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E-Mails im Epstein-SkandalTrump droht nach dem Shutdown nun der Showdown wegen „Bikini-Mädchen“

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Der Druck auf US-Präsident Donald Trump steigt. Neue E-Mails befeuern den Epstein-Skandal. Der US-Kongress will über die Offenlegung aller Akten abstimmen. (Archivbild).

Der Druck auf US-Präsident Donald Trump steigt. Neue E-Mails befeuern den Epstein-Skandal. Der US-Kongress will über die Offenlegung aller Akten abstimmen. (Archivbild).

Der längste Regierungsstillstand der Geschichte ist vorbei, aber die Epstein-Affäre bringt den US-Präsidenten in neue Bedrängnis.

Mehr als 50 Tage war es gespenstisch ruhig auf den Gängen des Repräsentantenhauses gewesen. Als der republikanische Vorsitzende Mike Johnson das Parlament schließlich am Mittwoch wieder zusammenrief, überschlugen sich die Ereignisse: Erst protestierten die Demokraten auf den Stufen des Kapitols gegen die drohende Explosion der Krankenversicherungs-Beiträge. Dann wurde eine schon im September gewählte demokratische Abgeordnete vereidigt, wodurch das Stimmenpolster der Republikaner auf sechs schrumpft. Am Abend kam trotzdem eine knappe Mehrheit für die Beendigung des wochenlangen Shutdowns zusammen.

Doch überschattet wurde der Tag von einem anderen Ereignis - der Veröffentlichung bislang unbekannter E-Mails des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, die nahelegen, dass Donald Trump sehr wohl von dem systematischen sexuellen Missbrauch minderjähriger Mädchen durch den Investmentbanker gewusst hat, der beste Kontakte zur High Society unterhielt. Auch soll er Zeit mit einem oder mehreren Opfern verbracht haben. Der Präsident hat das bestritten. Das Weiße Haus sprach von einer Verleumdungskampagne.

Mehrheit für die Veröffentlichung der Akten

Die nun bekanntgewordene private Korrespondenz des Sexualstraftäters heizt die Debatte über die Epstein-Ermittlungsakten weiter an. Die Republikaner hatten im Wahlkampf deren Veröffentlichung versprochen. Doch seit das „Wall Street Journal“ im Sommer über einen anzüglichen Geburtstagsglückwunsch Trumps an Epstein aus dem Jahr 2003 berichtete, will der Präsident die Dokumente unter Verschluss halten.

Die Demokraten und einige Republikaner versuchen im Parlament eine Abstimmung über die Offenlegung zu erzwingen. Die neue Abgeordneten Adelita Grijalva aus Arizona, deren Vereidigung von Johnson wochenlang verschleppt worden war, verhilft mit ihrer entscheidenden 218. Unterschrift dem Antrag zur Mehrheit.

Am Mittwoch hatten zunächst die Demokraten mehrere E-Mails von Epstein gestreut. Kurz darauf stellten die Republikaner 20.000 Seiten ins Netz. Die Papiere stammen aus dem Nachlass des Milliardärs, der an den Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses übergeben wurde.

Epstein war laut offiziellen Angaben 2019 durch Selbstmord in der Haft gestorben. Seine ebenfalls als Sexualstraftäterin verurteilte Komplizin Ghislaine Maxwell sitzt in einem Komfort-Gefängnis und hofft nach US-Medienberichten auf eine Begnadigung durch Trump.

„Der Hund, der noch nicht gebellt hat“

Trump und Epstein haben nach früheren Angaben des Präsidenten in den 1990er Jahren zusammen „viel Spaß“ gehabt. Doch noch vor der ersten Anklage des Mädchenhändler 2006 will der Präsident den Kontakt abgebrochen haben. Die nun bekanntgewordenen Dokumente lassen auf eine enge Verbindung beider Männer schließen.

„Ich möchte, dass Du weißt, dass der Hund, der noch nicht gebellt hat, Trump ist“, schrieb Epstein den Unterlagen zufolge im April 2011 an Maxwell. Ein Missbrauchsopfer habe „Stunden mit ihm in meinem Haus verbracht“. Trotzdem sei Trumps Name von der Polizei „kein einziges Mal erwähnt“ worden.

Im Dezember 2015 berichtete Epstein einem Redakteur der „New York Times“, Trump sei bei einem Besuch „so fixiert auf die jungen Frauen, die im Pool schwammen“ gewesen, dass er „fast durch die Tür gelaufen“ sei und einen Nasenabdruck auf dem Glas hinterlassen habe. „Möchtest Du Fotos von Donald mit Mädchen in Bikinis in meiner Küche?“, fragte er den Journalisten.

Wiederholt tauschte sich Epstein mit dem Sensationsreporter Michael Wolff aus, der ihn in PR-Fragen beriet. So bat Epstein 2015 vor einem CNN-Interview um einen Rat, wie er seine Beziehung zu Trump darstellen solle.

„Ich denke, Sie sollten ihn sich selbst aufhängen lassen“, antwortete Wolff. Wenn Trump behaupte, „er sei weder im Flugzeug noch im Haus gewesen“, gebe das dem Finanzier „politische Währung“. Bei Bedarf könne er „ihn retten“ und zur Dankbarkeit verpflichten.

Im Oktober 2016 schrieb Wolff mit der Betreffzeile „Nun könnte der Zeitpunkt sein“ an Epstein: „Es gibt diese Woche eine Gelegenheit, öffentlich über Trump in einer Weise zu reden, die Ihnen große Sympathie bringt und hilft, ihn zu erledigen. Interessiert?“

„Natürlich wusste er von den Mädchen“

Im Januar 2019, knapp sieben Monate vor seinem Tod in Untersuchungshaft, widersprach Epstein in einer Mail an Wolff ausdrücklich der Darstellung, Trump habe seinen einstigen Freund aus dem Golfclub Mar-a-Lago ausgeschlossen: „Ich war nie Mitglied“. Ausdrücklich setzte Epstein hinzu: „Natürlich wusste er von den Mädchen, denn er hat Ghislaine gebeten, das zu beenden.“

Trump streitet alles ab. „Die Demokraten nutzen den Jeffrey-Epstein-Schwindel, um von ihren massiven Misserfolgen abzulenken - insbesondere von ihrem jüngsten: dem Shutdown“, konterte er am Mittwoch auf seiner Onlineplattform.

Tatsächlich konnte der Präsident dann am Ende eines bewegten Tages einen Erfolg verbuchen: Das Repräsentantenhaus billigt mit 222 zu 209 Stimmen den umstrittenen dreimonatigen Übergangshaushalt samt der Kürzungen bei der Krankenversicherung, den die Republikaner im Senat mit acht demokratischen Abweichlern ausgehandelt hatten.

Der mit 43 Tagen längste Regierungsstillstand in der Geschichte der USA ist also vorbei. Die Epstein-Affäre aber bleibt dem Präsidenten erhalten. Im Dezember könnte das Repräsentantenhaus über die Freigabe aller Akten abstimmen.