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Neun Katzen ermordetMehr als fünf Jahre Haft für den „Katzenmörder von Brighton“

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Symbolfoto

Brighton/Hove – Es sind eindrückliche Schilderungen, mit denen Katzenbesitzer vor Gericht den Mord an ihren Haustieren beklagt haben. „Er wurde immer schwächer, und als ich ihn hochhob, spritzte Blut aus einer Wunde“, erinnerte sich Tina Randall an den Moment, als sie ihre Katze Gideon fand. Für diesen Angriff verantwortlich: Ein 54 Jahre alter Mann aus dem südenglischen Brighton. Gideon überlebte dank teurer Behandlung, doch neun Katzen starben nach ähnlichen Attacken und insgesamt sieben wurden verletzt. Ein Gericht verurteilte den „Katzenmörder von Brighton“ am Freitag deshalb zu fünf Jahren und drei Monaten Haft.

Die monatelangen Angriffe auf Haustiere hatten nicht nur in dem Seebad am Ärmelkanal für Aufsehen und Empörung gesorgt. Das Verhalten des Täters sei „grausam“ gewesen, sagte Richter Jeremy Gold. „Es zielte auf das Herz des Familienlebens.“ Gerade seit der Corona-Pandemie mit Kontaktbeschränkungen sei deutlich geworden, wie abhängig viele Menschen von der Gesellschaft und dem Vertrauen ihrer Haustiere seien. „Man kann sich vorstellen, welche Qualen die Besitzer dieser Katzen beim bloßen Gedanken daran, dass ein Messer in ihr geliebtes Haustier gestochen wird, litten“, so Gold.

Zahlreiche Organisationen für Tierwohl in Großbritannien

Briten gelten als besonders tierlieb. Nur halb im Scherz wird oft gelästert, dass sich viele Menschen in Großbritannien deutlich besser um ihre Haustiere als um ihre Mitmenschen kümmerten. Es gibt zahlreiche Organisationen, die sich um das Tierwohl kümmern, und bei Spendenkampagnen zur Unterstützung von Haustieren kommt schnell viel Geld zusammen. Auch diesen Aspekt wird das Gericht nach Ansicht von Prozessbeobachtern berücksichtigt haben.

Hendrix, Tommy, Hannah, Alan, Nancy, Gizmo, Kyo, Ollie und Cosmo: Neun Katzen fielen „Katzenmörder“ Steve B. zwischen Oktober 2018 und Juni 2019 zum Opfer. Sein Motiv ist noch immer unklar, im Verhör leugnete der Security-Mitarbeiter die Taten. Er stelle keine Gefahr für Tiere dar, versicherte er der Polizei. Doch Handyfotos, unter anderem von einer getöteten Katze, festigten den Verdacht - Steve B. wurde wegen „krimineller Sachbeschädigung“ schuldig gesprochen.

Lebenslange Haft wäre möglich gewesen

Möglich ist für den Straftatbestand in Großbritannien sogar lebenslange Haft, in Deutschland sieht das Tierschutzgesetz bis zu drei Jahre hinter Gittern vor.

Jeff Carter fand im März eine Blutpfütze auf seiner Türschwelle - und schließlich seine Katze Nancy, die sich unter seinem Bett verkrochen hatte. „Ich sah, dass Nancy eine große Wunde auf ihrer rechten Seite hatte, die stark blutete“, sagte Carter im Prozess. Er war nicht der einzige, der Tausende Pfund ausgab im verzweifelten Versuch, seiner Katze das Leben zu retten.

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Lange tappte die Polizei im Dunkeln, der Durchbruch gelang schließlich nach dem tödlichen Angriff auf Hendrix. „Die Eigentümer entdeckten eine Blutspur bis zu einem schmalen Durchgang - und dort hing eine Überwachungskamera“, erzählte Ermittler Chris Thompson dem örtlichen Nachrichtenportal „The Argus“. Die Kamera hatte ein Privatmann aufgestellt - dessen Katze ebenfalls getötet worden war. Auf den Bildern war Steve B. zu sehen, der sich zu einer Katze beugte, um sie zu streicheln, doch das Tier dann offensichtlich mit einer schnellen Bewegung attackierte.

Nun setzten die Ermittler das Puzzle zusammen. Mehrere Taten waren entlang der Strecke geschehen, die Steve B. zu seinem Arbeitsplatz zurücklegt. Bei einer Durchsuchung fanden Polizisten ein Messer mit Katzen-DNA auf der Klinge. Auf dem Handy des 54-Jährigen waren außer dem Foto eines der getöteten Tiere - Kyo - auch Bilder lebender Katzen zu sehen, auf seinem Laptop hatte Steve B. wiederholt nach Informationen über vermisste Katzen in der Stadt gesucht. Die Polizei schließt nicht aus, dass er weitere Katzen getötet hat. (dpa)