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Erdbeben in AfghanistanÜber 1.400 Tote, Tausende verletzt – Hilfe dringend benötigt

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Anwohner gehen in Mazar Dara an einem Haus vorbei, das durch ein Erdbeben zerstört wurde. Bei den verheerenden Erdbeben im Osten Afghanistans sind nach Angaben der herrschenden Taliban mehr als 900 Menschen ums Leben gekommen.

Anwohner gehen in Mazar Dara an einem Haus vorbei, das durch ein Erdbeben zerstört wurde. Bei den verheerenden Erdbeben im Osten Afghanistans sind nach Angaben der herrschenden Taliban mehr als 900 Menschen ums Leben gekommen. 

Immer wieder wird Afghanistan von schweren Erdstößen erschüttert. Nach einem erneuten Beben im Osten des Landes steigen die Zahlen der Toten und Verletzten weiter an. Zahlreiche Menschen sind noch unter den Trümmern eingeschlossen.

Nach dem verheerenden Erdbeben im Osten Afghanistans steigt die Zahl der Todesopfer weiter an. Laut Angaben der Taliban-Regierung sind inzwischen mehr als 1.400 Menschen ums Leben gekommen, über 3.000 wurden verletzt. Viele Dörfer liegen in Trümmern, etliche Menschen sind noch unter den eingestürzten Gebäuden verschüttet, ein Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen.

Das Erdbeben der Stärke 6,0 hatte in der Nacht zum 1. September die ostafghanische Provinz Nangarhar erschüttert. Das Epizentrum lag nahe der Handelsstadt Dschalalabad, einem bedeutenden Grenzübergang zu Pakistan. Nur 20 Minuten später folgte ein weiteres Beben der Stärke 4,5. Die Region war bereits zuvor durch Starkregen und Erdrutsche stark belastet, viele Straßen sind nun unpassierbar.

Dörfer in Schutt und Asche – Menschen graben mit bloßen Händen

Einsatzkräfte arbeiten unter schwierigsten Bedingungen, um durch Erdrutsche blockierte Zufahrten zu räumen. In viele abgelegene Dörfer kommen Helfer nur noch zu Fuß. „Unsere Teams berichten von massiver Zerstörung und Menschen, die mit bloßen Händen nach Verschütteten graben“, sagte Ruben Baudisch, Afghanistan-Referent der Johanniter.

Verletzte eines Erdbebens, bei dem Hunderte von Menschen ums Leben kamen und Dörfer im Osten Afghanistans zerstört wurden, werden mit einem Militärhubschrauber aus Mazar Dara in der Provinz Kunar evakuiert.

Verletzte eines Erdbebens, bei dem Hunderte von Menschen ums Leben kamen und Dörfer im Osten Afghanistans zerstört wurden, werden mit einem Militärhubschrauber aus Mazar Dara in der Provinz Kunar evakuiert.

In der Region leben viele Menschen in einfachen Flachbauten aus Lehm und Holz, oft ohne stabile Fundamente. Besonders in den Außenbezirken sind viele Häuser baufällig. Beim Beben stürzten ganze Gebäudereihen ein, oft während die Bewohner schliefen.

Mangelnde Infrastruktur und schwache Bausubstanz

Die schwache Bausubstanz, jahrzehntelange Konflikte und eine ohnehin fragile Infrastruktur machen Afghanistan besonders anfällig für Erdbeben. Bereits in den vergangenen Jahren hatten Beben immer wieder viele Opfer gefordert, so starben im Oktober 2023 laut UN über 1.500 Menschen, im Jahr 2022 über 1.000.

Blick auf das von einem Erdbeben betroffene Gebiet im Bezirk Nurgal in der Provinz Kunar.

Blick auf das von einem Erdbeben betroffene Gebiet im Bezirk Nurgal in der Provinz Kunar.

Hilfsorganisationen warnen angesichts der Zerstörung vor einer weiteren Zuspitzung der humanitären Lage. Elke Gottschalk, Regionaldirektorin der Welthungerhilfe, erklärte: „Die Familien brauchen jetzt winterfeste Zelte, denn vor dem Winter lassen sich die zerstörten Häuser nicht wieder aufbauen.“ Viele Dörfer in den schwer zugänglichen Bergregionen seien noch immer von der Außenwelt abgeschnitten.

Winter naht: betroffene Familien brauchen sofortige Hilfe

Zudem wurde die Lage durch die Rückkehr von rund zwei Millionen Menschen, die seit Jahresbeginn aus dem Iran und Pakistan abgeschoben wurden, weiter verschärft. Viele dieser Rückkehrer stehen ohne Obdach oder Einkommen da.

Die Taliban-Regierung hat inzwischen die internationale Gemeinschaft um Unterstützung gebeten. Shahabuddin Hamdard von der Partnerorganisation Organization of Human Welfare betont den akuten Mangel an medizinischer Versorgung: „Die Gesundheitszentren in der Region benötigen dringend Verbandmaterial, Kochsalzlösungen und Infusionen.“

Auch UN-Vertreter Indrika Ratwatte warnte vor weiter steigenden Opferzahlen und forderte globale Solidarität: „Es geht um Entscheidungen über Leben und Tod. Wir dürfen die Menschen in Afghanistan nicht vergessen, sie sind mit zahlreichen Krisen konfrontiert, ihre Widerstandskraft ist erschöpft.“

RND/AP/janp/dpa/KNA