den ersten, die Burmester gratulierten. Berivan Aymaz kam später sogar extra in die Malzmühle, um ihm die Hand zu schütteln. Torsten Burmester hat einen deutlichen Sieg gefeiert. Das ist gut für seine Partei, aber nicht das Ende aller Sorgen. Seine Vorhaben durchzusetzen, wird schwierig werden. Die Probleme in der Stadt sind groß. „Das Votum ist für mich eine Ehre, eine Verantwortung und eine Aufgabe“, sagte Burmester: „Die Arbeit wird morgen früh um 8.30 Uhr losgehen.“ Sonntagabend um acht wurde aber erstmal noch ein bisschen gesungen.