„Open Library“Warum die Rodenkirchener Bibliothek mehr kann als Bücher ausleihen

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In einem Raum stehen Bücherregale und Tische mit Stühlen wie in einem Café.

Nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten öffnet die Stadtteilbibliothek Rodenkirchen vier Wochen früher als geplant.

Die Rodenkirchener Stadtbibliothek hat zukünftig dank eines neuen Einlasssystems deutlich länger geöffnet. Das Projekt scheint ein Erfolg zu sein, weitere Bibliotheken könnten folgen.

Nach nur viereinhalb Monaten Umbauzeit konnte die Stadtteilbibliothek in Rodenkirchen im Juni 2019 ihre Neueröffnung feiern. Geräumige Lesetische, Sitzecken, Bänke, Sofas, eine Cafébar und drei Selbstleih-Automaten bieten in heller, moderner Atmosphäre gute Lese- und Recherchemöglichkeiten.

Freies W-Lan, ein Gruppenraum für Besprechungen und Schreibtische für den eigenen Laptop ergänzen die Nutzungsmöglichkeiten. „Rodenkirchen ist in Bezug auf Stadtteilbibliotheken wirklich State of the Art. Menschen brauchen Bibliotheken als Lernort, als Treffpunkt oder als Rückzugsort“, sagt Rita Höft, die als „Leiterin dezentrales Bibliothekssystem“, wie ihr sperriger Titel heißt, für alle elf Stadtteilbibliotheken der Stadt und den Bücherbus verantwortlich ist.

Kölner Stadtbibliotheken: „Wichtiger Treffpunkt im Bezirk“

Das Wort Leihbücherei mag Höft nicht mehr hören. Das war früher. Gerade in den letzten zehn Jahren habe sich da viel geändert. „Heute ist die Bibliothek ein wichtiger Treffpunkt im Bezirk“, sagt Höft. Dazu trägt sicherlich der neue „Open library“ Service bei – die „offene Bibliothek“.

Ein Mann und eine Frau arbeiten in der Rodenkirchener Stadtteilbibliothek.

Durch die neue Zugangskontrolle kann die Stadtteilbibliothek in Rodenkirchen auch außerhalb der Öffnungszeiten genutzt werden.

Seit letzter Woche ist es nach technischen Anlaufschwierigkeiten möglich, die Bibliothek an der Schillingsrotter Straße auch dann zu betreten, wenn kein Personal anwesend ist. Für die Kontrolle an der Tür brauchen Kunden einen gültigen Mitgliedsausweis und eine persönliche Pin. Der Service ist besonders am Mittwoch und Sonntag attraktiv, Tage, an denen die Stadtteilbibliothek bisher geschlossen war.

Neues Konzept ermöglicht längere Öffnungszeiten

„Das sind 26 Stunden mehr Öffnungszeiten pro Woche“, freut sich die Rodenkirchener Bibliotheksleiterin Jutta Kossul. In Kalk wurde vor vier Jahren mit der „Open Library“ als Pilotbibliothek begonnen. Rodenkirchen folgt aufgrund von Corona jetzt mit einer kleinen Verzögerung, ist aber bisher die einzige Bibliothek, die auch sonntags geöffnet ist.

In Kalk ist das nicht möglich, da dort die Stadtteilbibliothek im Bezirksrathaus untergebracht ist, das an Sonntagen keinen öffentlichen Zugang gewährt. „Bisher haben wir nur positive Resonanz zu den erweiterten Öffnungszeiten erhalten“, sagt Kossul. Medien können an den Terminals ausgeliehen oder zurück gegeben werden.

Es gibt ein viel benutztes „Vormerk“-Regal, an dem jetzt zum Beispiel sonntags das abgeholt werden kann, was in der Woche bestellt wurde. Viele kämen jetzt aber einfach auch, um sich zu treffen oder zu quatschen oder in aktuellen Zeitschriften zu stöbern. Gut 4000 Mails wurden an die Kunden verschickt, um über den neuen Service zu informieren.

80 000 Euro investiert – weitere Bibliotheken könnten folgen

Eine wenig aussagekräftige Zahl zu Mitgliedern, wie Kossul meint, da viele Nutzer mehrere Zweigstellen oder die Zentralbibliothek parallel besuchten und Leserausweise auch von verschiedenen Personen im Haushalt genutzt würden. „Der Ausweis wird quasi zur Flatrate und kann jetzt noch aktiver und öfter genutzt werden“, sagt Kossul.

In die neue Technik wurden in Rodenkirchen rund 80.000 Euro investiert. Das System steuert gleichzeitig das Öffnen und Schließen, die Terminals und Ansagen, die die Besucher darauf hinweisen, wann die Bibliothek dann definitiv schließt. Angst vor Vandalismus, wenn kein Personal anwesend ist, hat Höft nicht: „Wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht“.

Der Stadtteil Neubrück könnte im Zuge der bald anstehenden Sanierung als nächste Bibliothek auf eine „open library-Ausleihe“ ohne Personal umgerüstet werden. „Wir schauen jetzt zunächst einmal, wie gut das neue Angebot hier angenommen wird, ehe wir über weitere Projekte entscheiden. Kalk und Rodenkirchen seien derzeit eine „einmalige Gelegenheit“.

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