Leserbriefe zur Denkmal-DiskussionKritische Auseinandersetzung statt Abriss

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Das Reiterdenkmal Wilhelms II. an der Hohenzollernbrücke erinnert auch an die Kolonialpolitik des Deutschen Kaiserreichs.

Soll das weg? – Ein neues Gremium berät den Stadtrat zum Umgang mit dem kolonialen Erbe in Köln – Dazu gehören auch bekannte Denkmäler Köln (5.8.)

Augen nicht vor problematischer Historie verschließen

Ich bin gegen die Entfernung des Reiterdenkmals an der Deutzer Brücke. Wollen wir alles Problematische der deutschen Geschichte nicht wahrhaben? Wer ist es dann letztendlich wert, mit einem Straßennamen oder einem Denkmal geehrt zu werden? Das ist deutsche Geschichte, auch wenn sie problematische Persönlichkeiten hervorgebracht haben sollte. Haben Kennedy, Bismarck und Karl der Große etwa keine „Leichen im Keller“? Dieter Moll Köln

Historische Personen weder verherrlichen noch verdammen

Nun also geht es dem Kolonialismus bei den städtischen Straßennamen und den Denkmälern an den „Kragen“. Ja, Personen, die brutal gegen indigene Völker vorgegangen sind, verdienen es nicht, in Straßennamen verewigt zu werden. Wie weit aber ist hier der Kreis der Verdächtigen zu ziehen? Vom Reiterstandbild Wilhelms I. ist da die Rede. Gewiss, unter seiner Regentschaft konnte sich der deutsche Kolonialismus entfalten und das ist – insbesondere was das brutale Niederschlagen jeden Widerstandes und die Unterjochung wie Ausbeutung der Kolonisierten betrifft – moralisch verwerflich!

Nur, das ist nicht die ganze Wahrheit! Die Standbilder der Preußenherrscher stehen in Köln nicht wegen ihrer kolonialen Taten und Irrtümer. Sie stehen dort wegen ihrer Bedeutung für die Stadtgeschichte und diese lässt sich nicht auf ihre Handlungen in den Kolonien reduzieren. Wollten wir alle Personen, die im einzelnen politische Fehler machten, die sogar moralisch zu verurteilende Taten zuließen, aus der städtischen Erinnerung verbannen – viele historische Personen blieben nicht übrig.

Vorsicht und Behutsamkeit und keine Gegenwartsarroganz ist bei geschichtlichen Bewertungen angesagt; einem Bildersturm aus gegenwärtiger moralischer Betroffenheit ist mit Vorsicht zu begegnen! Rasch gerät man in die Nähe autoritärer Geschichtsklitterung, wie bei Orwell in „1984“ beschrieben. Geistlose Verherrlichung historischer Personen ist ebenso falsch wie deren unkritische Verdammung. Der Maßstab für eine Ehrung historischer Personen im Stadtbild sollte eine abgewogene Gesamtbewertung ihrer Handlungen sein.  Professor Dr. Jürgen Bennack Köln

Kolonialismus erklären statt Denkmäler schleifen

Soll man die Denkmäler der preußischen Kaiser auf der Hohenzollernbrücke absägen, weil in ihrer Epoche in ganz Europa Kolonialpolitik betrieben wurde? Die Jan-von-Werth-Figur vom Alter Markt entfernen, weil er als Kriegsheld kein gutes Vorbild ist? Die als Stadtgründerin verehrte Agrippina, eine böse Intrigantin und Mörderin, aus den Annalen streichen? Wenn wir bei jeder historischen Person nach Mängeln suchen wollten, müssten wir viele Denkmäler schleifen – unabhängig davon, was sie über unsere Geschichte erzählen können. Den Kolonialismus in der Geschichte kann man schnell verurteilen – besser wäre, ihn zu erklären und sich auch heute den ehemaligen Kolonialvölkern gegenüber nicht herablassend und ausbeuterisch zu verhalten – was wir ja tun. Peter Brokemper Köln

Palmyra in Köln?

Die Forderung, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal abzureißen, zeigt einen gefährlichen Mangel an geschichtlichem Bewusstsein in Bezug auf die Aufarbeitung unseres kolonialen Erbes. Ein solcher Vernichtungsfeldzug passt nicht zur immer wieder geforderten Erinnerungskultur. Keiner käme auf die Idee, den Kölner Dom wegen der Inquisition der katholischen Kirche, das Münchener Hofbräuhaus wegen der NSDAP-Gründung im Jahr 1920 oder das Vernichtungslager Auschwitz, in dem über eine Million Menschen ermordet wurden, abzureißen. Palmyra in Köln? Der „Kann das weg?“-Zeitgeist treibt wieder einmal seltsame Blüten. Diese unsinnige Diskussion muss schnellstens beendet werden. Susanne Steinhaus-Arntz Köln

Denkmal-Demontage kommt Wegschauen gleich

Wenn man alles, was Geschichte ausmacht, kaputt schlagen würde, wie sähe dann die Welt von Herrn Abeke und Frau Bechhaus-Gerst aus? Wir sollten uns sicherlich mit allen geschichtlichen Fehlentscheidungen und Greueltaten kritisch auseinandersetzen und es soll auch viel mehr öffentlich, insbesondere in Schulen, diskutiert werden. Aber alles demontieren und aus dem Blickfeld räumen, das kommt doch genau dem Verhalten nahe, welches seinerzeit von den Verantwortlichen an den Tag gelegt wurde. Und tagesaktuelle Beispiele gibt’s davon außerdem genug. Nein danke! Bitte liebes Gremium, macht Euch um etwas anderes Gedanken! J. Michael Hompesch Köln

Unbedingt soll das weg!

Unbedingt soll das weg! Für Kriegstreiber und martialische Kolonisten sollte auf Denkmälern in Köln kein Platz mehr sein. Mein Gegenvorschlag wären Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, die sich hier am Rhein die Hände reichen. Die müssten da eigentlich schon seit 1965 stehen. Die Wilhelms, Bismarcks und andere monarchistischen Gestalten sollten in ein Museum verschwinden, das über die Hintergründe und Folgen der Verherrlichung von Kaisertum, Antidemokraten und Rassisten aufklärt. Roland Appel Bornheim

Abrissaktionen tragen nicht zur Problemlösung bei

Selbstverständlich müssen die Folgen des deutschen Kolonialismus – Genozide, Sklavenhandel, Kriege und wirtschaftliche Ausplünderung – aufgearbeitet werden, sofern dies nicht schon geschehen ist. Straßennamen, Raubkunst in Museen und Denkmäler erinnern an diese deutschen Kolonialverbrechen. Und das ist gut so, Geschichte erklärt die Gegenwart. Schwerpunkt dieser Erinnerungskultur muss die Wissensvermittlung über die deutsche Kolonialzeit und ihre kulturellen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen sein; hierfür sind Schulen und Universitäten zuständig und verantwortlich. Diese Aufarbeitung findet in den Köpfen der Menschen statt und nicht mit Baggern, die – wie jetzt populistisch gefordert – Denkmäler abreißen sollen. Ein solcher Irrweg würde nur das Symbol, nicht das Problem beseitigen. Michael Arntz Köln

„Stalinistischen“ Umgang mit der Geschichte verhindern

Das Reiterstandbild von Wilhelm I. an der Hohenzollernbrücke soll abgerissen werden? Eine der imposantesten Ansichten des in dieser Beziehung nicht gerade reichen Köln soll zerstört werden? Wer hat das Gremium zusammengestellt, das die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit auf solche Weise betreiben will? Kaiser Wilhelm gehört zu unserer Geschichte ebenso wie der Kolonialismus und vieles andere, was wir heute kritisch sehen. Aufarbeitung kann nicht durch das Abmontieren missliebiger Straßenschilder oder den Abriss von Denkmälern geleistet werden.

Das ist die Art von Aufarbeitung, wie sie im Stalinismus praktiziert wurde, wo missliebige Personen aus Fotos und Geschichtsbüchern eliminiert wurden, als habe es sie nie gegeben. Diese Art der „Aufarbeitung“ hat in einer Demokratie keinen Platz! Wir müssen uns offen mit unserer Geschichte befassen, darüber reden, mehr Wissen vermitteln, anstatt das Andenken an sie zu zertrümmern und zuzuschütten. Nur ein waches Geschichtsbewusstsein kann unsere Demokratie lebendig halten. Dorothea Renckhoff Köln

Stadtgesellschaft in Entscheidungen einbeziehen

Da haben sich der Rat und das neue Gremium etwas sehr Ehrgeiziges vorgenommen. Und das in einer Stadt, die stolz darauf ist, als römische Kolonie gegründet worden zu sein und dies sogar im Namen trägt. Man kann nur hoffen, dass dies den Beteiligten klar ist. Aus dem Bericht von Paul Gross scheint hervorzugehen, dass sich das Gremium fast ausschließlich mit der afrikanischen Kolonialgeschichte und ihren Spuren in Köln befasst. Das erscheint mir doch recht einseitig und unausgewogen. Wie kann man etwa die Preußen ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des Kolonialismus in Afrika sehen?

Kölner mit Geschichtsbewusstsein blicken mit Gelassenheit seit vielen Jahren auf ihre römische Kolonialgeschichte – auf schlechte wie auch gute Seiten. Es ist zu wünschen, dass Rat, Kulturausschuss und Mitglieder des Gremiums dies auch tun werden und nicht nur Bilder- und Denkmalstürmerei Raum geben. Außerdem ist zu hoffen, dass die Stadtgesellschaft wirklich in Entscheidungen eingebunden wird. So sollten die jeweiligen Anwohner befragt werden, bevor Straßen umbenannt werden. Arwed H. Exner Köln

Denkmäler gehören zum Stadtbild

Die Reiterdenkmäler gehören genauso zu Köln wie der Dom oder der Colonius. Auf einer Sightseeing-Tour durch Köln sind diese Denkmäler beliebte Ziele von Touristen – seit Jahren und Jahrzehnten. Das koloniale Erbe, welches der Architekt im Artikel anspricht, ist Teil der Geschichte. Und wie er sagt, gehört es zum „Stadtbild dazu“. Ich halte nichts davon, Köln seine besondere Attraktionen zu nehmen. Lasst Köln diese Orte der Geschichte und rettet die Denkmäler! Erik Strathmann Pulheim

Geschichte aufarbeiten, nicht vernichten

Herr Eli Abeke schießt gewaltig über das Ziel hinaus. Es ist zu bequem, alles, was aus der Geschichte als „unangenehm“ empfunden wird, einfach zu entfernen: abreißen, aus dem Gedächtnis tilgen und über alles das Tuch des Schweigens zu decken! Bei der wechselvollen Geschichte Kölns müsste man große Teile zerstören. Dadurch wird eine historische Aufarbeitung unmöglich gemacht. Gerade hier in Köln, wo unterschiedlichste Menschen zusammenleben, ist es wichtig, dass man sich über die Geschichte Gedanken macht.

Das erreicht man am besten, wenn man die Monumente der Vergangenheit erhält und mit Tafeln versieht, auf denen die geschichtlichen Hintergründe und die Konsequenzen für heute dokumentiert werden. Nur so kommt es zu einer Diskussion und einer Aufarbeitung. Ich hoffe sehr, dass der radikale Weg von Herrn Abeke schnellstmöglich verlassen wird und dass das Gremium Geschichte „aufarbeitet“ und nicht vernichtet. Wenn das konsequent und überall in Köln gemacht wird, kann die Stadt sowohl für die Kölner Bürger als auch für Touristen zu einem interessanten Geschichtsbuch werden. Alo Renard Köln

Scheinheilige Debatte

Diese Kolonialismusdebatte ist scheinheilig: Auch wenn wir die Denkmäler der Kolonialzeit entfernen, bleiben die Schande und die Verbrechen der Vergangenheit! Ist es nicht ehrlicher, daran zu erinnern? Besser wäre es, heutige Formen von Ausbeutung aufzuzeigen und zu bekämpfen. Wie wäre es, wenn wir die Hälfte unseres Wohlstands, den wir immer noch auch der vergangenen Ausbeutung verdanken, an die zurückgeben, die immer noch unter den Folgen dieser Ausbeutung leiden?

Das ist schwieriger, als einfach Denkmäler zu entfernen und damit zu suggerieren, dass die Zeiten der Ausbeutung vorbei sind. Außerdem haben die Hohenzollern das Kolonialsystem nicht erfunden – da war wohl eher die deutsche Industrie die treibende Kraft. Aus der Geschichte lernen bedeutet nicht, sie auszulöschen. Gut wäre es, wenn die aufgebrachte Energie dafür genutzt würde, heutige Formen von Ausbeutung zu bekämpfen und nicht dafür, sich selber und anderen sein Gut-Mensch-Sein zu beweisen.  Johann Kober Köln

Denkmäler als lebendige Geschichtszeugen

Soll wieder Geschichte ausradiert werden? Dass Persönlichkeiten der deutschen Geschichte aus dem Blickwinkel zeitgenössischer Betrachtung oft verantwortlich für unrühmliche politische Erbstücke sind, ist unumstritten. Sie sind aber ein Teil unserer Geschichte, die etwa während der Zeit des Kolonialismus von weiten Teilen der Bevölkerung getragen, ja begrüßt wurde. Die Zeiten haben sich geändert und Kolonialismus hat ein gänzlich anderes Gesicht bekommen.

Gemessen an dem Umgang mit Staaten des afrikanischen Kontinents, der heute praktiziert wird, brauchen wir uns wahrlich nicht über die „Kaiserzeit“ zu erheben. Wir tun es aber, indem wir möglichst alles ausradieren, was nicht in unsere ach so tolle, „saubere“ politische Einstellung passt. Hören wir doch endlich auf, alles zu vernichten, was nicht unserer derzeitigen Einstellung entspricht.

Machen wir Denkmäler zu lebendigen Geschichtszeugen und versehen sie mit erklärenden Tafeln, die auf das hinweisen, was sich als Unrecht erwiesen hat. Ein schönes Beispiel ist das „Adler-Denkmal“ im Friedenspark. Es wurde mit roter Farbe überschüttet und sollte verschwinden, wie jetzt der Kaiser hoch zu Ross. Heute breitet der Adler die Schwingen des Friedens aus. Er ist noch da und erinnert tagtäglich an andere Zeiten. Armin Koppmann Köln

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Das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. wurde im Juni 2020 von Unbekannten mit roter Farbe beschmiert.  

Gegen die unwiederbringliche Zerstörung von Kulturgut

Die Position von Herrn Abeke scheint mir sehr widersprüchlich. Er möchte eine Gesellschaft schaffen, in der den Mitgliedern die deutsche Kolonialgeschichte bewusst ist? Warum betätigt er sich dann als Bilderstürmer? Wenn das Kaiser-Wilhelm-Denkmal verschwindet, wie von ihm gewünscht, dann existiert ein Erinnerungszeichen weniger, das er für seine Zwecke nutzen könnte.

Wir schaffen Stolpersteine der Erinnerung, die oftmals nur unbeachtet mit Füßen getreten werden, und zerstören die großen Erinnerungsposten, die bereits bestehen. Diese typisch deutsche „Pfui-Haltung“: „Das ist bah! Das muss weg!“ zerstört Kulturgut ebenso unwiederbringlich wie die Vernichtung religiöser Artefakte durch die Taliban und noch weit schlimmer als die Bücherverbrennungen des Dritten Reichs.

Metropolen wie London oder Paris wären ohne Tower oder Bastille nicht die Städte, die wir heute bewundern und die Touristen aus aller Welt anziehen. Man stelle sich vor, damals habe man im Bemühen, die Spuren des Bösen zu verwischen, die historischen Bauten abgerissen, weil dort Minderheiten oder einfach Gegner und Ungewollte eingesperrt wurden?

Der einzig richtige Weg kann nur sein, aufzuklären und so das vorhandene Kulturgut in seinem Kontext zu zeigen und damit im Bewusstsein der Menschen an die richtige Stelle zu rücken. Damit wäre auch Herrn Abeke mehr geholfen, als wenn der Mantel des Schweigens ausgebreitet würde. Im Totschweigen haben wir uns doch lange genug geübt. Es macht keinen Sinn, das nun unter anderen Vorzeichen weiter zu betreiben.  Heinz Grefenstein Bedburg

Armes Köln!

Ich bin glücklich über das neue Gremium, denn da haben einige Menschen in Köln eine tolle Aufgabe: Nachdenken über den Sinn von alten Denkmälern. Zum Glück haben wir in Köln ja keine anderen Sorgen. Defekte Straßen und Brücken, marode und zu wenige Schulen und Kita-Plätze. In vielen Krankenhäusern werden die Geburtsstationen geschlossen. Alles nicht so wichtig. Was in Köln Priorität hat, sind nun außer Fahrradspuren und Pünktlichkeit des Rosenmontagszuges die Änderungen von Straßennamen und -schildern und Beratungen über alte Denkmäler. Armes Köln! Monika Karpe Bergisch Gladbach

Sollen dann auch NS-Gedenkstätten beseitigt werden?

Was in den Kolonien angestellt wurde, ist schrecklich und durch nichts wieder gutzumachen. Ein Entfernen von Büsten und Standbildern geht aber definitiv zu weit. Weil nämlich damit auch die Erinnerung an diese Historie im öffentlichen Bewusstsein verloren geht. Wo nichts ist, gibt es auch keinen Anlass nachzudenken.

Viel besser wäre es, Hinweise zu geben mit Tafeln, Schriften oder wie auch immer. Die Kolonialzeit gehört zu unserer Geschichte. Genauso übrigens wie die NS-Zeit. Wollen wir Gedenkstätten wie Bergen-Belsen oder Auschwitz auch beseitigen? Oder das Standbild von Jan von Werth? Auch der hat mit seinen Truppen geraubt und gebrandschatzt. Allerdings hier im deutschen Raum. Macht die Sache auch nicht besser. Ich jedenfalls möchte meinen Kaiser Wilhelm behalten. Thomas Talke Köln

Gegen „Bilderstürmerei“ und Absolutsetzen heutiger Anschauungen

Ich halte es für einen unglaublichen Vorgang, wenn einige Wenige, die ein Haar in der Suppe der Kölner Stadtgeschichte suchen und finden, jetzt den Abriss eines der Hohenzollern-Denkmäler fordern! Sicherlich kann man Kritik an Wilhelm II. üben, und es spricht auch nichts dagegen, eine Hinweistafel vor seinem Denkmal aufzustellen, auf der sein Leben kritisch beleuchtet wird. Aber Abriss? Ich bin jetzt 60 Jahre alt und hätte nicht gedacht, dass ich solche Bilderstürmerei, um nicht zu sagen Barbarei noch in meinem Leben sehen werde.

Dazu und zum Wandel der Anschauungen über die Generationen noch ein passendes Zitat: „Jeder sollte stets eingedenk sein, dass er nur auf den Schultern seiner Vorgänger steht, dass das menschliche Wesen ein beschränktes ist und bleiben wird, und dass nur die Begrenzung für jede Zeit eine andere ist. Auch die jetzige junge Generation wird es sich dereinst gefallen lassen müssen, zu den alten oder veralteten gezählt zu werden.“ (Deutsche Militärärztliche Zeitschrift, Jg. 1896, S. 311). Thomas Hemmann Bornheim

Gefahr von „Aus den Augen, aus dem Sinn“

Warum sind wir Deutschen eigentlich nicht in der Lage, zu unserer – auch unrühmlichen – Vergangenheit zu stehen? Unsere direkten Nachbarn verehren Napoleon, der halb Europa mit Krieg überzogen hat. Und in Italien käme niemand auf die Idee, antike Monumente zu schleifen, weil sie einen zwiespältigen römischen Kaiser zeigen. Warum also Monumente, teils gar künstlerisch wertvoll, entfernen, die uns an die dunklen Seiten unserer Geschichte erinnern können? Besteht sonst nicht die Gefahr des „aus den Augen, aus dem Sinn“?  Wolfgang Hauke Siegburg

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