Oasis-Sänger im PalladiumWo blieb „Wonderwall", Liam?

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Liam Gallagher am Dienstagabend im Palladium

  • In Hamburg musste Liam Gallagher sein Konzert nach vier Songs abbrechen, in Köln trotze er der Stimmbandentzündung.
  • Der Ex-Oasis-Sänger verließ sich an der Schanzenstraße mehr auf die Klassiker der Band als auf das eigene Solowerk.
  • Nur deren größten Hit ließ er mal wieder absichtsvoll aus. Unsere Kritik.

Köln – Als am Montagabend noch die letzten Ausläufer von „Sabine“ durch die Schanzenstraße in Köln-Mülheim rumpeln, wirkt Liam Gallaghers dunkelblauer Regenparka, den er stets auf seinen Konzerten trägt, zum ersten Mal tatsächlich funktional. Zugegeben, auf der Bühne des Kölner Palladiums regnet es allenfalls Bier aus durch die Luft fliegenden Plastikbechern, doch davon nicht zu wenig. Denn keiner kann eine Konzerthalle so schön in die Ränge eines Fußballstadions verwandeln wie der einstige Oasis-Frontmann. 

Das Logo von Manchester City ziert die Bassbox, aus den Boxen schallt pünktlich um 21 Uhr der „Manchester City Champions Chant“, bevor Gallagher und seine Band mit dem Oasis-Hit „Rock’n’Roll Star“ aufmarschieren. Dass Gallagher erst einige Nächte zuvor sein Konzert in Hamburg nach nur vier Songs abbrechen musste, hört man seiner Stimme auch am Montag noch an. Wegen einer Stimmbandentzündung habe er das Konzert am 05. Februar nicht spielen können, teilte er seinen aufgebrachten Fans via Social Media mit.

Köln hat mehr Glück: Obwohl seine Stimme von Beginn an belegt wirkt und ihm das Singen merklich schwer fällt, zieht er die 90-minütige Show durch. Von so viel Selbstdisziplin und Aufopferungsbereitschaft hätten die Oasis-Fans Anfang der 90er-Jahre wohl nur träumen können, als Liam und sein Bruder Noel mit einem zerstörten Hotelzimmer nach dem anderen Schlagzeilen machten. 

Davon ist zumindest am Montagabend nicht mehr viel zu sehen. Stattdessen wirkt Gallagher, der auch für seine Launenhaftigkeit berüchtigt ist, geradezu zahm und spielt brav einen Oasis-Hit nach dem anderen. Wenigstens in der ersten halben Stunde der Show bekommen auch einige Songs von seinen beiden Soloalben etwas Raum, immerhin steht die derzeitige Tour eigentlich im Zeichen seines im vergangenen September erschienen zweiten Soloalbums „Why me? Why not?“.

Die Antwort auf den Albumtitel scheint er sich mit seiner Setlist zur Tour selber zu geben: Weil im Grunde alle nur auf die Oasis-Hits warten. Das weiß Gallagher auch selbst und hatte kürzlich mit Gerüchten um eine mögliche Re-Union der legendären Rockband, die an dem Streit zwischen den beiden Brüdern schließlich zerbrach, Schlagzeilen gemacht. Sein großer Bruder machte derartige Hoffnungen allerdings umgehend wieder zunichte und bezichtigte die von Liam gestreuten Gerüchte als PR-Masche, um seine neue Solo-Single zu promoten. 

Dabei kann sich seine neue Platte durchaus sehen lassen, und funktioniert auch live mit ihrem 90er-Jahre Rock’n’Roll-Charme beachtlich gut. Doch dass es ganz ohne Oasis gehen könnte, scheint Gallagher nicht zu glauben und lässt auf seine Solo-Stücke prompt „Morning Glory“ folgen, um Punkt 22 Uhr schließlich mit „Live Forever“ die Bühne zu verlassen. Doch auch hier ist von eigensinnigem Rockstar-Gehabe keine Spur zu merken. Stattdessen kehrt Gallagher brav den „Liam“-Chören seiner Fans folgend an sein Mikrofon zurück, um ihnen auch noch „Supersonic“, „Champagne Supernova“ und am Ende sogar „Cigarettes & Alcohol“ zu schenken. Allein die Abwesenheit von „Wonderwall“  bleibt als kleiner sturer Protest.

KStA abonnieren