Interview mit Tahnee Schaffarczyk„Da prallen Welten aufeinander“

Lesezeit 5 Minuten
Tahnee Schaffarczyk kennt Fernsehen und Bühne.

Tahnee Schaffarczyk kennt Fernsehen und Bühne.

Frau Schaffarczyk, Sie sind Teil der WDR-Sendung „Gefällt mir! – Die total vernetzte Show“. Internet-Videos spielen darin eine wichtige Rolle, sonst ist allerdings nichts aus dem Netz vertreten – keine Reaktionen, keine Tweets.

Das ist richtig. Stattdessen wird aber das Studiopublikum eingebunden und kann abstimmen, ob es beispielsweise weiterhin Pannenvideos oder Hochzeitvideos im Internet sehen möchte. Hauptsächlich geht es in der Sendung darum, Spaß zu haben. Dazu bringen wir viele kurze Clips aus dem Internet auf die Fernsehleinwand. Man darf aber auch nicht die Sendezeit vergessen: Eine halbe Stunde ist nicht lang. Und man sollte da auch nicht zu viel reinpacken.

Aber was ist das Neue an der Sendung? Es gab schließlich vorher auch schon Formate, die Internet-Videos im Fernsehen gezeigt haben.

Beim Zeigen der Videos war meist Schluss. In unserer Sendung spielen zwei Teams gegeneinander. Wir raten beispielsweise, wie Videos ab einer gewissen Stelle weitergehen. Dabei kommen viele lustige und unerwartete Enden zum Vorschein. Oder wir spielen Videos nach oder laden die Macher ein. Dadurch hatten wir schon einen Vater zu Besuch, der die Haare seiner Tochter vor der Schule mit Hilfe eines Staubsaugers zusammenbindet. Das haben wir dann auch ausprobiert.

Die Sendung gehört zur Programmoffensive des WDR, in der viele neue Formate ausprobiert werden. Für wen ist „Gefällt mir!“ gedacht?

Eigentlich für jeden: Leute, die nicht sonderlich internetaffin sind, werden dem Internet vielleicht etwas näher gebracht, und Leute, die schon einige der Videos kennen, können sie noch mal auf interaktive Art bei uns miterleben.

Tahnee Schaffarczyk ist Comedienne, Schauspielerin und Moderatorin. Momentan schreibt die 23-Jährige am Programm für ihre Solo-Tour im kommenden Jahr. Darin erzählt sie viel aus ihrem Leben. Zusätzlich moderiert Schaffarczyk die „Naughty Girls“, einen Ableger des Comedyformats „Nightwash“, und geht dabei mit vielen Kolleginnen auf Tour.

„Gefällt mir! – Die total vernetzte Show“ läuft am Freitag, 18. September, von 22.15 Uhr bis 22.45 Uhr auf WDR.

Ist es sinnvoll, das Internet und seine Phänomene ins Fernsehen zu holen?

Das Internet wird immer stärker und bedeutender. Deshalb ist es sinnvoll, das auch mal ins Fernsehen zu holen. Im Internet passieren so viele Dinge, die man als reiner Fernsehgucker gar nicht mitbekommt.

Nicht nur der WDR sucht gerade Wege, um mit seinem Programm neue Zielgruppen zu erreichen. Der SWR hat dem Youtuber „Le Floid“ eine Sendung gegeben. Kann so etwas funktionieren, oder geht im Übergang vom Internet zum Fernsehen vielleicht etwas verloren?

Fernsehen hat eine eigene Struktur und ist etwas ganz anderes als Youtube. Youtuber setzen sich zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld vor eine Kamera und nehmen Videos auf wie Sand am Meer. Dabei haben sie keinerlei Druck und können sich einfach mit ihren kleinen, anarchischen Videos ihre Community erschließen. Ich denke, das funktioniert so im Fernsehen nicht.

Warum nicht?

Im Fernsehen ist es viel schwieriger, Dinge durchzubringen, die man selbst gut findet. Es gibt schließlich noch ein großes Team seitens Sender und Produktionsfirma und ganz viele andere Entscheider, die eine Vorstellung davon haben, wie Fernsehen richtig gemacht wird. Da prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander.

Was ist im Fernsehen anders?

Fernsehen ist nichts, was man sofort beherrscht. Man muss sich erst mit dem Umfeld vertraut machen. Für das Fernsehen muss man verinnerlichen: Jetzt geht’s los und jetzt geht es auch um etwas. Es gibt nicht die Sicherheit zu wissen, dass man

Youtube. Youtuber setzen sich zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld vor eine Kamera und nehmen Videos auf wie Sand am Meer. Dabei haben sie keinerlei Druck und können sich einfach mit ihren kleinen, anarchischen Videos ihre Community erschließen. Ich denke, das funktioniert so im Fernsehen nicht.

Warum nicht?

Im Fernsehen ist es viel schwieriger, Dinge durchzubringen, die man selbst gut findet. Es gibt schließlich noch ein großes Team seitens Sender und Produktionsfirma und ganz viele andere Entscheider, die eine Vorstellung davon haben, wie Fernsehen richtig gemacht wird. Da prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander.

Was ist im Fernsehen anders?

Fernsehen ist nichts, was man sofort beherrscht. Man muss sich erst mit dem Umfeld vertraut machen. Für das Fernsehen muss man verinnerlichen: Jetzt geht’s los und jetzt geht es auch um etwas. Es gibt nicht die Sicherheit zu wissen, dass man es, wenn es nicht klappt, einfach noch mal machen könnte. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei Youtubern im Hinterkopf mitspielt.

Als Comedienne stehen Sie normalerweise auf der Bühne. Gibt es da Überschneidungen zum Fernsehen oder zu Youtube?

Auf der Bühne Comedy zu machen, ist wieder etwas komplett anderes als Fernsehen oder Youtube. Jeder Auftritt und jedes Publikum ist unterschiedlich. Wenn ich meinen Text vergesse, kann ich improvisieren, oder einfach vor mich hinstammeln. Es gibt keine Kamera im Wohnzimmer, in die ich dann lachend sagen kann: „Ups, das war blöd, ich mach’s jetzt noch mal.“ Man hat nur den einen Moment. Das ist aber auch das Wundervolle daran: Der Moment mit den Leuten, die sofort auf das reagieren, was ich sage. Es ist eine ganz andere Dynamik.

KStA abonnieren