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Gastronomie nicht erlaubtKaffe Güzel in Köln-Raderberg muss schließen

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Kaffe Güzel

Sezen Pätschke und Tilman Dittrich sitzen vor dem ehemaligen Domizil des „Kaffe Güzel“.

Köln-Raderberg – Auch die besten Ideen brauchen Räume, um Wirklichkeit zu werden. Sezen Pätschke und Tilman Dittrich suchen Räume, weil sie wollen, dass ihre Ideen Wirklichkeit bleiben.

Sie und einige Dutzend andere haben bis vor einem Jahr das „Kaffe Güzel“ in der Schauspielschule „Arturo“ am Bischofsweg hinter dem Großmarkt betrieben. Güzel ist türkisch und heißt lecker und nett. „Das Liegenschaftsamt als Eigentümer hat der Schauspielschule untersagt, an uns unterzuvermieten, weil eine gastronomische Nutzung der Räume nicht gestattet ist“, sagt Dittrich. Und so ist man also auf der Suche nach einem neuem Domizil.

Fahrendes Café findet festen Standort 

Das „Kaffe Güzel“ war in vielerlei Hinsicht einzigartig. Betreiber war der gemeinnützige Güzelschaft e.V. Der Verein für soziale Arbeit und nachhaltige Entwicklung fördert laut Portfolio die Jugend- und Altenhilfe, Kunst und Kultur sowie den Umweltschutz. Der Verein finanziert sich unter anderem aus den Einnahmen des Café-Betriebs. Alle haben dort ehrenamtlich gearbeitet. Die Erlöse gingen in die Vereinsarbeit. Und in die Schuldentilgung.

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Ein Blick in die Geschichte: Der Güzelschaft e.V. hat sich gegründet aus zwei Freundeskreisen, die 2018 mit einem fahrenden Café Festivals besucht haben. Man hat damals investiert. „30000 Euro“, erinnert sich Sezen Pätschke. Die Gruppe hat zum Beispiel eine marokkanische Jurte und eine hochwertige Siebträgermaschine für perfekten Kaffee gekauft.

Das Geld wurde privat aufgebracht. Bei der Rückzahlung sei man auf einem guten Weg, erklärt Pätschke. „Und wir freuen uns wirklich sehr, dass wir von unseren Einnahmen außerdem noch regelmäßig Spendengelder zum Beispiel an den Zapatista e.V. überweisen konnten.“

Mehr als nur Essen und Trinken

Aus dem fahrenden Café wurde dann Anfang 2019 ein festes am Bischofsweg. „Wir sind der Meinung, dass das Café der ideale Raum ist, um Begegnung zu ermöglichen, sich weiter zu bilden und die gemeinsame Leidenschaft für gutes Essen und leckeren Kaffee zu teilen“, heißt es im Portfolio, der Beschreibung der Vereinsarbeit.

Eine Speisekarte gab es nicht, weil man nie wusste, wer kocht und welche Vorlieben die Köchin oder der Koch hatten. Aber es ging nicht nur ums Essen und Trinken. Pätschke erläutert: „Der Verein hat gemeinsam mit Kunst-und Kulturschaffenden aus Köln und Umgebung ein breitgefächertes Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt. Das beinhaltete sowohl Konzerte von Nachwuchsmusikern und -musikerinnen unterschiedlicher Genres, als auch Lesungen, Workshops, politische Informationsabende sowie Theater-und Filmvorführungen.

Ein Beispiel interessanter und beliebter Veranstaltungen in den vergangenen Monaten war das Ein-Tages-Festival „Hering im Speckmantel“, das ein diverses Programm aus Musik, Kunst und Performance darbot. Alle zwei Wochen trifft sich das Plenum des Vereins. In diesen Zeiten natürlich digital.

Gönnerhafter Vermieter gesucht

Die Mitglieder des basisdemokratisch organisierten Vereins haben beschlossen, die Arbeit zu professionalisieren. Es sollen beispielsweise 450-Euro-Stellen geschaffen werden.

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Aber was suchen Ssezen Pätschke und Tilmann Dittrich genau? „Eine Immobilie, in der Gastronomie möglich und erlaubt ist. Es sollte schon was Größeres sein. Eine Gewerbehalle zum Beispiel. Veranstaltungen mit mindestens 50 Personen sollten dort stattfinden können. Wir haben mal über ein Angebot an der Venloer Straße gesprochen. Das waren 120 Quadratmeter. Aber die gängigen Marktpreise sind in Köln sehr hoch“, fasst Dittrich zusammen. Er hofft auf einen „gönnerhaften Vermieter“. Durchaus auch im Umland: „Unsere Leute nehmen gerne Wege auf sich.“

www.kaffe-guezel.de

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