Fachgeschäft ZöllnerDas Akkordeon ist bei jungen Kölnern wieder im Trend

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Roland, Anton und Siegfried Zöllner (v.l.)

Zollstock – „Heute wollen mehr Menschen Akkordeon lernen als noch vor 15 Jahren und dafür weniger Keyboard. Außerdem sind viele Jüngere dabei. Wenn meine Schüler früher um die 60 Jahre waren, sind sie heute oft um die 20“, berichtet Anton Zöllner, Gründer des Akkordeonfachgeschäftes und der Akkordeonmusikschule Zöllner auf dem Höninger Weg in Zollstock.

„Das Akkordeon ist ein tolles Instrument. Man kann es überall hin mitnehmen, es braucht keinen Strom und es leistet so viel, dass man praktisch ein ganzes Orchester dabei hat“, schwärmt der 75-Jährige. „Dieses angestaubte Heimatmusik-Image, das das Akkordeon in Deutschland hatte, hatte es auch nur hier. In anderen Ländern wie Argentinien, Irland und Frankreich war das schon immer anders“, erklärt Sohn Siegfried.

Im Kölner Laden gibt es die eigene Hausmarke zu kaufen

Akkordeon Zöllner ist ein Familienbetrieb, die Liebe zum Akkordeon hat Vater Anton an seine beiden Söhne Roland und Siegfried weitergegeben, wenn auch auf unterschiedliche Art. Während Roland, 45, wie der Vater Musik studierte und vor drei Jahren das Familiengeschäft übernahm, betreibt Siegfried, 47, seit 2002 eine Akkordeonmeisterwerkstatt in Odenthal. „Meine Leidenschaft ist eher das Handwerkliche in Verbindung mit Musik. Deswegen habe ich eine Ausbildung zum Instrumentenbauer, genau zum Handzuginstrumentenmachermeister, bei der Firma Hohner im Schwarzwald gemacht“, erzählt er.

Neuer Inhalt

Das Fachgeschäft Zöllner von draußen

Im Fachgeschäft am Höninger Weg gibt es Akkordeons unterschiedlicher Größen und verschiedenster Marken unter anderem von Hohner, Weltmeister und Sonola sowie eine Hausmarke, die Zöllner Akkordeons, welche nach Kundenwunsch gebaut werden. Ein Einsteigerinstrument kostet etwa 1400 Euro. „Nach oben gibt es keine Grenze“, lacht Roland Zöllner. Die Konzert-Instrumente liegen bei rund 10 000 Euro.

Roland und Anton Zöllner geben Akkordeonunterricht im Laden. „Immer als Einzelunterricht, weil das am effektivsten ist“, erklären sie. Wer nicht gleich ein Instrument kaufen will, kann bei den Zöllners erst einmal eins mieten, für 25 Euro im Monat.

Kölner Fachgeschäft bietet großes Sortiment an Instrumenten

Neben Akkordeons führt das Geschäft auch verschiedene Mundharmonika, Gitarren, Zubehör. Unter den vielen unterschiedlichen Instrumenten im Laden ist ein ganz besonderes dabei, das Meisterstück von Siegfried Zöllner. „Mein Vater hatte ein sehr schönes italienisches Instrument der Firma Vescovi Oliviero aus Castelfidardo, das war total kaputt und ich habe es für die Meisterprüfung restauriert“, beschreibt Siegfried.

„Auf diesem Instrument hatte der Vater von Caterina Valente gespielt. Ich habe es von einem Puppenspieler gekauft“, erzählt Vater Anton stolz. Über 260 Arbeitsstunden steckte Siegfried in das Instrument, um es wieder originaltreu herzurichten und fit zu machen. Die Mühe hat sich gelohnt, finden die drei Zöllners, das rund hundert Jahre alte Stück ist unverkäuflich und hat seinen Ehrenplatz im Laden.

In der Kölner Werkstatt werden Akkordeons repariert

Wer sein Akkordeon reparieren oder warten lassen will, kann es im Geschäft in Zollstock oder direkt in der Werkstatt in Odenthal abgeben. „Im Allgemeinen sind Akkordeons recht wartungsarm. Es wird empfohlen, sie alle fünf Jahre nachsehen zu lassen. Das macht kaum einer. Manche kommen nach zehn Jahren. Alle dreißig Jahre ist es dann aber wirklich so weit“, informiert der Instrumentenbauer.

Vater Anton gibt nicht nur Unterricht, sondern tritt, wie schon seit vielen Jahrzehnten, auch als Alleinunterhalter auf – bei Schifffahrten, auf Betriebsfesten, Geburtstagsfeiern und sogar auf Beerdigungen. „Einmal habe ich auf der Beerdigung einer Dame auf dem Südfriedhof gespielt, die bei mir mit über 70 Jahren angefangen hatte, Akkordeon zu lernen. Sie war begeistert bei der Sache und eine tolle Schülerin. Es war sehr bewegend, bei ihrer Beisetzung zu spielen“, erinnert sich Anton Zöllner.

Der Trend hin zum Akkordeon freut Vater und Söhne natürlich. Auf dem Akkordeon lasse sich wirklich alles spielen, versichern die drei, nicht nur Heimatmusik. Das können ihre Schüler auch im hauseigenen Akkordeonorchester unter Beweis stellen, das sich alle 14 Tage in Odenthal trifft.

KStA abonnieren