„Hoffe auf Sieg der Bevölkerung“Schwester von Ajatollah Chamenei verurteilt „Tyrannei“ ihres Bruders

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Ajatollah Ali Chamenei, Oberster Führer und geistliches Oberhaupt des Iran, spricht während einer Videokonferenz mit Beamten des Bildungsministeriums in Teheran.

Ajatollah Ali Chamenei, Oberster Führer und geistliches Oberhaupt des Iran, verliert immer mehr an Rückhalt. (Archivbild)

„Ich denke, es ist jetzt angebracht zu erklären, dass ich gegen die Handlungen meines Bruders bin“, schrieb Badri Hosseini Chamenei in einem mehrsprachigen Brief. Sie hofft auf einen Sieg der Demonstranten im Iran.

Die Schwester des iranischen geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei, Badri Hosseini Chamenei, hat sich hinter die Proteste gegen das Regine in Teheran – und damit gegen ihren Bruder gestellt. In einem von ihrem Sohn in mehreren Sprachen veröffentlichten Brief, verurteilt Hosseini die „despotische Führung“ des Landes.

„Ich denke, es ist jetzt angebracht zu erklären, dass ich gegen die Handlungen meines Bruders bin“, schrieb Hosseini und drückte ihr Mitgefühl für „alle Mütter“ aus, die nach „Verbrechen des Regimes der Islamischen Republik trauern“.

Iran: Schwester von Ayatollah sieht nur „Leiden und Unterdrückung“ durch Regime

Das Regime habe dem Iran und den Iranern nur „Leiden und Unterdrückung“ gebracht. An den Protesten könne sie wegen ihrer gesundheitlichen Verfassung jedoch nicht aktiv teilnehmen. Der genaue Wohnort der Schwesters des Ayatollahs ist nicht bekannt, vermutlich lebt sie jedoch im Iran.

„Ich hoffe auf den Sieg der Bevölkerung und den Sturz dieser Iran regierenden Tyrannei“, schrieb Hosseini zudem und rief die iranischen Revolutionsgarden dazu auf, die Waffen niederzulegen und sich dem Protest anzuschließen.

Hosseini Chamenei: „Meine Sorge galt und gilt immer den Menschen, insbesondere den Frauen im Iran“

„Meine Sorge galt und gilt immer den Menschen, insbesondere den Frauen im Iran. Die Menschen im Iran verdienen Freiheit und Wohlstand, und ihr Aufstand ist legitim und notwendig, um ihre Rechte zu erlangen“, schrieb die Schwester Chameneis weiter. „Ich hoffe, dass der Sieg des Volkes und der Sturz der Tyrannei, die im Iran herrscht, bald kommt.“

Kritik am Kurs des Regimes gab es unterdessen auch von Ex-Präsident Mohammed Chatami. Der frühere iranische warnte die Führung des Landes vor einer weiteren Unterdrückung der Proteste. „Man sollte Sicherheit nicht als Vorwand nehmen, um Freiheit zu unterdrücken“, wird der islamische Geistliche von der Tageszeitung „Shargh“ zitiert.

Iran: Sicherheitskräfte gehen gegen Studierende vor

Chatami mahnte, die Forderungen ernst zu nehmen. Die Protestbewegung fordere mit dem „schönen Slogan: Frau, Leben, Freiheit“ eine bessere Zukunft. Die Politik sollte ihr die Hand reichen, „bevor es zu spät ist“. Chatami war Präsident zwischen 1997 und 2005.

Die Proteste gingen im Iran derweil auch am Mittwoch weiter. In der Hauptstadt Teheran sind Sicherheitskräfte erneut mit Gewalt gegen Studierende vorgegangen. Bei den Studentenprotesten wurden einige Menschen verletzt und weitere festgenommen, wie Augenzeugen von der Amirkabir-Universität für Technologie berichteten. Videos in den sozialen Medien zeigten Proteste auch in anderen Teilen der Hauptstadt. Polizei, Milizen und Sicherheitskräfte waren mit einem massiven Aufgebot auf den Straßen.

Iran: Mehr als 18.000 Menschen inhaftiert – einigen droht Todesstrafe

Präsident Ebrahim Raisi zeigte sich bei einem Treffen mit systemtreuen Studenten kämpferisch. Er erneuerte seine Behauptung, dass die USA die Proteste anheizten und den Iran zerstören wollten. Beobachter sehen darin jedoch ein Manöver, um von den eigentlichen Ursachen der Proteste abzulenken.

Seit Mitte September kommt es im Iran zu intensiven Protesten gegen das Regime in Teheran nachdem die 22-jährige Kurdin Jina Mahsa Amini in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei gestorben war. Mehr als 18.000 Menschen sind seitdem wegen der Beteiligung an Protesten inhaftiert worden. Mehr als 420 Demonstranten sind demnach getötet worden. Vielen Inhaftierten droht nach einer Anklage wegen „Krieg gegen Gott“ die Todesstrafe.

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