Nachrichtensprecher verlieren die FassungEmotionale Ausbrüche vor der Kamera

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Claus Kleber war gerührt. Und rührte damit auch sein Publikum.

Claus Kleber war gerührt. Und rührte damit auch sein Publikum.

Jeden Abend tragen Nachrichtensprecher im Fernsehen mit einem ernsten Tonfall und einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck die Ereignisse des Tages vor. Nur selten bringt sie dabei etwas aus der Fassung. Wenn sie aus ihrer Rolle fallen und Gefühle zeigen – positiv oder negativ – sind es manchmal die kleinen Dinge, die dazu den Anstoß geben. So auch am Mittwochabend, als Claus Kleber im „heute journal“, dem Nachrichtenmagazin des ZDF, über ein Fundstück des Internetmagazins Krautreporter berichtete und seine emotionale Betroffenheit nicht verbergen konnte.

Gleich zu Beginn verhaspelte sich der 59-Jährige mehrmals, als er die Geschichte des Busfahrers Sven Latteyer aus Erlangen erzählte. Dieser hatte sich in den vergangenen Tagen mit einer kurzen Begrüßung in englischer Sprache vor Fahrtbeginn an seine Passagiere gewandt. Da in seinem Fahrzeug auch 15 Flüchtlinge mit ihren zwei Betreuern anwesend waren, wollte Latteyer ihnen folgendes mit auf den Weg geben: „Entschuldigen Sie mich, meine Damen und Herren aus aller Welt in diesem Bus, ich möchte etwas sagen: Ich möchte »Willkommen« sagen. Willkommen in Deutschland, meinem Heimatland. Haben Sie einen schönen Tag!“

Kleber war von Latteyers Worten sichtlich gerührt, kämpfte einen Moment lang mit den Tränen und gab dann mit dem Satz „Es kann manchmal so einfach sein“ an seine Kollegin Gundula Gause weiter. Nach der Sendung kommentierte Kleber, der von 2003 bis 2008 Leiter und Moderator des „heute journal“ war und seit 2009 auch bei der inhaltlichen und konzeptionellen Weiterentwicklung des Nachrichtenmagazins besondere Verantwortung trägt, die Situation beim Kurznachrichtendienst Twitter: Dort bezeichnete er sein Verhalten als „unprofessionell“, vielleicht „aber okay?“. Er reagiere manchmal auf positive Kleinigkeiten emotionaler als auf die „große Story“. Nun warte die nächste Sendung.

Wenn man nicht aufhören kann zu lachen

Doch Claus Kleber ist nicht der erste Profi, der aus seiner Rolle fällt. Dagmar Berghoff, die als erste Frau jemals die Tagesschau moderierte, verlor im Jahr 1988 kurze Zeit durch einen Lachanfall die Fassung. Bei der Meldung, dass Boris Becker das WCT-Turnier in Dallas gegen Stefan Edberg gewonnen hatte, verlas Berghoff sich im ersten Versuch, geriet daraufhin immer wieder ins Stocken oder begann zu lachen. Beim Verkünden der darauffolgenden Lottozahlen fiel es ihr besonders schwer, ernst zu bleiben, wofür sie sich auch entschuldigte.

Petra Albrecht, Moderatorin der WDR-Lokalzeit, erging es im Jahr 2011 ähnlich. Immer wieder begann Albrecht beim Vortrag einer Nachricht zum Düsseldorfer Flughafen zu lachen. Nach kurzer Zeit erklärte sie den Grund dafür: Kurz vor der Sendung sei eine riesige Fliege im Studio gewesen, daher herrsche dort „allgemeine Heiterkeit“. Albrecht schaffte es nur schwer, ernst zu bleiben. Als in der nächsten Meldung der Name „Jürgen Fliege“ auftauchte, brach sie in schallendes Gelächter aus.

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