Sabine Stiller, die ehemalige Pflegedirektorin des Porzer Krankenhauses, hat in ihrer Amtszeit eine offene Gesprächskultur im Porzer Parlament etabliert.
Die erste FrauSabine Stiller verabschiedet sich aus dem Amt der Bezirksbürgermeisterin von Porz

Sabine Stiller war die erste Frau an der Spitze der Porzer Bezirksvertretung
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Kaum jemand war überraschter als Sabine Stiller selbst, als sie bei der Kommunalwahl 2019 dank Nachrückerprinzip vom achten Platz der CDU-Liste in die Bezirksvertretung (BV) aufrückte und zur Bezirksbürgermeisterin gewählt wurde. „Eigentlich hatte ich vor, nach 29 Jahren in der Pflegedirektion des Porzer Krankenhauses die Rente zu genießen“, sagt Sabine Stiller mit einem Lächeln. Stattdessen hat sie ein anstrengendes Erbe angetreten, bei dem es nicht zuletzt galt, unter den Parteien nach der Ära Henk van Benthem wieder ein sachliches Miteinander zu erreichen.
Sie war die erste Frau an der Spitze der Porzer BV, hat sich mit Fleiß, Beharrlichkeit, Höflichkeit und freundlicher Strenge den nötigen Respekt verschafft. Nach fünf Jahren kandidierte sie nicht erneut und will sich jetzt tatsächlich am Ruhestand erfreuen. Auf ihre Zeit im Amt blickt sie dankbar zurück. „Ich habe meine Arbeit zum Wohl aller Menschen in Porz getan, so wie die Bezirksvertretung über Parteigrenzen hinweg für alle da sein soll“, sagt Stiller.

Sabine Stiller war fünf Jahre die Bezirksbürgermeisterin in Porz und prägte dort eine neue Kommunikationskultur.
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Vor ihrer Amtszeit herrschte Funkstille in der Kommunikation zwischen einigen Parteien. Den Fraktionsvorsitzenden-Gesprächen, die vor BV-Sitzungen für Informationen und Abklärung sorgen sollen, blieb die SPD aus Protest dagegen fern, dass sich der vorherige CDU-Bezirksbürgermeister Henk van Benthem auch mit den Stimmen der AfD ins Amt hatte wählen lassen.
Stiller prägte einen neuen Führungsstil und ein „Wir-Prinzip“
Unter Stillers Leitung zog ein anderer Ton ein. „Ich toleriere es nicht, wenn keine Wertschätzung da ist, ich bestehe auf Niveau“, sagt die scheidende Bezirksbürgermeisterin. Einen solchen Führungsstil sei sie als Pflegedirektorin am Krankenhaus mit 385 Beschäftigten gewohnt gewesen. Die SPD wieder ins Boot zu holen und ein „Wir-Prinzip“ mit beiden stellvertretenden Bezirksbürgermeistern zu entwickeln habe viele Spannungen gelöst. „Wir hatten kontinuierliche Jour-fixe-Termine, damit alle auf dem gleichen Stand waren“, schildert sie die Zusammenarbeit mit ihren Stellvertretern. Das habe sich sehr bewährt. Ihr auffällig uneitler Umgang mit der Würde des Amtes hat ihr Anerkennung beschert und auch die Zusammenarbeit mit Bezirksamtsleiter Guido Motter und seinem Vorgänger Karl-Heinz Merfeld geprägt. „In der Vorbereitung von BV-Sitzungen war der stellvertretende Amtsleiter Erik Stäuder unverzichtbar“, sagt sie.

Das Rathaus wurde im Jahr 2022 erstmals in Lichterglanz getaucht.
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Sabine Stiller schätzt den Einsatz der Bürgervereine und sozialer Institutionen hoch. „Ohne deren Engagement wäre viel Gutes nicht darstellbar“, verweist sie auf Putzmunter-Aktivitäten oder Pflanzaktionen. In der Summe ergebe dieses Miteinander genau das, was Menschen zur Identifikation mit Porz brauchten. An schöne Momente erinnert sich Stiller gern: Wie sie mit dem Dreigestirn per Schiff zur Proklamation fuhr, wie sie die Aktion „Rathaus im Lichterglanz“ startete, wie die Aktionstage der Bürgerstiftung immer wieder Unternehmen und soziale Einrichtungen in Austausch brachten. Eine Herzensangelegenheit seien ihr der Porzer Hospiztag und der Runde Tisch sozialer Träger gewesen, der unter anderem den Infotag für Senioren gestaltet.

Im Vordergrund sind die Dächer der Neubauten in Porz Mitte zu sehen, im Hintergrund die Hochhaussiedlung in Finkenberg.
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Dass die neue Porzer Mitte weitgehend fertig gestellt ist, freut die Noch-Bezirksbürgermeisterin. Mit Häusern allein sei es natürlich nicht getan. Es bleiben Herausforderungen, verweist Stiller auf Probleme mit Müll und Lärm, Drogen und Angst-Räumen. Wie Verbesserungen erreicht werden können, habe die Neuaufstellung des SKM mit Hilfen für Drogenabhängige und für Bedürftige gezeigt. Andererseits gebe es bei kleinen Sorgen oft gewaltige Hürden. Ein Beispiel: Dem Wunsch nach regelmäßiger Nassreinigung der Bodenplatten in der Porzer Mitte stand ein zähes Zuständigkeitsgerangel entgegen. Da habe ihr die Erfahrung geholfen: „Man kann sich mit der Verwaltung verkrachen, aber weit hilfreicher ist es, höflich seinen Standpunkt zu vertreten und sich nicht abspeisen zu lassen“. Fürs Alltagsgeschäft hat Sabine Stiller ein Bürger-Controlling eingeführt. Was Menschen an sie herangetragen haben – oft Beschwerden über Müll, Falschparken und Ruhestörung – soll demnach in kurzer Frist beantwortet werden.
Nach wie vor hätten die neuen Kölner Bezirksvertretungen zu geringe Kompetenz, bedauert Stiller. Wichtige Entscheidungen treffe der Rat, deshalb sei die Zusammenarbeit mit den Ratsmitgliedern wichtig. „Die Verkehrsführung in Porz Mitte ist eine Katastrophe“, sagt sie, hier müssten Fahrtrichtungen überprüft und die Anfahrt zu Ärzten ermöglicht werden. Von einer Zusammenarbeit mit Köln Business erhofft sie sich Fortschritte im Kampf gegen Leerstände in der Bahnhofstraße. Zugunsten eines besseren Sicherheitsgefühls müssten Ordnungsamt und Polizei personell verstärkt werden.
Ihrem noch nicht gewählten Nachfolger im Amt wünscht sie Kraft, sind in der neuen BV doch sieben Parteien unter einen Hut zu bringen. Wichtig sei, trotz politischer Gegensätze das Wohl der Bürger im Blick zu halten.
