Streaming-Tipp„Daisy Jones & The Six“ ist eine Reise durch die Musikhistorie

Lesezeit 4 Minuten
„Daisy Jones and The Six“ posieren in einem Auto

„Daisy Jones and The Six“ sind zumindest in ihrer Welt eine der größten Bands der Welt.

Die Amazon-Prime-Serie über eine fiktive Band in den 70er Jahren ist stark angelehnt an Fleetwood Mac. Eine Hauptrolle spielt die Enkelin von Elvis Presley.

Zu Beginn des Jahres hat Amazon die Musik-Serie „High School“ veröffentlicht. Sie beruhte auf den Memoiren des kanadischen Musikerinnen-Duos Tegan and Sara. Eine wahre Geschichte also, die versuchte, möglichst ohne die üblichen Klischees auszukommen. Mit der Mini-Serie „Daisy Jones and The Six“ geht Amazon Prime nun einen anderen Weg. Beide Projekte haben gemeinsam, dass sie auf einer Buchvorlage basieren. In „Daisy Jones and The Six“ ist es jedoch eine fiktive Geschichte und die gefällt sich darin, jedes Klischee, welches über Musiker in den Siebzigern vorherrscht, zu bedienen.

Die Serie startet dabei mit dem Ende der Band. Eine schwarze Tafel erklärt den Zusehenden, dass die Band „Daisy Jones & The Six“ auf dem Höhepunkt ihrer Karriere 1977 ein ausverkauftes Konzert im Soldier Field in Chicago gespielt haben. Sie war zu diesem Zeitpunkt eine der größten Bands der Welt, mit einem Hit-Album im Gepäck. Das Konzert im Soldier Field war aber auch zugleich der letzte Auftritt der Band.

Der Beginn ist auch zugleich das Ende

20 Jahre später versucht eine Dokumentation herauszufinden, was damals zur Trennung führte. In Rückblenden werden die Geschehnisse bis zu dem Konzert aufgearbeitet. Dabei laufen die beiden Handlungsstränge von Daisy Jones und den restlichen Musikern erst einmal parallel. Jones (Riley Keough) ist als Kind reicher Eltern in Los Angeles aufgewachsen und versucht, die ersten Schritte im Musikgeschäft zu unternehmen. Sie schreibt ihren ersten Song, den sie dem Produzenten Teddy Price (Tom Wright) zukommen lässt. Der ist auch recht angetan von dem Song, Daisy erkennt jedoch schnell, dass es nicht so einfach ist, Hits beziehungsweise überhaupt Songs zu schreiben. Die Schreibblockade sucht sie also schon sehr früh in ihrer Karriere heim.

Alles zum Thema Konzerte in Köln

Zur selben Zeit versuchen Sänger und Songschreiber Billy Dunne (Sam Claflin), sein Bruder Graham, und die Freunde Warren, Eddie und Chuck eine Band zu gründen. Fotografin Camilla und Keyboarderin Karen stoßen ebenfalls zu der jungen Gruppe. Schon nach kurzer Zeit verlassen sie das provinzielle Pittsburgh und suchen ihr Glück in Los Angeles. Nach ein paar Gigs in kleinen Kaschemmen treffen sie ebenfalls den Produzenten Teddy Price und können ihn von ihrer Qualität überzeugen. Schnell ist eine Platte aufgenommen und die ersten größeren Konzerte sind gespielt. Sänger Billy und Fotografin Camilla werden ein Liebespaar, heiraten und erwarten kurze Zeit später ihr erstes Kind.

Während Camilla zu Hause bleibt, genießt Billy mit den Jungs und der Keyboarderin das Rockstar-Leben. Mit allem, was dazugehört: Drogen, Alkohol und Groupies. Als Camilla ihren Ehemann bei einer Eskapade mit zwei anderen Frauen erwischt, hat das auch Auswirkungen auf die Band. Billy ist völlig überfordert mit der Rolle des jungen Vaters und bricht die Tournee ab, um sich um seine Familie zu kümmern.

Der Sänger bricht die erste Tour ab

Es dauert allerdings nicht lange, da versucht die Band einen neuen Anlauf. Produzenten Teddy hat die Idee, seine beiden Schützlinge miteinander bekanntzumachen. Er steckt Billy und Daisy in ein Tonstudio. Wie in der Serie „High School“, wenn Tegan und Sara zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand nehmen, ist dieser Moment in Folge drei von „Daisy Jones and The Six“ magisch. Es ist die Geburtsstunde einer neuen Band, die bereit ist, die Musikwelt zu erobern.

Warum die Produzenten den Weg gewählt haben, die Geschichte mithilfe einer Dokumentation zu erzählen, bleibt zumindest in den ersten Episoden ein Rätsel. Wie die Bandmitglieder einzelne Szenen 20 Jahre später beurteilen, ist schlichtweg nicht interessant. Böse Zungen könnten sogar behaupten, dass eine Serie über das Leben von Hauptdarstellerin Riley Keough spannender gewesen wäre. Sie ist die Tochter der Anfang des Jahres verstorbenen Lisa Marie Presley. Damit ist Elvis Presley ihr Großvater und Michael Jackson für kurze Zeit ihr Stiefvater. Obwohl mehr Musikhistorie im Stammbaum kaum geht, musste Keough für die Rolle der Daisy erst das Singen lernen, übrigens genau wie Co-Star Sam Claflin. Das funktionierte jedoch so gut, dass die Schauspieler-Band bei den Dreharbeiten tatsächlich ein Album aufnahm, welches auf allen Musik-Streaming-Diensten unter dem Titel „Daisy Jones & the Six: Aurora“ abrufbar ist.

Es ist erfreulich, dass dieser Weg gewählt wurde und nicht bereits bestehende Songs aufgewärmt wurden. Denn auch wenn die Geschichte frei erfunden ist, ist sie angelehnt an eine wahre Geschichte. Autorin Taylor Jenkins Reid erklärte in einem Interview, dass sie sich stark von den Geschehnissen um Stevie Nicks, Lindsey Buckingham und Fleetwood Mac in den 1970er Jahren inspirieren ließ. Selbst für Keough wären die Fußstapfen einer Stevie Nicks zu groß gewesen. Somit haben sie und ihre Mitstreiter jetzt etwas Eigenständiges geschaffen, was auf vielen Ebenen funktioniert.

KStA abonnieren