Streaming-Tipp „The Lazarus Project“Paapa Essiedu ist gefangen in der Zeitschleife

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George (Paapa Essiedu)  und die mysteriöse Archie (Anjli Mohindra) reisen durch die Zeit. 

Köln – Unbestritten ist „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray einer der humorvollsten Filme der 90er Jahre. Die aktuelle Netflix-Serie „Matrjoschka“ von und mit der großartigen Natasha Lyonne verfolgt einen ähnlich komödiantischen Ansatz. Das Thema Zeitschleife, in dem sich ein Tag oder ein gewisser Abschnitt immer wieder wiederholt, kann jedoch auch die Basis für einen spannenden Action-Thriller sein, wie die neue achtteilige Sky-Serie „The Lazarus Project“ beweist.

Komplexes Grundgerüst

Die erste der rund 50-minütigen Folgen konstruiert ein ebenso furioses wie komplexes Grundgerüst dafür. Der britische App-Designer George (Paapa Essiedu) wacht eines Morgens auf, um seinem Tag nachzugehen, der ihn zunächst zu einer Bank führt, bei der er um einen Kredit für ein neues Programm bittet, das sich ausgerechnet damit beschäftigt, „große Ereignisse“ vorauszuberechnen. George bekommt sein Darlehen und erfährt kurz darauf von seiner Freundin Sarah, dass sie schwanger ist. Es läuft für den jungen Mann. Die beiden heiraten schon bald, allerdings wird das junge Glück durch den Ausbruch des tödlichen Mars-22-Virus überschattet. Die Welt hat gerade erst das Coronavirus überstanden und steht nun erneut am Abgrund. An Weihnachten beginnen Sarah und George, schwer an zu husten und begeben sich in ein überfülltes Krankenhaus. Ist dies das Ende der Welt?

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App-Designer George (Paapa Essiedu) und Freundin Sarah sind auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft.

Nicht für George. Plötzlich wacht er wieder an dem Tag auf, an dem er zu seinem Kreditgespräch aufbrechen soll. Der ganze Tag geschieht noch einmal, für ihn gesät mit Déjà-vu-Erlebnissen. Allerdings ändert George von hier an mit seinen Entscheidungen die Abläufe. Er bekommt zunächst den Kredit nicht und versucht in der Folge sich und Sarah vor der Pandemie zu schützen. Überzeugt davon, dass ihr Freund den Verstand verloren hat, verlässt ihn Sarah und flüchtet zu ihrer Familie. Auf der Suche nach ihr, trifft George die mysteriöse Archie (Anjli Mohindra), die ihm, nach einem erneuten Neustart der Zeitschleife erklärt, dass er eine Art Mutant ist. Er ist einer von sehr wenigen Menschen, die sich nach dem Neustart der Zeit an alles erinnern.

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In der Zentrale der Geheimorganisation wird entschieden, ob die Welt wieder neu gestartet werden muss. 

Die Neustarts werden von einer geheimen Organisation ausgelöst, für die Archie arbeitet und sich „Lazarus Project“ nennt. George erfährt, dass er in seinem Leben bereits 20 Mal zurückgesetzt wurde, er sich aber nur an zwei Sprünge erinnert. Zum ersten Mal endete die Welt zum Beispiel 1963, als die USA und die Sowjetunion sich gegenseitig mit Atombomben beschossen haben, oder eben gestern, als es niemandem auf der Welt gelang, eine Impfung gegen das Mars-22-Virus zu entwickeln. Auf seine Frage, warum sie denn die Welt nicht beim Coronavirus neu gestartet haben, hat Archie eine einfache Antwort parat: „Wir haben innerhalb von neun Monaten einen Impfstoff entwickelt, wieso denkst du, wir wären nicht zurückgesprungen“. Es sind Szenen wie diese, in denen sich „The Lazarus Project“ trotz aller Science-Fiction sehr real anfühlt. George wird von der Geheimorganisation angeworben und hilft dabei das Mars-22-Virus zu stoppen. Diese Zeitschleife ist beendet, George kann sein glückliches Leben mit Sarah weiterführen und weiter als Agent für das „Lazarus Project“ arbeiten.

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Sein erster Außeneinsatz führt ihn nach Paris, wo ein Terrorist mit Namen Rebrov aufgespürt werden soll. Der Einsatz läuft jedoch völlig schief, der Terrorist zündet eine Atombombe und die neue Zeitschleife beginnt. Zurück in der Heimat ereignet sich am ersten Tag der neuen Zeitrechnung ein furchtbarer Schicksalsschlag für George, der alle folgenden Ereignisse bestimmen wird.

Nicht nur Action

Hier verlässt „The Lazarus Project“ die reine Action-Schiene und tritt kräftig auf die Bremse. Es geht nun auch darum, was man alles machen würde, um das eigene und das Leben seiner Liebsten zu schützen. Würde man sogar die Leben Millionen anderer Menschen dafür aufs Spiel setzen? Glücklicherweise, geht die Serie nicht ausschließlich auf solche moralischen Dilemma ein, sondern erzählt konsequent eine spannende Geschichte, mit zahlreichen Wendungen, die aber schlüssig und durchaus kreativ sind. Auch die Schauspieler überzeugen bis in die kleinste Nebenrolle. Wobei besonders Anjli Mohindra als Archie aus dem Ensemble heraussticht. Der Achtteiler wurde in London produziert, der deutsche Regisseur Marco Kreuzpaintner („Der Fall Collini“, „Beat“) setzte das Sky Original in Szene, das Drehbuch schrieb Joe Barton.

Zweite Staffel noch nicht bestellt

Ab dem 8. September ist die Serie donnerstags ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Sky Atlantic sowie parallel auf dem Streamingdienst WOW verfügbar. Es ist noch nicht sicher, ob es eine zweite Staffel geben wird. Aufgrund des offenen Endes, wäre dies jedoch zu begrüßen, ansonsten könnte noch jemand auf die Idee kommen, eine neue Zeitschleife auslösen zu müssen.

„The Lazarus Project“ Serie, von Joe Barton, mit Paapa Essiedu, Anjli Mohindra, Rudi Dharmalingam, Caroline Quentin; bei Sky WOW (ab Donnerstag, 8. September) 

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