Reporter-LegendeNach WM-Halbfinale: Mit diesen Worten hat sich Béla Réthy verabschiedet

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Béla Réthy vor seinem letzten Spiel als Sportkommentator.

Béla Réthy vor seinem letzten Spiel als Sportkommentator.

Reporter-Legende Béla Réthy war am Mittwoch beim WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko letztmals als TV-Kommentator für das ZDF im Einsatz – und fand bewegende Worte.

Reporter-Legende Béla Réthy hat an seinem 66. Geburtstag seinen letzten Einsatz als Live-Reporter in einem Fußball-Stadion absolviert. Das Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko bot der berühmten ZDF-Stimme die finale Bühne. Nach dem Spiel fand Réthy in seiner Abmoderation des WM-Abends noch ein paar Worte des Abschieds. 

„Nach 40 Jahren im Journalismus, darunter zehn Weltmeisterschaften, davon acht als Reporter, ist heute Nacht Schicht im Schacht. Bei solchen Turnieren gibt es ja auch immer Zuschuaer, die nur zu solchen Gelegenheiten zusehen. Ich hab versucht alle zu unterstützen und alle irgendwie mitzunehmen. Es freut mich, wenn es gefallen hat. Und sorry an die, die ich nicht erreichen konnte. Das ist nicht immer einfach. Es war mir eine große, große Ehre. Tschüss und adieu“, sagte Réthy zum Abschluss.

Vor dem Spiel hatte sich Réthy „fünf bis sechs Tore“ gewünscht. Und auch, dass das Spiel nach 90 Minuten vorbei sei. „Auch wenn das schlecht für die Quote ist“. Zumindest einer dieser Wünsche wurde ihm erfüllt. Frankreich gewann die Partie in der regulärten Spielzeit mit 2:0.

Réthy verspürt nur wenig Wehmut

Nach seinem Abschied verspürt er allerdings nur wenig Wehmut, sagte Réthy der „Süddeutschen Zeitung“: „Vielleicht ist es anders, wenn ich zum letzten Mal den Kopfhörer mit dem Mikro absetze und zum Parkplatz latsche. Mal sehen“, so der 66-Jährige. „Ich habe eine gewisse Distanz zum Geschäft aufgebaut. Der Fußball ist kälter geworden, die Emotionen kleiner“, sagte Réthy. „Ich habe mehr Vorfreude auf das, was kommt. Ich habe einen Enkelsohn in Berlin, Jonathan, den kann ich heranwachsen sehen. Und ich verspüre Lust auf Terminlosigkeit, auf Laissez faire, nicht mehr Fußball gucken zu müssen. Vielleicht überlagert das die Wehmut.“

Wenige Stunden vor seiner Abschiedsvorstellung sind „die Gefühle Karussell gefahren“, sagte Réthy im „Morgenmagazin“ des ZDF am Mittwoch zwar noch: „Aber ich habe sie alle noch im Griff.“

Sein speziellstes Spiel sei möglicherweise das WM-Finale 2002 zwischen Deutschland und Brasilien (0:2) gewesen, erzählte Réthy. Zum einen sei es das Duell der „zwei WM-Giganten“ gewesen. Zudem ist Réthy unter anderem in Brasilien aufgewachsen.

Réthy war seit 1986 bei allen Fußball-Weltmeisterschaften für das ZDF im Einsatz. Zunächst als Assistent, seit 1994 war er Live-Reporter bei allen großen Turnieren. Die Atmosphäre in Katar bei seinem letzten Turnier wertet er seinen Eindrücken zufolge als „inszeniert. In Brasilien oder Italien musst du nichts machen. Da passiert eine WM von alleine. Hier? Gab’s Stimmungsmacher mit Megafonen, die Stimmung konstruierten. Viel Fassade.“ (oke, mit dpa)

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