Seit Tagen sorgen Dokumente aus den „Epstein Files“ für Wirbel – und Donald Trump steht im Fokus. Das sind die auffälligsten E-Mails.
Bizarre Andeutungen in E-Mails„Unfassbar böse“ und „Einsicht“ für Moskau – Was Epstein über Trump berichtet hat

US-Präsident Donald Trump am Sonntag (16. November) bei seiner Abreise auf Florida.
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Es ist eine ganze Flut an E-Mails und Dokumenten, die von Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in der vergangenen Woche veröffentlicht worden sind. Erst zeigten die Demokraten im Aufsichtsgremium des Repräsentantenhauses einen Schriftverkehr, in dem Epstein erklärt, dass US-Präsident Donald Trump „von den Mädchen“ gewusst und außerdem „Stunden“ mit dem Missbrauchsopfer Virginia Giuffre verbracht habe.
Dann legten die Republikaner nach und brachten ein Paket von rund 20.000 Dokumenten aus dem Nachlass des einstigen New Yorker Investmentbankers an die Öffentlichkeit. Seitdem kommen immer mehr brisante, aber auch absurde Äußerungen des verstorbenen Missbrauchstäters ans Tageslicht – und erneut betreffen viele davon die frühere Beziehung des Sexualstraftäters zu Trump, der engere Beziehungen zu Epstein bestreitet.
Die bisher unveröffentlichten E-Mails aus dem Nachlass Epsteins stammen aus den Jahren 2011 bis 2019 – und legen das Gegenteil nahe. Die Mails und Dokumente geben einen Einblick, was Epstein über seinen langjährigen Weggefährten Trump gedacht hat, der sich nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus gegen eine Veröffentlichung der sogenannten „Epstein Files“ gewehrt hat. Keine der nun veröffentlichten E-Mails wurde an oder von Trump gesendet, einige der Äußerungen über den US-Präsidenten sorgen jedoch für besonders viel Wirbel.
April 2011: Trump angeblich „stundenlang“ in Epsteins Haus
In einer von den Demokraten veröffentlichten E-Mail schrieb Epstein an seine mittlerweile verurteilte Mittäterin Ghislaine Maxwell, Trump sei „der Hund, der nicht gebellt hat“. Eines seiner Opfer habe „Stunden mit ihm bei mir zu Hause verbracht, er wurde kein einziges Mal erwähnt“, berichtete Epstein damals weiter. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich um das Missbrauchsopfer Virginia Giuffre gehandelt haben soll.
Januar 2019: Trump wusste laut Epstein „von den Mädchen“
Auch diese E-Mails wurden von den Demokraten veröffentlicht. Darin schrieb Epstein an den Enthüllungsjournalisten Michael Wolff zunächst, dass Trump ihn aufgerufen habe, aus seinem Club in Mar-A-Lago in Florida auszutreten, obwohl er „nie Mitglied“ gewesen sei. Dann fügte Epstein an: „Natürlich wusste er von den Mädchen, da er Ghislaine aufgefordert hat, damit aufzuhören.“
Dezember 2015: Epstein schreibt über Fotos von Trump
In einer Korrespondenz mit dem damaligen „New York Times“-Reporter Landon Thomas Jr., der an einem Portrait von Epstein arbeitete, bot Epstein dem Journalisten „Fotos von Donald und Mädchen in Bikinis in meiner Küche“ an. „Ja!!!“, lautete den Dokumenten zufolge die Antwort des Reporters. „Lauren Petrella, das Hawaiian Tropic-Girl“, schrieb Epstein daraufhin.
In einer weiteren E-Mail aus dem Schriftverkehr schlug Epstein zudem vor, Reporter sollten „meinen Hausmeister fragen, wie Donad [sic!] fast durch die Tür gelaufen wäre und dabei seinen Nasenabdruck auf dem Glas hinterlassen hätte, während junge Frauen im Pool schwammen und er so konzentriert war, dass er direkt gegen die Tür lief“.
Januar 2017: Epstein bezeichnet Trump als „fucking crazy“
In einem E-Mail-Gespräch mit „New York Times“-Reporter Thomas Jr. erklärte Epstein über Trump: „Donald is fucking crazy“. Der Sexualstraftäter deutete damals in weiteren Mails an den Journalisten zudem an, dass der Republikaner an „beginnender Demenz“ leiden könnte.
Februar 2017: „Keiner war so schlecht wie Trump“
In E-Mails an US-Politiker Larry Summers schrieb Epstein: „Erinnern Sie sich, ich habe Ihnen erzählt, dass ich einige sehr schlechte Menschen getroffen habe, aber keiner war so schlecht wie Trump. Er hat keine einzige anständige Zelle in seinem Körper.“ Trump sei „gefährlich“, fügte Epstein dabei hinzu.
März 2018: Epstein nennt Trump „unfassbar böse“
Besonders deutlich wurde Epstein in seiner Korrespondenz mit dem Journalisten den nun veröffentlichten Dokumenten zufolge schließlich im März 2018. In einer weiteren Reihe von Nachrichten an Thomas Jr. berichtete Epstein zunächst über Trump, dass dieser „sich allein fühlt und durchgedreht ist!!!“
Dann hieß es: „Ich habe es allen von Anfang an gesagt. Er ist unfassbar böse und wahnsinnig, und die meisten dachten, ich würde metaphorisch sprechen.“ Es sei offensichtlich, dass Trump „durchdrehen“ könne, fügte Epstein an. Im Fall Stormy Daniels erzähle der Republikaner „Lüge um Lüge um Lüge“, erklärte Epstein außerdem.
Stormy Daniels ist der Künstlername der ehemaligen Pornodarstellerin Stephanie Clifford, die nach einem Rechtsstreit mit Trump eine Geldzahlung von dem Republikaner erhalten hatte. Ziel war dabei offenbar, dass Clifford nicht mehr über eine Affäre spricht, die sie nach eigenen Angaben 2006 mit Trump gehabt habe. Trump bestritt die Vorwürfe und sprach von Lügen. Später wurde der US-Präsident schließlich für die Fälschung von Unterlagen verurteilt, mit der die Zahlungen an Daniels verschleiert werden sollten.
Juni 2018: Epstein bietet Russland Informationen über Trump an
In E-Mails an den norwegischen Politiker Thorbjorn Jagland bot Epstein an, sich mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow zu treffen, um Moskau „Einblick“ in die Denkweise des Republikaners zu geben. Kurz bevor Trump und Putin sich damals in Helsiniki trafen, bat Epstein den Norweger, seine Botschaft an Kremlchef Wladimir Putin weiterzuleiten.

Ein undatierte Aufnahme zeigt Ghislaine Maxwell zusammen mit Jeffrey Epstein. (Archivbild)
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„Ich denke, Sie könnten Putin vorschlagen, dass Lawrow Einblicke in Gesprächen mit mir gewinnen kann“, erklärte Epstein in einer der Mails an Jagland. Mit Vitali Churkin habe er bereits einem anderen russischen Diplomaten geholfen, Trump zu „verstehen“, berichtet der Sexualstraftäter weiter. „Es ist nicht kompliziert. Man muss gucken, dass er etwas bekommt. So einfach ist das.“
Dezember 2018: Epstein nennt Trump „fast wahnsinnig“
In mehreren Nachrichten an seinen Anwalt Reid Weingarten erklärte Epstein, dass der Vergleich von Trump mit einem „Mafiaboss“ die Tatsache ignoriere, „dass er über große gefährliche Macht verfügt“. Zudem nennt Epstein den Republikaner „fast wahnsinnig“ und behauptet, die Einschätzung werde „von einigen, die ihm nahestehen, bestätigt“.
März 2018: Epsteins Bruder schreibt über pikante Fotos von Trump
Für besonders großen Wirbel – und eine Flut an Sprüchen und Memes in den sozialen Netzwerken – hat unterdessen ein Schriftverkehr aus dem März 2018 gesorgt.
In einer E-Mail an Epstein bat dessen Bruder Mark Epstein den Sexualstraftäter darum, Trumps ehemaligen Chefstrategen Steve Bannon zu fragen, ob Kremlchef Putin „die Fotos von Trump, wie er Bubba einen bläst“ habe. „Du und dein Kumpel Donnie können ein Remake des Films Get Hard drehen“, schrieb Epsteins Bruder außerdem in dem schlüpfrigen Austausch.
Da der ehemalige US-Präsident Bill Clinton auch unter dem Spitznamen „Bubba“ bekannt ist, sorgte die Mail für viel Aufsehen. Mittlerweile hat sich Mark Epstein laut US-Medien dazu geäußert. „Um Missverständnisse auszuschließen: Die Erwähnung von ‚Bubba‘ in diesem Schriftverkehr ist in keiner Weise eine Anspielung auf den ehemaligen Präsidenten Bill Clinton“, zitierte „The Advocate“ den Epstein-Bruder.
Es handele sich demnach um „eine Privatperson und keine Person des öffentlichen Lebens“, hieß es weiter. Zudem sei der E-Mail-Austausch zwischen den beiden Brüdern falsch interpretiert worden, zitierten US-Medien aus der Stellungnahme. „Es handelte sich lediglich um einen humorvollen privaten Austausch zwischen zwei Brüdern, der niemals zur Veröffentlichung bestimmt war oder als ernsthafte Äußerung verstanden werden sollte.“
Trump spricht von „Epstein-Schwindel“
US-Präsident Trump reagierte unterdessen zunächst in bekannter Manier auf die Veröffentlichung der zahlreichen Dokumente. In mehreren Beiträgen auf seiner Plattform Truth Social sprach der Republikaner am Freitag zunächst von einem „Epstein-Schwindel“ und beschuldigte die Demokraten, von ihren politischen Fehlentscheidungen ablenken zu wollen.

„Präsident Trump: Geben Sie alle Epstein-Akten frei“ ist auf einem Gebäude nahe dem Weißen Haus zu lesen. Der Druck auf US-Präsident Donald Trump ist im Fall Epstein zuletzt erneut gestiegen. (Archivbild)
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„Einige schwache Republikaner sind ihnen in die Fänge geraten, weil sie weich und töricht sind“, polterte der US-Präsident gegen jene seiner Parteikollegen, die sich für eine Freigabe aller Epstein-Dokumente ausgesprochen haben. „Verschwendet eure Zeit nicht mit Trump. Ich habe ein Land zu regieren!“, fügte Trump an.
Parteiübergreifender Antrag droht: US-Präsident vollzieht Kehrtwende
Zu Wochenbeginn vollzog der US-Präsident dann schließlich eine Kehrtwende, nachdem sich der innerparteiliche Streit überf den Umgang mit den „Epstein Files“ bei den Republikanern zugespitzt hatte. So brach Trump etwa am Wochenende mit seiner langjährigen Unterstützerin Marjorie Taylor Greene – lange Zeit eines der bekanntesten Gesichter der „Maga“-Bewegung – weil sich die Rechtsaußen-Abgeordnete für eine Freigabe der Akten starkmacht.
Das US-Repräsentantenhaus will außerdem diese Woche einen parteiübergreifenden Antrag verabschieden, um die Regierung zur Veröffentlichung aller Epstein-Akten zu bringen. Der Vorsitzende der Kongresskammer, der Republikaner Mike Johnson, hat zugesagt, eine solche Abstimmung abzuhalten. Neben den Demokraten wollen auch viele Republikaner für eine Freigabe der Dokumente stimmen. Angesichts dieser Lage änderte Trump nun offenbar seine Meinung.
„Die Republikaner im Repräsentantenhaus sollten dafür stimmen, die Epstein-Akten freizugeben, denn wir haben nichts zu verbergen“, schrieb Trump am Sonntag bei Truth Social. „Einige ‚Mitglieder‘ der Republikanischen Partei werden ‚ausgenutzt‘, und wir können das nicht zulassen“, schrieb Trump am Sonntag auf Truth Social. Die Epstein-Affäre sei nur eine „Falle“, die Demokraten wollten von dem „großen Erfolg“ seiner Republikaner ablenken, fügte der US-Präsident hinzu.

