Unsichere SpindeAutodiebe machen in Kölner Schwimmbädern Beute

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Auch im Agrippabad schlugen die Täter zu.

Auch im Agrippabad schlugen die Täter zu.

Köln – Es sollen Serientäter gewesen sein, die sich ihre Opfer genau ausgesucht haben: Unbekannte haben Autoschlüssel aus den Spinden mehrerer Kölner Schwimmbäder entwendet und mit ihnen dann die dazugehörigen Fahrzeuge gestohlen. Rätselhaft an den Fällen ist, dass an den Spinden keine Aufbruchspuren gefunden werden konnten.

Es sind blaue Aufkleber an den Spinden aller städtischen Bäder, die die Besucher seit vergangenem Jahr eindringlich davor warnen, Wertsachen in ihnen zu verstauen: „Ihr Kleiderschrank ist kein Safe“, steht auf den Stickern. Eine Warnung, die zumindest in den vergangenen Wochen wenig genützt zu haben scheint: In mindestens sieben Fällen schlugen die unbekannten Täter seit Januar zu und stahlen Fahrzeuge von Schwimmbad-Parkplätzen in Köln, auch in Kerpen, Bergisch Gladbach, Leverkusen und Rheinbach. Nach Vorfällen unter anderem im Agrippabad in der Innenstadt und im Aqualand in Chorweiler wurde zuletzt am Dienstag ein grauer Nissan-Geländewagen vor dem Höhenbergbad entwendet.

Selbe Masche und selbe Tätergruppe

„Es war jeweils die selbe Masche und auch die selbe Tätergruppe“, sagte eine Polizeisprecherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag. „Sie beobachten die Menschen, welchen Spind sie nehmen, stehlen daraus dann die Originalschlüssel und fahren mit dem Fahrzeug einfach davon.“ Das sollen jeweils Aufnahmen von Überwachungskameras belegen, zu weiteren Details wollte die Polizei auf Nachfrage aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskünfte geben.

Zuvor hatten die Täter vermutlich noch regulär eine Eintrittskarte für die Bäder gekauft – anders seien die Spinde ungesehen nur schwer zu erreichen. Inzwischen sind auch die Schwimmbäder gewarnt. Eigentlich, so die Anweisung der Köln-Bäder, sollen Badegäste ihre Wertsachen separat in speziell dafür vorgesehenen Wertschließfächer verstauen, denn die seien in den meisten Fällen besser einsehbar und schwieriger aufzubrechen. Auf Nachfrage bestätigte Bäder-Sprecher Achim Fischer, dass sich trotzdem nun auch die Frage nach der Sicherheit der Kleiderspinde stelle. Denn er spricht etwas aus, das die Polizei bislang nicht bestätigen möchte: „Die Spinde wurden nicht aufgebrochen im herkömmlichen Sinne, es wurden keine Einbruchsspuren gefunden.“

Kein Zugriff zu Spindschlüsseln

Auch, dass die Täter Zugriff zu Schlüsseln für die Spinde gehabt haben könnten, sei auszuschließen. „Wie die Spinde also geöffnet wurden, wird derzeit noch recherchiert“, so der Sprecher. Dazu stehe man in Kontakt mit dem in Mönchengladbach ansässigen Hersteller der Schlösser, der am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war. „Natürlich fragen wir da auch: Leute, wie kann das passieren?“, so Fischer.

Seiner Einschätzung nach ist die Möglichkeit einer grundsätzlichen Sollbruchstelle im Schlosssystem, das alle städtischen Bäder in Köln einsetzen, nicht abwegig. Welche Konsequenzen aus der Problematik entstehen könnten, will er allerdings noch nicht prognostizieren. „Die Spinde sind ja dennoch so sicher, wie sie sein sollten.“

Vier Autos wiedergefunden

Inzwischen hat die Polizei übrigens vier der sieben Autos schon wieder gefunden – regulär geparkt in Neubrück, Zollstock und Leverkusen. Zur Frage, wie diese plötzlichen Funde zu erklären sind, schweigt die Polizei bisher – genauso dazu, ob es schon eine konkrete Spur zu den Tätern gibt.

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