Während die Gefechte zwischen Israel und dem Iran andauern, wird der Ton international immer schärfer – auch gegenüber Kanzler Merz.
Atombomben-Video im Staats-TVIran droht Trump mit „Antwort“ – Moskau geht auf Merz los

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat Israel gedroht. (Archivbild)
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Der Iran hat deutliche Worte an US-Präsident Donald Trump gerichtet. Der Republikaner hatte zuvor die „bedingungslose Kapitulation“ des Regimes in Teheran gefordert – und angedeutet, dass die USA den Aufenthaltsort des obersten iranischen Führers Ali Chamenei genau kennen, vorerst jedoch darauf verzichten würden, den Ajatollah zu töten. Eine Beteiligung des US-Militärs an den israelischen Angriffen auf den Iran steht damit im Raum.
Die USA seien „Mitschuldiger an den Aktivitäten Israels“ entgegnete am Mittwoch schließlich der iranische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Ali Bahreini, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Teheran habe Washington mitgeteilt, dass der Iran „entschieden antworten“ werde, falls das US-Militär sich direkt an der israelischen Militärkampagne beteiligen sollte.
Iranische Staatsagentur veröffentlicht Atombomben-Video
In der Nacht hatte zuvor auch Chamenei bereits harsche Drohungen veröffentlicht: „Wir müssen eine starke Antwort auf das terroristische zionistische Regime geben“, schrieb Chamenei im Onlinedienst X. Der Iran werde gegenüber „Zionisten“ keine Gnade zeigen, fügte er hinzu.
Auch die staatlichen Medien in Teheran setzten zuletzt auf drastische Botschaften. So veröffentlichte die Nachrichtenagentur IRNA auf X ein Video, in dem so etwas wie eine Miniatur-Atombombe zu sehen ist, während eine Hand darüber streichelt. Dazu wurde in dem Video das Wort „vielleicht“ neben der Atombomben-Attrappe eingeblendet, wie das US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ berichtete.
Stadtviertel von Teheran mittlerweile fast menschenleer
Die Gefechte zwischen Israel und dem Iran dauern unterdessen an. In großer Zahl verlassen Menschen weiterhin die iranische Hauptstadt Teheran, manche Viertel sind nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mittlerweile nahezu menschenleer, auch der Verkehr in der Acht-Millionen-Metropole habe deutlich nachgelassen, hieß es weiter.
Im Internet kursieren Bilder, welche die massive Zerstörung in der Stadt zeigen sollen: zerbrochene Fenster, eingestürzte Fassaden und Wohnzimmer voller Trümmer. Zerstörte Leitungen zwingen Anwohner außerdem dazu, vorübergehend umzuziehen, um wieder fließendes Wasser zu haben. Mindestens 224 Menschen, unter ihnen Frauen und Kinder, wurden laut iranischen Angaben seit Kriegsbeginn getötet. Israel spricht von 24 Todesopfern durch die iranischen Vergeltungsangriffe.
Verbalattacke auf Friedrich Merz aus Moskau
Auch abseits der direkten Kriegsbeteiligten und den USA bleibt der Ton am Mittwoch international überaus rau: So reagierte Russland mit scharfen Worten auf Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der Israel zuvor seinen Respekt dafür ausgesprochen hatte, dass es im Iran die „Drecksarbeit für uns alle“ mache.
Während auch in Deutschland Kritik an der Wortwahl des Kanzlers laut wurde, reagierte Moskau mit einer heftigen Verbalattacke auf den Christdemokraten. „Das ist der schrecklichste Satz, den ich je nicht nur gehört habe, sondern den ich mir überhaupt vorstellen kann“, kommentierte Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, Merz’ Äußerungen in ihrem Telegram-Kanal.
Merz sei ein „Nazi-Nachfahre“, dessen Vater in der Wehrmacht gegen die Rote Armee gekämpft und dessen Großvater als Bürgermeister von Brilon Straßen nach Adolf Hitler und Joseph Goebbels benannt habe, polterte Sacharowa weiter. „Russland führt heute das Werk fort, das die Antifaschisten seinerzeit begonnen haben“, behauptete die Regierungssprecherin weiter. Moskau ist einer der engsten Verbündeten des Iran – unterstützt das angegriffene Land bisher aber nur mit Worten.
Emmanuel Macron: „Regimewechsel anzustreben, würde Chaos bedeuten“
Indirekten Widerspruch für Merz und einen möglichen Eingriff der US-Armee gab es allerdings auch im Westen: So sprach sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gegen einen Sturz des Regimes in Teheran mit militärischen Mitteln aus. „Der größte Fehler, den man heute begehen kann, ist, mit militärischen Mitteln einen Regimewechsel im Iran anzustreben, denn das würde Chaos bedeuten“, sagte Macron zum Abschluss des G7-Gipfels in Kanada.
„Glaubt irgendjemand, dass das, was 2003 im Irak (…) und im vergangenen Jahrzehnt in Libyen geschehen ist, eine gute Idee war? Nein!“, sagte Macron weiter in Anspielung auf die militärischen Interventionen unter Führung der USA, die 2003 zum Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein und im Jahr 2011 zur Tötung des libyschen Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi führten.
Indirekter Widerspruch für Merz aus Frankreich
Zum Konflikt zwischen Israel und dem Iran fügte Macron an: „Nein zu Angriffen auf die Energieinfrastruktur, nein zu Angriffen auf die Zivilbevölkerung und nein zu Militäraktionen, die zu einem Regimewechsel führen würden, denn niemand kann sagen, was danach kommt.“ Zwar wolle auch Frankreich nicht, dass der Iran eine Atombombe bekomme, nun sei es jedoch nötig, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, forderte der Franzose. Frankreich werde „niemals an Aktivitäten zur regionalen Destabilisierung“ teilnehmen, bekräftigte Macron.

Israelische Luftabwehr im Einsatz gegen iranische Raketen über Tel Aviv. (Archivbild)
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In den USA kommen unterdessen Zweifel an der israelischen Begründung für den Angriff auf den Iran auf – von denen Präsident Trump jedoch nichts wissen will. Der Republikaner distanzierte sich deutlich von einer früheren Aussage seiner Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard zum iranischen Atomprogramm. „Es ist mir egal, was sie gesagt hat“, sagte Trump auf Nachfrage einer Journalistin. Er selbst denke, der Iran sei „sehr nah dran“ gewesen, eine Atombombe zu haben.
Trump über Geheimdienstchefin: „Es ist mir egal, was sie gesagt hat“
Gabbard hatte Ende März im Geheimdienstausschuss des US-Senats erklärt, nach Einschätzung der US-Geheimdienste baue der Iran derzeit keine Atombombe. Chamenei habe dem seit 2003 ausgesetzten Programm bislang keine neue Genehmigung erteilt, sagte sie. Israel begründet seinen jüngsten Angriff auf das Land unterdessen mit dem Fortschreiten des iranischen Atomprogramms.
Wie die konkrete Einschätzung der Lage aktuell bei den US-Geheimdiensten aussieht, bleibt derweil zunächst offen. Auf eine spätere Nachfrage von Journalisten, ob sich an Gabbards Einschätzung vom März etwas geändert habe, wich Außenamtssprecherin Tammy Bruce nach Trumps deutlichen Worten einer klaren Antwort aus. Sie könne keine Geheimdienstinformationen preisgeben, erklärte Bruce lediglich. (mit dpa/afp)