Drei Finger abgehacktNeonazi soll brutalen Überfall durch angebliche Linke erfunden haben

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Chemnitz, Überfall In der Nacht zum Mittwoch wurde in Chemnitz auf der Helbersdorfer Straße, Höhe Tennisplätze im Stadtpark, eine Person überfallen.

Polizisten durchsuchen am 16. August 2023 in Chemnitz den Stadtpark. Hier soll es zu einem Angriff gekommen sein. Dies bestätigte sich später nicht.

Im Chemnitzer Stadtpark soll ein Neonazi von Linken übel zugerichtet worden sein. Diese Geschichte löst sich laut LKA gerade in Wohlgefallen auf.

Die Meldung hatte Mitte August zu medialem Aufsehen geführt: Angeblich war ein Neonazi in einem Chemnitzer Stadtpark überfallen worden. Demnach wurden ihm bei dem Angriff mit einer Machete drei Finger abgehackt. Eine Gruppe Vermummter sei für die brutale Attacke verantwortlich, hatte das Opfer angegeben.

In rechten Kreisen hatte sich die Meldung schnell verbreitet. Das Landeskriminalamt Sachsen (LKA) ermittelte wegen schwerer Körperverletzung. Demnach sei ein 29-jähriger Deutscher am 15. August in einer Parkanlage an der Helbersdorfer Straße angegriffen worden. Eine „politische Motivation“ könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es in der Mitteilung.

Bei dem Geschädigten soll es sich um den bekannten Rechtsextremen Alexander W. handeln. Schnell wurde spekuliert, dass eine militante Antifa-Gruppe hinter dem Überfall stecken könnte. 

Abgetrennte Finger: Überfall in Chemnitz könnte vorgetäuscht worden sein

Nun die überraschende Wende: Wie das LKA am Montag mitteilt, wird inzwischen gegen den 29-Jährigen selber ermittelt. Der Verdacht auf eine politisch motivierte Straftat habe sich nicht bestätigt. Der Geschädigte könnte die Straftat nur vorgetäuscht haben, so das LKA. Gegen einen weiteren Beschuldigten wird zudem wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Der Mann soll nach „Bild“-Informationen wie Alexander W. der rechtsextremen Szene angehören.

Der Verdacht steht im Raum, dass der zweite Beschuldigte den 29-Jährigen mit dessen Einverständnis schwer verletzte, um den Angriff dem politischen Gegner in die Schuhe schieben zu können. Das LKA teilt mit, dass bei beiden Männern eine Wohnungsdurchsuchung durchgeführt wurde, bei der Beweismittel sichergestellt wurden. Zudem wurde Diebesgut gefunden.

Fall Andreas Jurca: AfD-Politiker behauptet, angegriffen worden zu sein

Der Fall erinnert entfernt an die Causa Andreas Jurca – wobei die Hintergründe hier noch völlig unklar sind. Der Augsburger AfD-Politiker hatte im Mitte August behauptet, nach einer Grillfeier nachts auf der Straße zusammengeschlagen worden zu sein. In den sozialen Medien verbreiteten sich vor allem in rechten Kanälen Bilder, die sein schlimm zugerichtetes Gesicht zeigten. Jurca hatte angegeben, von „Südländern“ überfallen worden zu sein, und eine Verbindung zu seiner politischen Tätigkeit hergestellt.

Letztlich konnten Ermittlungen der Polizei diesen Sachverhalt jedoch nicht bestätigen, es bestanden Zweifel an Jurcas Darstellung des Überfalls. Jurca kündigte an, sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Inzwischen ist bei der Augsburger Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Jurca eingegangen, die ihm „Vortäuschung einer Straftat“ vorwirft. Die Ermittlungen in dem Fall laufen weiter. (cme)

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