Grundschule in Köln-PollElterntaxis bringen im Verkehrschaos Schulkinder in Gefahr

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Verkehrshelferin Mehtap Renzel bei ihrer Arbeit vor der GGS Poller Hauptstraße 

Köln-Poll  – Es hat ein bisschen was von Wild-West-Duell. Doch stehen sich hier nicht zwei Pistoleros gegenüber, sondern zwei Autos. Wer weicht zurück, wer weicht aus? Dass beide Autos nebeneinander vorbeifahren können, grenzt an Millimeterarbeit. Und mittendrin Kinder, die zur Schule wollen.

Die Verkehrssituation an der GGS Poller Hauptstraße ist schwierig. Über den Schulpfad bringen einige Eltern ihre Kinder zur Grundschule. Der Weg von dort wieder weg, führt entweder in die entgegengesetzte Richtung oder über den Schenkspfad. Letzterer ist eine Spielstraße, sehr eng und unübersichtlich mit Mauervorsprüngen und dergleichen. Und er ist ebenfalls Schulweg für viele Pänz. Die von Autofahrerinnen und Autofahrern wegen der baulichen Verhältnisse nicht immer gut zu sehen sind. Also geht es meist mit dem Auto den Schulpfad zurück, weiteren Elterntaxis entgegen.

Elternlotsen tun, was sie können

Für etwas mehr Sicherheit für die Kinder sorgen Verkehrslotsen. Eltern, die den Verkehr in Warnweste und Kelle vor dem Eingang der Schule regeln. Seit rund fünf Jahren gibt es die Lotsen schon, weiß Barbara Rüsing von der Schulpflegschaft zu berichten. Seit anderthalb Jahren ist David Mickin einer von ihnen. Insgesamt sind es zehn, elf Eltern, die im Wechsel morgens sich eine halbe Stunde Zeit nehmen.

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Der Schenkspfad – eine ausgewiesene Spielstraße – ist unübersichtlich und wird von Kindern als Schulweg genutzt. 

Mickin selbst versteht nicht, warum andere Eltern ihre Kinder bis vor die Tür fahren müssen. „Es gibt doch die Möglichkeit, seine Kinder am Parkplatz Poller Damm oder an der Poller Hauptstraße rauszulassen.“ In den Schulpfad überhaupt reinzufahren sei nicht notwendig. „Das Problem gibt es zwei Mal am Tag. Morgens, wenn die Kinder zur Schule gebracht werden und nachmittags, wenn der Offene Ganztags vorbei ist“, sagt Rüsing. Ein weiteres Problem ist: Die Lotsen sind nur morgens da.

Anwohner haben sich schon angepasst 

Anwohner Thomas Schneemann kennt die Situation vor Ort. Er wie auch andere, die im direkten Umfeld der Schule wohnen, haben sich schon angepasst. Wer mit dem Auto zur Arbeit muss, fährt entgegen der Schulzeiten. Die Anwohnerinnen und Anwohner wollen die Situation nicht noch verschärfen. „Wir wissen ja, was es hier für Probleme gibt.“ Das ist vor allem in der dunkleren Jahreszeit der Fall oder wenn es regnet. Dann sind besonders viele Elterntaxis unterwegs.

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Das Problem beschäftigt auch die Politik. So hatte die SPD in der Bezirksvertretung Porz einen Antrag eingebracht. Darin stehen Ideen, wie die Situation verbessert werden kann: neben Halteflächen auf der Poller Hauptstraße unter anderem auch die Sperrung des Schulpfades zu Schulbeginn und -ende. Und sie plädierte für einen Ortstermin mit der Verwaltung, weil dadurch vielleicht noch andere Ideen zustande kommen, wie die Situation verbessert werden kann.

„Den hat es aber bisher nicht gegeben“, sagt Simon Bujanowski, Fraktionschef der SPD in der Bezirksvertretung (BV) Porz. Einmal sei einer angedacht gewesen, der aber im vergangenen Jahr wegen Corona nicht stattgefunden habe.

Warnschilder sind verblasst 

Stattdessen habe sich die Verwaltung selbst ein Bild vor Ort gemacht und eine Mitteilung an die BV Porz gemacht. In der heißt es unter anderem, dass man eine Sperrung des Schulpfads zu bestimmten Uhrzeiten prüfen wolle und dass die verblassten Schilder „Achtung Schulkinder“ sowie Tempo-30 eingangs des Schulpfads durch eine neue, besser erkennbare Beschilderung ausgetauscht wird.

„Darüber hinaus wird die Schulleitung gebeten, die Eltern mittels Elternbrief für die Problematik der sogenannten Elterntaxis zu sensibilisieren und die eindringliche Bitte zu äußern, möglichst nicht im unmittelbaren Schulumfeld zu halten oder rangieren.“

Doch das hat die Schulleitung getan, mehrfach sogar. Nur genützt hat es nichts. Deswegen sei es wichtig, andere Wege zu finden. „Und die lassen sich am besten bei einem Termin vor Ort finden“, betont Bujanowski. Doch der werde seitens der Verwaltung immer wieder zurückgewiesen, „nach dem Motto, wir wissen es eh besser“.

Wien könnte ein Vorbild sein 

Ratsmitglied Lukas Lorenz macht zudem darauf aufmerksam, dass „die Verwaltung seit fünf, sechs Jahren den Auftrag hat, gemeinsam mit den Schulen ein Schulwegekonzept auf die Beine zu stellen“. Ein Auftrag des Rates sei beispielsweise gewesen, Schulstraßen wie in Wien zu prüfen, wo Straßen an Schulen zu bestimmten Zeiten gesperrt werden.

Doch kurzfristig, so sind sich alle Beteiligten einig, muss die Situation an der GGS Poller Hauptstraße in Angriff genommen werden. „Deshalb plädieren wir weiter für den Ortstermin mit der Verwaltung, um Lösungen zu finden.“ Und dieser Termin soll stattfinden, bevor einem Kind irgendetwas passiert. Denn das ist bis dato glücklicherweise noch nicht geschehen.

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