In Sachen LiebeIch kann die Affäre meines Mannes nicht vergessen, was tun?

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Eine Affäre kann das Vertrauen nachhaltig zerstören.

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  • Diesmal beantwortet Elisabeth Raffauf die Frage, wie das Vertrauen nach einer Affäre wieder hergestellt werden kann.

Köln – Mein Mann und ich sind seit vielen Jahren verheiratet. Vor etwa drei Jahren hatte er eine Affäre, die er beendet hat, um unsere Ehe zu retten. Eigentlich geht es uns gut. Aber ich kann das einfach nicht vergessen und muss das Thema immer wieder anschneiden. Mein Mann möchte nicht mehr darüber reden und sagt: Es ist jetzt vorbei, es gibt nichts zu reden. Hildegard, 52

Die Vorstellung, dass der Partner oder die Partnerin jemand anderen hat, ist sehr kränkend. Sie wissen oder ahnen: Mein Mann denkt jetzt nur an diese Frau, hat Geheimnisse mit ihr, hat eine Nähe mit ihr, die er vorher nur mit mir geteilt hat. Und Sie haben Angst davor, dass sie vielleicht ja wirklich etwas hat, das viel attraktiver ist als Sie selbst. Etwas, das Sie ihm nicht geben können. Das kann sich anfühlen, als würde einem ein Körperteil abgenommen.

War die Affäre nur ein spannendes Abenteuer?

Und dann soll es vorbei sein. So hat Ihr Mann es Ihnen mitgeteilt. Er würde es am liebsten vergessen machen. Ihm ist es lästig, dass sein Verhalten weiter Thema sein soll. Schwer zu sagen, was es für ihn überhaupt war: eine Affäre, ein Abenteuer, das einfach mal spannend war? Ein Versuch etwas zu finden, das er in der bestehenden Beziehung vermisst? Eine Ablenkung von einem Problem in Ihrer Beziehung? Eine grundsätzliche Unzufriedenheit? Vielleicht weiß er es selbst nicht. Er hat es einfach gemacht. Und jetzt – will er es vielleicht ungeschehen machen. Ausblenden. Er schämt sich womöglich sogar. Also: Schwamm drüber!

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Elisabeth Raffauf ist Psychologin in Köln.

Nur: Für Sie ist es nicht vorbei. Es bohrt weiter in Ihnen: Was war das? Was hatte diese Frau, das Sie selbst Ihrem Mann nicht geben können? Oder andersherum, das Ihr Partner bei Ihnen nicht zu finden glaubt? Und: Warum hat er Ihnen das überhaupt angetan? Das ist etwas, was Sie zutiefst verletzt und verunsichert hat. Ihre Fragen bleiben: Ist der Kontakt wirklich zu Ende? Kann ich ihm noch trauen? Sucht er weiter etwas, das er bei mir nicht findet? Wird es nochmal passieren? Quälende Gedanken.

Vertrauen kommt zu Fuß und geht per Pferd

Wenn so etwas passiert, ist das Vertrauen angeknackst. Und Vertrauen wieder aufzubauen, braucht Zeit. Es gibt im Holländischen einen Satz, der heißt: „Vertrauen kommt zu Fuß und geht per Pferd.“ Die Tatsache, dass es Sie noch so quält, ist erstmal ein Zeichen dafür, dass da noch was nicht erledigt ist für Sie. Sie können es nicht einfach beiseiteschieben. Also müssen Sie nochmal ran an das Thema. Das Geschehene braucht einen Platz. Auch zwischen Ihnen und Ihrem Mann. Dann können Sie vielleicht eher loslassen.

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Welche Fragen haben Sie dazu? Welche Unsicherheiten belasten Sie? Das muss noch einmal für Sie aufgegriffen und bearbeitet werden. Sonst ploppen Ihre Zweifel und Ängste unangemeldet immer wieder auf. Vielleicht in spitzen Kommentaren Ihrerseits, wenn Ihnen ein Verhalten Ihres Mannes auffällig erscheint, vielleicht auch in Kontrollhandlungen. Sie schauen mal unbemerkt auf sein Handy oder spüren ihm in anderer Weise nach. Beides sind keine beziehungsfördernden Maßnahmen.

Gespräch zu dritt statt bissige Kommentare

Vielleicht können Sie mit Ihrem Mann ganz konkret vereinbaren, dass Sie noch etwas brauchen: das Gespräch, in dem Sie Ihre Fragen stellen dürfen, in dem er Ihnen zuhört und Sie ihm zuhören. Eventuell mit einer dritten, neutralen Person. Manches kann er dann vielleicht beantworten, anderes nicht. Dass es einfach nochmal einen Platz bekommt und Sie im Gegenzug nicht zwischendurch bissige Kommentare oder ähnliches abgeben.

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Auch in einem solchen Gespräch ist es gut, wenn Sie von sich reden: „Ich fühle mich…“ oder „Ich habe mich gefühlt…“ Ihr Mann kann das Geschehene nicht ungeschehen machen. Aber er könnte zum Beispiel sagen, dass es nicht seine Absicht war, Sie zu treffen, und dass es ihm leid tut, dass Sie so getroffen sind. Noch immer.

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