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„Beschämend“Kiosk bietet in Sichtweite von Auschwitz Eis und Waffeln für Besucher an

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Besucher gehen am historischen Eingangstor des Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vorbei. Im Vordergrund sind die Gleise zu sehen, die in das Lager führen.

Das historische Tor des Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Unweit des Eingangs steht seit Kurzem ein kleiner Kiosk, der Eiscreme und Waffeln anbietet.

Der Kiosk lockt mit einem pinken Logo Touristen nach dem Besuch des KZs an. Der Gedenkverein ist empört.

Ein Kiosk in der Nähe des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau bestürzt den verantwortlichen Gedenkverein, Anwohner und Besucher. Der Container, der keine 300 Meter entfernt vom Gelände des ehemaligen KZs aufgebaut wurde, bietet für Besucher der Gedenkstätte Eiscreme und Waffeln an. Der Gedenkverein ist fassungslos über die Geschmacklosigkeit.

„Das ist nicht nur eine Geschmacklosigkeit, sondern auch ein Zeichen von mangelndem Respekt an einem besonderen historischen Ort“, wird der Sprecher der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Bartosz Bartyzel, von der polnischen Nachrichtenagentur PAP zitiert. Der Kiosk, der mit einem pinken Logo Eis und Waffeln bewirbt, steht in Sichtweite des historischen Eingangstors zum Konzentrationslager, unweit von den Gleisen entfernt.

Auschwitz: Kiosk bietet Eis und Waffel nahe des Eingangstors an

Der Container wurde offenbar erst vor wenigen Wochen aufgestellt, nachdem der Grundstücksbesitzer und der Kiosk-Inhaber einen Vertrag geschlossen haben, wie die polnische Zeitung „Gazeta Krakowska“ berichtet. Demnach stehe der Kiosk auf einem Grundstück, das unmittelbar an das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau grenze. Das Grundstück gehöre damit nicht der Bezirksverwaltung der Stadt Oświęcim, sondern sei im Privatbesitz.

„Um das Gelände des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau herum gibt es einige kleine Pazellen, die privaten Eigentümern gehören. Das ist auch hier der Fall“, erklärt der stellvertretende Ortsvorsteher von Oświęcim, Pawel Kobielusz. Die Verantwortlichen der Gedenkstätte und auch des Museums Auschwitz-Birkenau könnten daher wenig tun.

Kiosk an KZ Auschwitz-Birkenau: Gedenkverein spricht von „beschämendem Problem“

„Der Anhänger steht außerhalb der Schutzzone des Holocaust-Mahnmals. [...] Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen lokalen Behörden dieses beschämende Problem lösen werden“, erklärt Gedenkstätten-Sprecher Bartosz Bartyzel in der „Gazeta Krakowska“. Zwar muss der Bezirk, auf polnisch Powiat, einem Bebauungsplan zustimmen, diese Regelung gilt aber nur für öffentliche Grundstücke.

Zunächst hatte die Bezirksvertretung Oświęcim erklärt, es sei unklar, wie der Kiosk auf das Grundstück gelangen konnte. Zunächst war davon ausgegangen worden, dass es sich um ein öffentliches Grundstück handelt. Auch wenn der Kiosk keine 300 Meter entfernt von Auschwitz-Birkenau umstritten ist, darf er rechtlich gesehen dort stehen.

Vernichtungslager Auschwitz: Touristen machen unpassende Fotos an Gleisen und Krematorien

In den angrenzenden Gemeinden Oświęcim und Brzezinka hatte der neue Kiosk Empörung ausgelöst. Ein Anwohner erklärte der „Gazeta Krakowska“, Auschwitz sei schließlich der „größte Friedhof der Welt“ und man müsse diesem Respekt zollen. Auch in den sozialen Medien gab es nach den Berichten zahlreiche Kommentare mit Unverständnis und Fassungslosigkeit.

An der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gelten strenge Regeln für Besucher. So ist unter anderem Telefonieren und auch Essen innerhalb des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers aus Respekt vor den Geschehnissen untersagt. Dennoch müssen Mitarbeitende der Gedenkstätte immer wieder Besucher ermahnen, die Fotos auf den Gleisen vor dem Eingangstor oder vor den Krematorien machen.

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