Rathaus-Neubau„Peinlichste Posse in Rodenkirchen“

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Das Foto von 1966 vom Bau des Rathauses zeigt  das Stahlgerüst, das den Abbruch schwierig machen wird. 

Köln-Rodenkirchen – Das nötige Geld für den Neubau des Bezirksrathauses sei vorhanden, erläuterte Astrid Schüssler in der Septembersitzung der Bezirksvertretung. Sie ist die Leiterin des Objektmanagements der Gebäudewirtschaft.

Und sie erklärte, dass sich ein Totalunternehmen im Auftrag der Gebäudewirtschaft um alles kümmern werde - um Abriss, Neubau einschließlich Tiefgarage und Neugestaltung des Vorplatzes. So sollen die Arbeiten zügig und möglichst ohne Preisexplosion vorangehen.

Einzug soll im Jahr 2021 möglich sein

Es ist eine Netto-Bausumme von 13,9 Millionen Euro veranschlagt. Voraussichtlich soll im Jahr 2021 alles schlüsselfertig übergeben werden. Als erstes ist nun ein Realisierungswettbewerb für das neue Gebäude ausgeschrieben worden. Zwölf Architektenbüros beteiligen sich am Wettbewerb.

Bis Ende Januar haben sie Zeit, ihre Pläne und Modelle bei der Verwaltung einzureichen. Am 2. März wird sich ein Preisgericht für einen Siegerentwurf entscheiden. Dann werden die Arbeiten für die Gewerke europaweit ausgeschrieben und die zuständigen politischen Gremien werden einbezogen.

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Büros, Politik, Verwaltung und Handel sollen im neuen Bezirksrathaus untergebracht werden. Das Gebäude ist laut Wettbewerbsbeschreibung fünfgeschossig geplant, bisher gibt es acht Etagen. Die Wegeverbindung zwischen dem Rathausplatz an der Hauptstraße und dem Rheinufer soll attraktiver werden. Kölns Stadtdirektor Stephan Keller geht davon aus, dass der Abbruch Ende 2019 beginnt, sobald die Politik den Entwürfen abschließend zugestimmt hat.

Räume für die Bürger gefordert

Kritik gibt es schon jetzt im Vorfeld. Die Bürgervereinigung Rodenkirchen vermisst Räume für Jugendliche und einen Bürgersaal. Dringend solle auch Platz geschaffen werden für die Stadtteilbibliothek. Bislang ist die Bücherei, die sich zu einem viel besuchten kulturellen Zentrum mit zahlreichen Veranstaltungen entwickelt hat, in einem Gebäude an der Schillingsrotter Straße untergebracht.

„Standort ist bedroht“

Dort gibt es mittelfristig Neubauplanungen, und die Bürger sind besorgt. „Der Standort ist bedroht“, sagt Dieter Maretzky, der Vorsitzende der Bürgervereinigung, der sich seit Jahren gegen den Abriss und für eine gründliche Sanierung des vorhandenen Bezirksrathauses ausgesprochen hat.

Aus Protest gegen das Schneckentempo beim Neubau des Bezirksrathauses bemalte vor drei Jahren die Künstlerin Gerda Laufenberg die Gebäudefront (l.). Der Bezirksbürgermeister Mike Homann und das damalige Dreigestirn der Altgemeinde halfen dabei.

Aus Protest gegen das Schneckentempo beim Neubau des Bezirksrathauses bemalte vor drei Jahren die Künstlerin Gerda Laufenberg die Gebäudefront (l.). Der Bezirksbürgermeister Mike Homann und das damalige Dreigestirn der Altgemeinde halfen dabei.

„Wenn schon Geld für einen Neubau ausgegeben werden soll, dann sollen aber auch die Bedürfnisse der Bürger und Anlieger berücksichtigt werden, nicht nur die der Verwaltung und der Politik“, fordert er.

Nicht einverstanden mit dem Abbruch zeigten sich bislang auch die Grünen und die FDP in der Bezirksvertretung. In der Septembersitzung hatten sie noch einmal einen Antrag für den Erhalt des Hauses und eine Sanierung eingebracht. Eine hauchdünne Mehrheit hat dennoch für den Neubau gestimmt. Grüne und FDP befürchteten, dass der Neubau finanziell zulasten dringend benötigter Schulneubauten gehen könnte, was allerdings Astrid Schüssler energisch zurück gewiesen hat.

Unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte zum Neubau des Bezirksrathauses im Zentrum von Rodenkirchen scheint nun ein Ende zu finden. „Ich werde mich zusammen mit den Fachdienststellen für tatsächliche Fortschritte in dieser für Rodenkirchen zentralen Aufgabenstellung einsetzen“, schrieb der Stadtdirektor Stephan Keller in einem Brief an das Bürgeramt und an die Bürgervereinigung Rodenkirchen.

Interimsunterkunft gesucht

Zuvor hatte sich Dieter Maretzky an Stephan Keller gewandt und um Auskunft gebeten zum aktuellen Stand der „peinlichsten Posse in Rodenkirchen“, so Maretzky. Bereits in den Jahren 2008, 2012 und 2015 hatten Rat und Bezirkspolitik ein neues Gebäude beschlossen, Pläne wurden entworfen. Getan hatte sich weiter nichts.

1966 wurde das Rathaus gebaut, seit der Eingemeindung von Rodenkirchen nach Köln im Jahr 1975 sind dort die Bezirksvertretung und -verwaltung untergebracht. Für die Mitarbeiter wird während der Bauzeit eine noch nicht benannte Interimsunterkunft gesucht.

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