Nach Rassismusvorwürfen„Schwatze Köpp“ ziehen sich aus dem Kölner Karneval zurück

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Schwatze Köpp

Gruppenfoto der Schwatze Köpp

Köln-Rondorf – Mit „3 mal Schwatze Köpp und 3 mal Kölle Alaaf“ verabschiedet sich die Rondorfer Stammtischgruppe „Schwatze Köpp“ nach 43 Jahren aus dem karnevalistischen Geschehen. Die Gruppe und ihr Name hatte zuletzt stark in der Kritik gestanden und sah sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt.

Was 1978 als interne, kleine Familiengruppe begann, die im Karnevalszug in Rondorf/Hochkirchen mitging, hatte sich im Laufe der Jahre mit gut 24 Mitgliedern zu einer eingeschworenen Truppe etabliert. „Wir haben ganz klein angefangen mit Strohröcken und minimalistischen Kostümen, die wir im Laufe der Jahre mit Fellen und Stiefeln aufgewertet haben.

Keine tiefere Bedeutung hinter dem Namen Schwatze Köpp 

Mit schwarzen Gesichtern liefen wir am Rosenmontag im Zug so durchs Veedel“, erinnert sich Gründungsmitglied Therese Wienzek. Ihr Mann und ihre Tochter, die damals noch „unterwegs“ war, sind als einzige heute noch von den ehemaligen Gründungsmitgliedern übrig geblieben. Der Name hatte auch keine wirklich tiefer gehende Bedeutung. „Wir wohnen oberhalb von Rondorf, Auf dem Höfchen, und nannten uns am Anfang die Neger vom Berg. Es war vielleicht ganz gut, dass wir uns ein Jahr später in Schwatze Köpp umbenannt haben, vielleicht hätte der Ärger sonst schon früher begonnen“, meint Wienzek.

Denn Jahrzehnte später wurde der Name zum Problem. Man habe ihnen Rassismus vorgeworfen. Der Vorwurf sei nicht berechtigt, findet Wienzek. „In Rondorf leben viele schwarze Menschen, die unsere Kostüme einfach nur toll fanden.“

Anfeindungen am Zugweg

Aber das fanden nicht alle. Zugmitglieder wurden auf der Strecke angefeindet. „Wir haben auch einen bösen Brief erhalten, weil wir auch Bananen verteilen, was über Jahrzehnte für die Kinder einfach toll war, viel besser als Süßigkeiten. Aber wir wollen auf der Zugstrecke keinen unserer Mitglieder, erst recht nicht unseren Nachwuchs, gefährden. Es kann ja nicht sein, dass unseren Kindern im Alter ab vier Jahren Rassismus vorgeworfen wird. Das ist es dann nicht wert“, so Wienzek.

Die Debatten der vergangenen Jahre um mehr Sensibilität bei der klischeehaften Darstellung von Menschen und hier vor allem um das so genannte „Blackfacing“ - also das Anmalen der Gesichter mit schwarzer Farbe – haben das Gründungsmitglied offenbar nicht besonders beeindruckt. Wienzek findet die Auflösung des Stammtischs einfach nur traurig. Aber gerade im Karneval hätte man doch keine Lust, sich zu ärgern.

Schwatze Köpp wollen keine Bunte Köpp sein

Wienzeks Vorschlag, aus den „Schwatze einfach Bunte Köpp“ zu machen und das Kostüm gegen ein Clownskostüm auszutauschen, wurde von der Stammtischtruppe auf ihrer letzten Versammlung abgelehnt. „Wir haben lange überlegt und uns die Entscheidung auch nicht leicht gemacht, aber ich habe dafür Verständnis, wir haben unsere Kostüme immer gerne getragen“, sagt sie.

Der Beschwerdebrief, der Ende 2019 an die Dorfgemeinschaft Rondorf, Hochkirchen, Höningen ging, hatte zu großes Gewicht, glaubt sie. Für ihren Verein sei die Kritik schwer nachzuvollziehen gewesen. Aber niemals geht man so ganz. Der Stammtisch trifft sich weiter, auch die jährliche Tour wird für dieses Jahr wieder geplant. Der Name Schwatze Köpp wird auch beibehalten, nur eben nicht mehr der Öffentlichkeit präsentiert.

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