Rückzugsraum für gefährdete Arten

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Fast paradiesisch wirken die Kiesgruben in Meschenich, wo sich im Laufe der Jahre seltene Pflanzen und Tiere angesiedelt haben.

Fast paradiesisch wirken die Kiesgruben in Meschenich, wo sich im Laufe der Jahre seltene Pflanzen und Tiere angesiedelt haben.

  • Eine Führung des BUND soll auch sensibilisieren, den Schutz der ehemaligen Kiesgruben in Meschenich zu respektieren

Meschenich –  Auf unerwartet großes Interesse stieß die Führung des BUND Köln mit dem Titel „Natur aus zweiter Hand“: „Wir hätten wirklich nicht gedacht, dass so viele Neugierige kommen. Das ist richtig gut“, freuten sich Gabriele Falk (BUND) und Marlies Fontes, die als ehrenamtliche Naturschutzwartin vor Ort war. Ziel des gut zweistündigen Spaziergangs, der am südlichen Ortsrand von Meschenich begann, waren rekultivierte Kiesgruben. Neben zahlreichen Teilnehmern aus dem gesamten Stadtgebiet waren auch einige Anwohner gekommen.

„Die beiden Kiesgruben »Meschenich« und »Am Vogelacker« sind eingebettet in eine vom Kiesabbau geprägten Landschaft. Sie sind für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten ein wertvoller Rückzugsraum geworden“, erläuterte Falk zu Beginn der Exkursion. Neben der allgemeinen Information hatte vor allem Marlies Fontes ein weiteres Anliegen: „Wir möchten mit dem heutigen Angebot auch die Meschenicher Bürger für das Gebiet sensibilisieren. Denn wir würden gerne weitere, ehrenamtliche Helfer finden, die sich für diese schützenswerten Lebensräume interessieren“, sagte die Naturschutzwartin. „Problematisch ist der hohe »Freizeitdruck«, der sich auf die Räume auswirkt. Tiere und Pflanzen brauchen ihre Ruhe – auch wenn das viele Menschen eher nicht einsehen wollen“, ergänzte Falk.

Dann marschierte die gut 30-köpfige Gruppe los. Schon nach wenigen Metern gelangten die Naturfreunde an eines von mehreren Schildern, auf denen zum einen die Naturschutzgebiete erklärt werden, zum anderen sind darauf die Wege markiert. Auf diese Weise soll es den Anwohnern ermöglicht werden, das Gebiet zu genießen und dennoch die Schutzräume zu respektieren. Das gelingt nicht immer. „Wir arbeiten mit Gehölzbarrieren, die das Grünflächenamt aufstellt. Wir rufen auch oft das Ordnungsamt. Dennoch bleibt es oft ein Kampf gegen Windmühlenflügel“, so die Erfahrung von Fontes. „Jede zweite Tierart ist gefährdet, weil sie keinen ausreichenden Lebensraum hat – wenn man sich das vergegenwärtigt, merkt man, wie wichtig solche Schutzzonen sind“, sagte Falk.

Reden über Naturschutz: Marlies Fontes (l.) und Gabriele Falk

Reden über Naturschutz: Marlies Fontes (l.) und Gabriele Falk

Weiter führte der Weg auf eine alte Obstbaumwiese. Hier wachsen Äpfel, Quitten und weitere Pflanzen. „Darf man denn auf dieser Wiese auch mal einen Apfel pflücken?“, fragte eine der Teilnehmerinnen. „Man darf – aber das ist je nach Gebiet unterschiedlich geregelt“, so Falk. Neben Insekten wohnen Steinkäuze in den Bäumen. Ein Uhu sei ebenfalls schon gesehen worden, außerdem Waldkäuze und Fledermäuse, erzählten Exkursions-Teilnehmer. Schnell entspann sich eine angeregte Diskussion zwischen Referenten und Besuchern.

Der Weg führte die Gruppe zum Aussichtsturm, der zur Erlebnisroute Süd gehört. Diese verläuft vom Kölner Volksgarten zum Bonner Hofgarten. „Der Turm wird leider auch oft von Jugendlichen genutzt, die ihren Müll flächendeckend verteilen“, so Ehrenamtlerin Fontes. „Wir möchten anregen, dass sich vielleicht eine Gruppe von engagierten Menschen findet, denn gemeinsam säubert man so eine Fläche viel schneller“, sind die Exkursionsleiterinnen sicher.

Weiter ging’s um die erste Kiesgrube herum, schließlich führte der Weg auf ein Trockenplateau. „Hier wachsen das Tausendgüldenkraut, auch Johanniskraut und die Nachtkerze“, berichtete Falk. Die Truppe wanderte dann um die zweite Kiesgrube und gelangte schließlich zum nächsten Aussichtsturm.

„Von diesem Platz aus sehe ich häufig, dass Menschen dann doch die Schutzzone betreten, leider“, berichtete Fontes. Doch trotz allem Ärger über die Ignoranz mancher Mitmenschen genossen alle die Aussicht auf die ehemalige Kiesgrube. Diese wirkt in der Tat wie ein verlassenes Paradies für Vögel, Kröten und anderes Getier– spätestens da waren sich alle Teilnehmer einig, dass Naturschutz ein wichtiges Anliegen ist. Adresse: Wer sich für den Schutz der Natur engagieren möchte, erreicht den BUND unter Rufnummer 0221/72 47 10.

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