Kölner JazzszeneDas bietet der Januar für Jazzfans

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Athina Kontou schaut in die Kamera.

Athina Kontou

Nach Ende der Winterpause öffnen die Kölner Jazz-Spielstätten im Januar wieder ihre Pforten. Als Leuchtturm strahlt das Winterjazz-Festival im Stadtgarten. 

Winterjazz

Zum eintrittsfreien Flanieren holen die Winterjazz-Kuratorinnen Ulla Oster und Angelika Niescier zehn Bands sowie 36 Musikerinnen und Musiker auf drei Konzertbühnen. Saxofonistin Katrin Scherer bringt ihr Quartett Cluster zu Gehör, Pianistin Marlies Debacker spielt solo, Christian Lorenzen, Leonhard Huhn und Dominik Mahing bilden mit der montenegrinischen Sängerin und Klangkünstlerin Mija Milovic ein spannendes Quartett mit Live-Elektronik und Synthesizer. Ebenso ist das virtuose Quartett hilde mit Julia Brüssel (Violine), Maria Trautmann (Posaune), Marie Daniels (Stimme) und Emily Wittbrodt (Cello) ist zu entdecken, weitere Highlights sind u.a. das Yaroslav Likhachev Quartett, das Trio The Human Element und die brillant-schubladenfreie Band Salomea.

Die Kunst des Duos

Das Loft präsentiert etliche Duo-Konstellationen zwischen Modern und Avantgarde. So finden die langjährigen Weggefährten Hans Lüdemann (Klavier) und Frank Gratkowski (Klarinetten) zum „Aufbruch“ zusammen (4.1.), es improvisieren die Pianisten Samuel Gapp und Felix Hauptmann (10.1.), Hauptmann spielt auch mit Saxofonist Fabian Dudek, wobei beide auf elektronische Elemente zurückgreifen (15.1.). Nach dem Winterjazz-Solokonzert führt Marlies Debacker mit Saxofonist Salim Javaid „Convolution“ auf, das erste Kapitel eines groß angelegten Projekts (26.6.), danach folgen der kanadische Pianist Lucas Dann und der dänische Schlagzeuger Kresten Osgood mit einem komplett improvisierten Auftritt (29.1.). Im King Georg ist an zwei Abenden die Grammy-nominierte Sängerin und Pianistin Judy Carmichael im Duo mit Gitarrist Sam Dunn zu genießen (10./11.1.), und im Stadtgarten gibt es ein sehr besonderes „Gipfeltreffen“: An zwei Abenden trifft Trompeter Matthias Schriefl auf Pianist Joachim Kühn, der nur noch selten live auftritt und den zweiten Abend zunächst solistisch beginnt. (20./21.1.).

Joachim Kühn blickt mit verschränkten Armen in die Kamera.

Der Jazzpianist Joachim Kühn

Die Kunst des Trios

Es geht es auch mit einer Person mehr, und das gleich in mehreren vorzüglichen Trio-Konzerten: Weltpremiere feiern der amerikanische Klavier-Virtuose Ethan Iverson, Bassist Andreas Lang und Schlagzeugerin Eva Klesse im Loft (5.1.). Dorthin kehrt auch die virtuose Schlagzeugerin Savannah Harris zurück, diesmal im Trio mit Hans Lüdemann und Nick Dunston (27.1.). Im Stadtgarten trifft die junge Saxofonistin Zoh Amba aus Tennessee auf Pianist Philip Zoubek und Schlagzeuger Chris Corsano (25.1.), während sich Straight-Ahead-Freunde auf das virtuose Trio von Pianist Jerry Lu, Bassist Stefan Rey und Schlagzeuger Niklas Walter im Salon de Jazz freuen dürfen; sein Gast ist mit Saxofonist Ben Fitzpatrick der jüngste Neuzugang der WDR Big Band (25.1.). Auch bei Real Live Jazz im Filmhaus gibt es Trio-Klänge, wenn Pianist Clemens Orth mit Calvin Lennig und Finn Wies die „Art of the Trio“ zelebriert. Hochkarätigen Gitarren-Jazz gibt es vom Trio Jonas Windscheid im Rahmen des vorzüglichen Januar-Programms im Heimathirsch (9.1.) sowie vom Axel Fischbacher Trio (28.1.) im Jaki.

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Pascal Klever

Auch Großensemble dürfen gerade in Köln nicht fehlen. So bringt im Loft das zehnköpfige Large Ensemble „SH4iKH9 extended“ groß orchestrierten Modern Jazz in Einklang mit dem Stil der Singer-Songwriterin Veronika Morscher (9.1.). Ebenfalls im Loft: Sebastian Gramss‘ Ensemble States of Play mit „Urschall“, vorzüglich besetzt u.a. mit Wanja Slavin, Etienne Nillesen, Christian Lorenzen sowie den Schlagwerkern Dominik Mahnig, Thomas Sauerborn und Dirk Rothbrust (22.1.). Der junge Trompeter, Komponist, Arrangeur, Maler und Jazzlabel-Betreiber Pascal Klever geht entdeckungsfreudig ein besonderes Risiko ein: Mit seiner 17-köpfigen Big Band bringt er fünf auswendig gelernte Stücke ohne Noten und Dirigat auf die Loft-Bühne, wobei er sich auf junge Persönlichkeiten wie Lina Knörr, Tobias Herzog, Asher Nissen, Matthew Halpin, Kira Linn, Felix Hauptmann und Roger Kintopf verlassen kann (20.1.). Dass Klewer längst zu den verheißungsvollsten Klangkünstlern in Köln zählt, beweist er im Filmhaus bei Real Live Jazz (22.1.).

Athina Kontou und mehr

Unbedingt hörenswert ist Athina Kontou, Kölner Bassistin mit griechischen Wurzeln. Im Sommer 2002 veröffentlichte sie das vorzügliche Album „Mother/Tzivaeri“ mit Lucas Leidinger, Dominik Mahnig und Luise Volkmann, auf dem sie stimmungsvoll und sehr persönlich Folklore ihrer Heimat mit zeitgenössischem Jazz amalgamiert, nun spielt sie ihre Musik im Stadtgarten (13.1.). Im Heimathirsch führen fünf hochtalentierte Sängerinnen in kontemplative Klanglandschaften: Eva Swiderski, Anett Tamm, Donya Solaimanishikabadi, Lina Knörr und Merle Böwering tasten sich an „neuartige Arten des Singens“ heran (16.1.). Im King Georg spielt das Quartett des jungen Gitarristen Mikhail Churilov mit Jerry Lu, Caris Hermes und Niklas Walter zu hören (26.1.), in der Lutherkirche die Markus Stockhausen Group mit ihrem neuen Album „Tales“ (27.1.). Über allem steht das Gedenken an eine Jazz-Legende: Saxofon-Legende Gerd Dudek starb am 3.11.2022, im Stadtgarten gibt es ein Abschiedskonzert (24.1.): Farewell, Gerd Dudek!

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